Vorhalle.

Die geistliche Vokalmusik als Benefizkonzert zu Gunsten des deutsch/russischen Kinder-Musiktheater-Projektes Vorhalle in der Liebfrauenkirche war in jeder Beziehung ein voller Erfolg.

Der MGV „Lyra“ Hagen-Bathey unter der Leitung des neuen Dirigenten Klaus Heinen war glänzend in Form; Pianist Fritz Schlemmer zauberte auf dem Klavier – einem etwas überholungsbedürftigen Modell - besonders als kongenialer Partner des Solisten Klaus Beermann Stimmungen von inniger Gebetshaltung bis zu panischer Todesangst. Die Liedblöcke des Bass-Baritons, mit perfekt kirchenmusikalisch schlankem Timbre und gebremstem Vibrato gesungen, waren in ihrer eindringlichen Textinterpretation mit oft überraschendem Wechsel von höchstem Jubel zu tiefster Betrübnis Höhepunkte im Programm.

Ausdrucksvolle Schlichtheit

Sechs Gellert-Lieder von Beethoven mit dem bekannten „Die Ehre Gottes aus der Natur“ und vor allem sämtliche Biblischen Lieder von Dvorak sprachen in ausdrucksvoller Schlichtheit jeden Zuhörer an. Der „Neue“ hatte den Chor mit eleganten suggestiv fordernden Bewegungen gut im Griff. Er gab die Anfangstöne von der Stimmgabel aus an und wies sich damit als echter Profi aus. Die meisten MGV-Leiter in Hagen beklimpern ihre Chöre ja vom Klavier aus und geben dabei lapidar „den Ton an“.

Dabei beschleichen den aufmerksamen Zuhörer manchmal Zweifel an der Fähigkeit der Sänger, die Tonhöhe ohne Begleitung sauber zu halten. „Schäfers Sonntagslied“ mit mächtigem Stimmvolumen bei entsprechenden Höhepunkten und „Amin“, ein russisches Lied im perfekt getroffenen Donkosaken-Stil, bewiesen hier u. a. die Intonationsfestigkeit des Chores ­ohne pianistische Unterstützung. Bei der Vertonung des 23. Psalms „Gott ist mein Hirt“ von Schubert dagegen leistete das Klavier unverzichtbare Stimmungsmalerei.

Großer Beifall

Ein lateinisches „Sancta Maria“ mit viel Schmelz und der deutsch und englisch gesungene Gospelsong „Lasst uns Brücken bauen“ (When Israel was in Egypt Land) mit flott betonten Synkopen (auch als „Hopser“ bekannt) bescheinigten den Choristen Sprach- und Stilkenntnisse. Der Beifall war groß.

Alle Beteiligten bedankten sich mit einer gruseligen geistlichen Ballade, in der das Mitglied einer Räuberbande sich von seinem unchristlichen Tun abwendet und zum Glauben findet. Sicherlich stoßen demnächst noch ein paar stimmkräftige Tenöre zu dem tüchtigen Chor; wir drücken die Daumen.