Hagen. .

Oft hat er selbst an seinem Erfolg gezweifelt – doch Henryk Ambrusch hat es geschafft: Am Samstag setzte er mit seiner Aktion „Aus dem Schatten ins Licht – das Schweigen brechen“ ein couragiertes Zeichen gegen sexuellen Missbrauch.

Ambruschs Engagement begann im Internet: Auf der Plattform „Wer kennt wen“ gründete er vor einem halben Jahr eine Gruppe für die Opfer sexueller Gewalt. Dass dort tatsächlich bald viele andere Betroffene ihre traurige Geschichte erzählten übertraf die Hoffnungen des 46-jährigen und war Auslöser für die Aktion am Samstag: In einer friedlichen Demonstration sprachen Ambrusch und seine Unterstützer sich auf dem Friedrich-Ebert-Platz gegen ein Verbrechen aus, das trotz medialer Präsenz noch immer ein Tabuthema ist: „Versuchen sie mal, Sponsoren für eine Aktion gegen sexuellen Missbrauch zu finden – da will niemand etwas mit zu tun haben“, berichtet Organisator Ambrusch. Ähnliche Erfahrungen machte er auch bei der Suche nach Ordnungskräften. „Da hatte ich aber das Glück, die Freeway Riders zu treffen, die sofort zur Hilfe bereit waren.“ Wichtig ist ihm, dass es bei seinem Anliegen nicht so sehr um die aktuelle Diskussion um Missbrauch in der Kirche geht. „Ich habe die Demonstration schon vorher geplant. Jetzt wird in den Medien ständig über die gute oder böse Kirche gestritten – was dabei aber völlig vergessen wird, sind die Opfer.“

Aus Solidarität mit diesen ließen die Demonstranten am Samstag weiße Luftballons steigen. Parallel warb auch der weiße Ring an einem Infostand um ein höheres Bewusstsein für den Opferschutz. Oberbürgermeister Jörg Dehm lobte in seinem Geleitwort die enorme Privatinitiative hinter der Aktion, rief aber zugleich zu mehr Aufmerksamkeit auf: „Wir alle in Hagen dürfen nicht wegschauen. Erfolge wie die neue Kinderschutzambulanz sind wichtig, aber auch privat muss jeder genau hinsehen und seinen Beitrag leisten.“

Henryk Ambusch hat in dieser Beziehung Eindrucksvolles geleistet: In elf Städten fand seine Kundgebung gleichzeitig statt. Sein Engagement gegen sexuellen Missbrauch aber ist damit noch lange nicht beendet.