Boele. .

Wenn Bernhard Borgmeier am 6. November sein Abschiedskonzert leitet, dann endet im Hagener Norden eine Ära. Das kann man mit Fug und Recht behaupten, wenn einer 50 stolze Jahre lang als Leiter diverser Chöre tätig war. „Und das als Autodidakt“, betont Borgmeier.

Bereits 1961 übernahm der heute 71-Jährige mit dem MGV Sangeslust Herdecke seinen ersten Chor. Ein Jahr später kam mit dem MGV Reichsbahnchor Vorhalle ein zweiter Chor dazu und beim Ruhrtaler Sängerbund Hengstey stieg er nahezu zeitgleich als Dirigent ein. Damals holten die Sänger ihren Chorleiter stets zu den Proben ab, da er selbst noch kein Auto besaß. 1964 übernahm der Vater eines Sohnes und zweier Töchter mit den Vereinigten Sängern Boele seinen vierten Chor. Das war ein enormer Zeitaufwand, der sich kaum mit dem Beruf des Reisekaufmannes vereinbaren ließ. Folglich gab er die Leitung des Reichsbahnchores Vorhalle und der Sangeslust Herdecke ab. Der Freizeitgewinn hielt sich freilich in Grenzen, denn in dieser Zeit übernahm Borgmeier den Boeler Kirchenchor, den er 22 Jahre lang leiten sollte.

„Die Leitung habe ich später wieder abgegeben, damit der Küster eine volle Stelle annehmen konnte“, erinnert sich Borgmeier. Ohnehin darf man die Vereinigten Sänger und den MGV Lyra Bathey als seine Hauptchöre ansehen. Denn für die „Vereinigten“ ist Borgmeier seit nunmehr 47 Jahren tätig und für Lyra immerhin schon 44 Jahre – seit 1972 übrigens von Remscheid aus. „Ich bin knapp 40 Jahre lang zweimal pro Woche nach Hagen gekommen“, so Borgmeier. „Und das habe ich gerne gemacht.“

Der Aufwand hat sich für den Chorleiter nach eigener Einschätzung gelohnt, denn mit dem MGV Lyra schaffte er gleich fünf Mal den Titel des Meisterchores. „Das hat mich tief bewegt“, sagt Borgmeier nicht ohne Stolz. Doch auch das Schicksal seiner ehemaligen Chöre lag ihm weiter am Herzen. So riet er dem Ruhrtaler Sängerbund, einen gemischten Chor ins Leben zu rufen. „So leben die Ruhrtaler bis heute weiter“, so Borgmeier. Ein Schicksal, das den Vereinigten Sängern nicht vergönnt sein wird: Der Boeler Chor wird zum Ende des Jahres im 95. Jahr seines Bestehens schweren Herzens den Betrieb einstellen. Die Auftritte unter Leitung von Borgmeier mit dem Knabenchor Sweschnikow aus Moskau (1989), dem Tölzer Knabenchor (1991) oder dem Knabenchor aus Dresden (1993) bleiben dann nur noch schöne Erinnerung.

Ein besonderen Moment erlebte Borgmeier kürzlich, als die Chöre des Hagener Nordens zum 35. Mal zum gemeinsamen Konzert luden. „Diese Veranstaltung habe ich selbst ins Leben gerufen“, so Borgmeier, der für jeden seiner Auftritte ein spezielles Programm vorbereitet. „Wir haben in all den Jahren viel im sakralen Bereich gemacht, uns aber immer auch auf den Anlass eingelassen.“

Für die Zukunft der Männergesangsvereine sieht Borgmeier allgemein schwarz. „Unsere Chöre sterben aus. Es kommt einfach kein Nachwuchs mehr, weil unser Hobby heutzutage aus der Mode geraten ist. Es tut mir leid, dass die Entwicklung diesen Weg genommen hat“, bedauert Borgmeier. Und letztlich braucht es neben ausreichend vielen Sängern immer auch einen Chorleiter. Bernhard Borgmeier wird es nach 50 Jahren künftig nicht mehr sein. Seine Ära endet am 6. November in der evangelischen Philipp-Nicolai-Kirche in Boele.

Der MGV Lyra Bathey und der MGV Vereinigte Sänger Boele verabschieden Bernhard Borgmeier mit einem Konzert am 6. November um 17 Uhr in der evangelischen Philipp-Nicolai-Kirche, Schwerter Straße 122. Eintrittskarten kosten acht Euro und sind vorab unter der Rufnummer 64334 erhältlich.