Hagen. .

„Das Ziel ist nicht mehr Berlin, sondern der Weg.“ Henryk Ambrusch ist merklich ergriffen, dass er mit seiner Sache derart viel Resonanz erzielt. Seine Sache ist der friedliche Protest gegen Kindesmissbrauch. Außerdem demonstriert Ambrusch als selbst Betroffener gegen die Verjährungsfristen bei sexuellem Missbrauch. Am 19. Juni hat sich der zu 90 Prozent Gehbehinderte zu Fuß auf den Weg nach Berlin gemacht. Schon jetzt ist sein Protestmarsch ein voller Erfolg.

„Ich erfahre unheimlich viel Zuspruch. Ich hatte schon mit knapp hundert Menschen Kontakt und hoffe, dass ich so eine breite Öffentlichkeit für das Thema sensibilisieren kann“, sagt Ambrusch, dem daran gelegen ist, das Thema Kindesmissbrauch aus der Tabuzone zu holen. „Ich möchte, dass über dieses wichtige Thema öffentlich gesprochen wird. Das Schweigen muss endlich ein Ende haben“, betont Ambrusch, der sich in Hagen mit drei Kundgebungen auf dem Friedrich-Ebert-Platz und zwei Ausstellungen im Rathaus seit 2009 lokal engagiert.

Eine Rollstuhlspende

Neben den Kontakten unterwegs bekommt der 41-jährige Hasper auch jede Menge handfeste Unterstützung. „Die Menschen sind sehr kooperativ und stellen mir kostenlos Übernachtungsmöglichkeiten zur Verfügung oder ermöglichen mir eine Mahlzeit in Restaurants“, sagt Ambrusch.

Weit über diese Unterstützung hinaus geht der Einsatz der Hagenerin Erika Scharpe. Sie besorgte Ambrusch einen Rollstuhl mit Handkurbel aus Hamburg und brachte diesen von dort nach Hannover. Möglich wurde diese Aktion dank einer Spendenaktion, die von der Kinderschutz-Oase Fröndenberg über das soziale Netzwerk Facebook organisiert wurde. „Ich bin überwältigt von diesem Einsatz und kann meinen Dank gar nicht in Worte fassen“, so Ambrusch.

Die Hälfte ist geschafft

Ein besonderes Willkommen genoss der Hasper in Schöningen bei Helmstedt, wo er über das Wochenende auf Einladung in einem Hotel Kraft tanken konnte und sogar vom Bürgermeister Henry Bäsecke empfangen wurde. „Ich hatte den Eindruck, dass die ganze Stadt auf mich gewartet hat. Das war ein wunderbares Gefühl“, sagt Ambrusch, dem der Wirbel um seine Person unangenehm ist. „Ich möchte nicht im Vordergrund stehen. Mir geht es allein um die Sache. Ich habe den Eindruck, dass ich unterwegs schon viel erreicht habe.“

Weiter bis nach Berlin geht er trotzdem. Die Hälfte des Weges in die Hauptstadt ist geschafft. Dennoch steht mit seiner Sache noch ganz am Anfang des Weges. Leider.