Hagen. .
Mit 17 spielten sie gemeinsam für den Nachwuchs von Brandt Hagen um deutsche Titel, eine Profi-Laufbahn war ihr Ziel. Diesen Karriere-Wunsch hat nur Bernd Kruel verwirklicht, Basketball aber ließ auch Jens Pfeifer und Thomas Pletzinger nicht los. Sie erzählen von der Sportart in bisher nicht gekannter Weise, dokumentierten sie in Kinofilm und Buch. Es gibt viel zu zeigen und bereden, wenn sich alle drei - der Basketballer, der Regisseur und der Autor - am Samstag im Kulturhof Emst treffen.
„Egal, wo man ist. Irgendjemand kommt immer aus Hagen!“ Jens Pfeifer, der diese Erfahrung in der Basketball-Szene gemacht hat, stammt aus Hagen, lebt aber schon lange in München. Für seinen ersten Langfilm an der Filmhochschule in der bayerischen Landeshauptstadt kehrte er zurück in seine Heimatstadt und begleitete die Phoenix-Basketballer durch ihr erstes Bundesliga-Jahr. Das Ergebnis, der Dokumentarfilm „Phoenix in der Asche“, ist über die Erwartungen erfolgreich, wurde und wird in Kinos weit über Hagen hinaus sowie jüngst im WDR-Fernsehen gezeigt, gewann zudem einen renommierten Preis beim Festival in Park City im US-Bundesstaat Utah („No Ashes, no Phoenix“).
Auch Thomas Pletzinger ist in Hagen mit dem Basketball aufgewachsen, lebt mittlerweile in Berlin. Und hat dort - ganz ähnlich wie sein Ex-Mitspieler, Freund und Trauzeuge Pfeifer - eine Saison später ein Bundesliga-Team, Branchengröße Alba, ein Jahr begleitet. Verarbeitet hat der Schriftsteller seine Eindrücke im Buch „Gentlemen, wir leben am Abgrund“. Den Trailer dazu hat wiederum Jens Pfeifer produziert. „Thomas hat die Hintergründe geschildert, die ich im Film nicht hätte zeigen können“, befindet der Regisseur. Zwei aus dem Innenleben des Profisports erzählende Projekte, die es in dieser Authentizität noch nicht gegeben hat. Und es ist vielleicht kein Zufall, dass beide in der Basketball-Stadt Hagen ihre Wurzeln haben.
Dass Bernd Kruel nicht nur den Film, in dem er eine Rolle spielt, gesehen sondern auch das Buch seines ehemaligen Teamkollegen „Pletzo“ gelesen hat, versteht sich. „Wie Sportler und Trainer ticken und Profisport wirklich funktioniert, ist doch super interessant“, findet der Phoenix-Spieler. „Gentlemen, wir leben am Abgrund“ erzählt zwar vom anderen Ende der Tabelle, doch auch hier ist das Kapitel Hagen ein tragendes. Den letztlich titelgebenden Spruch liefert Trainer Luka Pavicevic vor dem Berliner Gastspiel bei Phoenix, die Niederlage dort ist der Auslöser für seine spätere Entlassung. Und Autor Pletzinger verbindet die Schilderung seiner Rückkehr mit Alba in die Hagener Jetztzeit mit Erinnerungen an seine von Leidenschaft für den Basketball geprägte Jugend in Emst und rund um die Ischelandhalle.
„Ich habe immer noch eine Passion für den Sport“, bemerkte Thomas Pletzinger beim Besuch von Radio Hagen, Basketball sei eine Sportart, die sich sehr, sehr gut erzählen lasse. Und das Profidasein - in Hagen ohnehin, aber auch im großen Berlin - ist eben weitgehend wenig glamourös: „Vielleicht zu fünf Prozent, der Rest ist Schuften hinter den Kulissen.“ Pletzinger (36) ist deshalb mittlerweile froh, „nicht am Ende einer Karriere als Basketballer zu stehen, sondern Autor zu sein“. Und auch Jens Pfeifer bekennt: „Klar, wir wollten alle Profis werden. Dass aber ausgerechnet Bernd der Veteran der Basketball-Bundesliga wird, konnte sich in der C-Jugend keiner vorstellen.“
20 Jahre später tritt Kruel Samstag gegen Bayern München an, dann stellen seine Ex-Teamkollegen Pfeifer und Pletzinger im Kulturhof Emst Film und Buch vor. Und haben sicher viel Gesprächsstoff rund um die orangene Kugel.
Service:
In der AWO-Begegnungsstätte Kulturhof Emst, Auf dem Kämpchen 16, findet die Basketball-Nacht - eine Lesung mit Filmausschnitten - am Samstag ab etwa 22 Uhr nach dem Phoenix-Spiel gegen den FC Bayern München statt.
Nach bereits zwei Terminen in Frankfurt und in Köln haben Thomas Pletzinger und Jens Pfeifer nun einen Abend gemeinsam in der Hagener Heimat: Es gibt Auszüge aus dem Pletzinger-Buch „Gentlemen, wir leben am Abgrund“ und Ausschnitte aus dem Material von „Phoenix in der Asche“. Sie sprechen über Basketball in Wort und Bild, dokumentarisches Arbeiten und die Möglichkeit, Geschichten über Sport zu erzählen.
Telefonische Kartenbestellung: 02331/54490. Kartenreservierung per Mail: kulturhof-emst@soehnchen.eu. Eintritt: 9.99 Euro.