Hagen. Die Stelle ist neu: Bei der Hagener Polizei kümmert sich seit Anfang des Jahres Annika Aufdemkamp um Menschen, die Opfer eines Verkehrsunfalls geworden sind.
Es gibt Verletzungen, die sind offensichtlich und werden in Kliniken behandelt. Und es gibt Verletzungen, die offenbaren sich erst Monate nach einem Unfall. „Den Betroffenen fällt es manchmal schwer, sich selbst einzugestehen, dass Veränderungen auf einen Unfall zurückzuführen sind“, sagt Annika Aufdemkamp.
Die junge Kommissarin ist der gute Engel der Polizei. Seit Anfang des Jahres ist sie in der Direktion Verkehr für den Opferschutz zuständig. Eine Stelle, die im Präsidium neu geschaffen wurde.
Ansprechpartner und Begleiter
Annika Aufdemkamp hilft, wo sie kann. Sie ist Ansprechpartner. Sie hört zu. Sie vermittelt. Sie begleitet Angehörige. Und sie gibt Tipps. „Dabei spielt es zunächst keine Rolle, ob derjenige, der Hilfe benötigt, Verursacher oder nur Beteiligter an einem Verkehrsunfall war“, sagt die 29-jährige und stellt klar: „Ich arbeite zwar eng mit den Unfallsachbearbeitern zusammen. Mit den Ermittlungen aber habe ich nichts zu tun.“
Dabei ist es im Grunde immer gut, wenn Annika Aufdemkamp arbeitslos ist. Das schöne Wetter aber lockt die Motorradfahrer aus dem Winterschlaf. Im Kettelbach zwischen Haspe und Breckerfeld und an der Heedfedler Straße in Rummenohl sind Kradfahrer zuletzt gestürzt. Annika Aufdemkamp wird den Kontakt zu den Fahrern suchen. „Ich fürchte, dass die Zahl der Schwerverletzten jetzt wieder zunehmen wird“, sagt sie.
Selbst schwer verletzt
Schwer verletzt wurde Annika Aufdemkamp auch selbst. Zwei Jahre ist das jetzt her. Und das Unfallgeschehen kennt die 29-jährige Polizeikommissarin nur von den Erzählungen der Kollegen. Erinnern kann sie sich nicht.
Es war bei einem ganz normalen Einsatz an der Eckeseyer Straße. Verkehrskontrollen wollten sie und ihre Kollegen durchführen. Als sie mit ihrem Bulli bei grüner Ampel am Bauhaus auf die Bundesstraße 54 einbiegen wollten, krachte ein Pkw mit vollem Tempo in den Bulli. Der wurde durch die Wucht des Aufpralls einmal um die eigene Achse gedreht.
Zwei Halswirbel gebrochen
Annika Aufdemkamp saß auf dem mittleren Platz der Rückbank. Ihr Kopf wurde hin- und hergeschleudert. „Man hat glücklicherweise nach dem Unfall richtig reagiert und mich im Fahrzeug sitzen lassen“, weiß sie heute. Zwei Halswirbel waren gebrochen. „Beinahe wäre mein Genick gebrochen.“
Fast ein Jahr war Annika Aufdemkamp aus dem Dienst. Dann hat sie langsam wieder angefangen zu arbeiten. Von den posttraumatischen Störung blieb sie verschont: „Ich habe das Gefühl, als habe mein Körper den Unfall bislang ausgeblendet“, sagt sie.
Bei vielen, um die sie sich jetzt kümmert, ist das nicht so. „Jeder Mensch reagiert anders“, sagt Annika Aufdemkamp. „Es gibt Symptome, die sich mit der Zeit verfestigen können. Deshalb empfehle ich, einen Trauma-Experten hinzuzuziehen. Die können helfen, ein Stück Lebensqualität zurückzugewinnen.“
Die Unfall-Opferschutzbeauftragte Annika Aufdemkamp ist bei der Polizei unter 9862365 oder unter annika.aufdemkamp@polizei.nrw.de zu erreichen.