Hagen-Mitte. .

Leise wabert die Musik zwischen den Häusern der Fußgängerzone hindurch. Auch als Fremder in der Stadt findet man den Weg zum Springefest ohne Probleme: Immer mehr Menschen bevölkern die Straßen im Dunstkreis der Springe, und mittlerweile ist es deutlich zu vernehmen: „Hagen sucht den Springestar“ kündigt der Moderator auf der Bühne an, und unter den dicht gedrängten Zuschauern brandet Jubel auf.

Der Titel des Gesangswettbewerbes, der über zwei Tage das Programm der Hagener Open-Air-Sommer-Sause mitbestimmte, ist an die bekannte Casting-Show eines Privatsenders angelehnt. In gewisser Weise ein Wagnis, verbindet man doch gemeinhin respektlose Juroren und viel schlechten Gesang damit. Und das auch noch zur Hauptzeit am Samstagabend? Doch das als besonders kritisch verschriene Hagener Publikum lässt sich scheinbar nicht von den Vorurteilen beeinflussen. Gerhard Schießer, Geschäftsführer der Hagen-Agentur, freute sich über „noch mehr Zuschauer als erhofft“.

Wo Mädchen Fußball spielen und Polizisten angetanzt werden

Und während vor dem Kino zwei Mädchen mit einem riesigen gelben Fußball spielen und die Polizisten von Damen mittleren Alters angetanzt werden, präsentieren sich auf der Bühne junge Talente, deren stimmliche Qualitäten so manchen Besucher überraschen. Auch Sascha Miskovic – der Sänger der heimischen Band „Kendis“ war selbst schon Teilnehmer bei einer „echten“ Casting-Show und ist damit quasi auf zweifache Weise Experte. „Die gesangliche Qualität hat mich auch ein bisschen überrascht. Aber es freut mich unheimlich, dass jungen Musikern in Hagen so eine Chance geboten wird. Wie das Publikum mitgeht, ist einfach klasse“, stellte er fest.

Und tatsächlich: Gemeinsam mit den Musikern auf der Bühne feierten tausende Besucher ein großes Volksfest. Vor allem die Coverband „Kingsize“ versteht es, den Nerv des Samstagabend-Publikums zu treffen. Gerade für die in letzter Zeit eher durch negative Schlagzeilen aufgefallene Gegend um die Elbershallen ein positives Signal.

Interkulturelles Miteinander geht auch durch den Magen

Und gelebtes interkulturelles Miteinander geht auf der Springe natürlich auch durch den Magen: Gutbürgerliche deutsche Gerichte, mediterrane Vielfalt, asiatische Spezialitäten und sogar russische Küche aus der Partnerstadt Smolensk boten auf kulinarischer Seite ebenso eine schmackhaftes Potpourri wie das Programm, das die gut gelaunten Besuchern bei bestem Wetter zum Feiern einlud.

Fazit: Eine gelungene Melange aus packendem Rhythmus, verlockenden Leckereien und sportlichen Präsentationen, die beim sommerlichen Sehen-und-gesehen-werden auch dann zündet, wenn die als absolute Top-Acts gepriesenen Künstler mal ausbleiben.