Hagen. Pompöser Auftakt in die neue Saison für den Basketball-Bundesligisten Phoenix Hagen: Das philharmonische Orchester Hagen wird kurz vor Anpfiff am ersten Spieltag eine frisch komponierte Fanfare präsentieren. Gehört hat diese noch niemand.

Es gibt eine gute und eine, sagen wir mal, etwas unerwartete Nachricht. Die gute ist: Basketball-Bundesligist Phoenix Hagen und das Hagener Stadttheater werden mit einer sportlich und musikalisch mehr als ambitionierten Uraufführung wenige Minuten vor dem Start in die Basketball-Saison (Mittwoch, 17 Uhr, Enervie-Arena, Hagen gegen Gießen) für gehöriges Aufsehen sorgen. Denn: Das Philharmonische Orchester Hagen wird mit rund 40 Musikern auf dem Hochglanz-Parkett der Arena eine eigens komponierte Fanfare intonieren. Gestern wurde das Werk - zumindest in verbaler Form - präsentiert. Womit wir zum unerwarteten Teil der Nachricht kämen: Zu hören bekam das Stück niemand.

Der Zeitrahmen ist ambitioniert. Rauf aufs Feld. Eine Minute und 15 Sekunden musizieren, Instrumente packen und wieder runter vom Feld. Viel Aufwand für einen einzigartigen Moment. „Da muss ich mich ganz schön beeilen“, sagt Generalmusikdirektor (GMD) Florian Ludwig, der Phoenix-Geschäftsführer Oliver Herkelmann neben einer möglichst heroischen Hymne auch versprach: „Wir werden auf dem guten Parkett kein Cello in den Boden rammen.“

Rückblende: Irgendwann in der vergangenen Saison saß GMD Ludwig auf der Tribüne der Enervie-Arena. Die Atmosphäre: emotionsgeladen. Die Stimmung: kochend. „Aber irgendetwas fehlte mir trotzdem“, erinnert er sich. Einen Anruf bei Oliver Herkelmann und einen zweiten bei Komponist Andres Reukauf später war die Sache klar: Künftig soll vor dem Sprungball eine eigene Phoenix-Hymne ertönen.

Mit Musik so richtig heiß fürs Spiel machen

„Eine tolle Sache“, findet Phoenix-Coach Ingo Freyer. Er kennt natürlich die gelebten Vorbereitungs-Rituale seiner Spieler. „Da macht man sich mit Musik noch mal so richtig heiß für die Partie. Das ist auch in der Kabine so. Gut, dass wir jetzt ein Stück haben, das Zuschauer und Spieler anfeuert und gleichzeitig zusammenbringt.“ Kapitän Bernd Kruel stimmt zu: „Wir leben auf dem Feld von der Stimmung drumherum. Das bringt uns nach vorne.“

Den musikalischen Ansprüchen an die Phoenix-Fanfare gerecht zu werden, war für Komponist Reukauf ungefähr so schwierig wie für einen U10-Jugendlichen über den 2,09 Meter langen Bernd Kruel hinwegzuwerfen.

1:15 Minuten darf es lang sein. Heroisch muss es klingen und – alles andere verbietet sich – triumphale Elemente aus Stravinskis „Feuervogel“ enthalten. Rund drei Wochen tüftelte Reukauf an dem Arrangement. „Es hat mir viel Spaß gemacht. Diese Hymne kann nur zu einem Sieg führen.“ GMD Florian Ludwig wird mit einem Augenzwinkern noch deutlicher: „Zum Absteigen ist das Werk nicht gedacht. Eher für das obere Tabellendrittel der Liga.“

Jingles für besonders gelungene Aktionen

Aus dem Stück werden außerdem fertige „Jingles“ extrahiert, die bei besonders gelungenen Aktionen eingespielt werden. Vor allem der US-Basketball dient hier als Vorbild. „Dort gehört das zum Spielverlauf völlig selbstverständlich dazu“, sagt Oliver Herkelmann, der dem langjährigen Hallen-DJ das richtige Händchen zur Dosierung der „Jingles“ attestiert.

Wie gut – oder wie sicher – das Philharmonische Orchester den Weg auf das Parkett und wieder herunter findet, ist neben dem Spielausgang die zweite gute Frage: „Trainiert haben wir aber nicht“, sagt Florian Ludwig.