Heinz Zecher kennt die Geschichte des MGV Lyra Bathey wohl wie kein zweiter. 100 Jahre wird der Gesangverein in diesem Jahr alt, das Jahr 2008 steht ganz im Zeichen des Jubiläums. Aus diesem Grund hat Zecher als eine vierteilige Festschrift verfasst.
Ein denkwürdiges Datum mehr wird alsbald in die Annalen des MGV eingehen: Am Sonntag, 6. Juni, findet das große Festkonzert um 17 Uhr in der Fritz-Steinhoff-Gesamtschule in Helfe statt.
Der erste Vorsitzende der Lyra-Sänger aus Bathey muss nicht lang überlegen. Ein herausragendes Ereignis in der Geschichte des Chores kann er wie auf Knopfdruck nennen. Oder besser gesagt gleich mehrere. „Dass wir fünf Mal hintereinander beim Bundesleistungssingen als Meisterchor ausgezeichnet worden sind, war ein besonders schöner Erfolg für uns”, sagt Zecher. In den Jahren 1976 bis 2001 hatte der MGV Lyra diesen Status inne.
Zecher kann sich an die entsprechenden Konzerte noch gut entsinnen, sogar einen weitaus größeren Zeitraum in der Geschichte des MGV aus eigenen Erinnerungen überblicken: Seit insgesamt 40 Jahren (mit kurzer Unterbrechung) steht er dem MGV Lyra Bathey vor, seit 60 Jahren gehört er der Lyra Bathey an. Im Jahr 2008 begeht er persönlich also gleich drei besondere Jahrestage. Auch Dirigent Bernhard Borgmeier feiert ein Jubiläum: Er leitet den Chor seit 40 Jahren.
Steuert ein Gesangverein auf ein Jubiläum zu, ist es Usus, die Historie des Vereins in einer Festschrift aufzuarbeiten. Die Sänger aus Bathey folgen dieser Gepflogenheit, haben sich aber zum 100.Geburtstag für eine sehr umfangreiche Variante entschieden: Die Geschichte des MGV wie auch des Dorfes Bathey sind in vier Zeitschriften namens „Der Festlader” dokumentiert. Gerade ist die vierte und letzte Ausgabe erschienen.Den Inhalt erstellte zum Großteil Heinz Zecher. Um die Geschichte des Gesangvereins vollständig dokumentierten zu können, durchforstete er akribisch alte Sitzungsprotokolle und Chroniken. Das Ergebnis ist ein umfassender Überblick über die Anfangstage des MGV bis heute, angereichert mit vielen Nachdrucken historischer Dokumente und Fotografien.
Die Gemeinschaft ist wichtig
„Das Jahr 1908 war schon fortgeschritten”, ist im Festlader beispielsweise über die Gründung des MGV zu lesen, „und man schrieb Samstag, den 10. Oktober, ein Herbsttag, wie man ihn in Bathey gewohnt war. Einige Personen, die der Meinung waren, dass auch in ihrem Dorf gesungen werden könnte, und hofften, Gleichgesinnte in einem Verein zu organisieren, trafen sich nach einem Zeitungsaufruf zur Gründung eines Gesangvereins in Bathey.” Acht Männer riefen den MGV ins Leben, acht Tage später war Heinrich Langenbach als Dirigent verpflichtet. Vorsitzender wurde Oswald Reißner. Die erste Chorprobe fand am 23. Oktober statt.
Bereits drei Jahre später entschied sich der noch junge, inzwischen 30-köpfige Chor dazu, eine Vereinsfahne anzuschaffen. Kosten: 370 Mark. „Ein stolzer Betrag, wenn man bedenkt, dass der Mitgliedsbeitrag fünf Groschen betrug”, heißt es in der Chronik. Eingeweiht wurde die Fahne am 23. Juni 1911.
Die Geschichte des MGV Lyra schrieb sich fort, nach einigen Dirigentenwechseln fand sich im Jahr 1913 mit Otto Knuff ein Chorleiter, der den MGV 39 Jahre lang führte. 1931 trat die Lyra dem Deutschen Sängerbund bei und feiert mit 39 Sängern das 25-Jahr-Jubiläum.
Damals ahnte wohl niemand, dass auf dieses erste Vierteljahrhundert Chorgesang in Bathey drei weitere folgen sollten: Der MGV durchlebte die Wirren des Zweiten Weltkrieges, der Nachkriegszeit und des Wirtschaftswunders, er überdauerte sämtliche Wandel der Zeit und präsentiert sich heute als gewachsener Traditionsverein, der sowohl den Chorgesang als auch die Gemeinschaft innerhalb des Vereins und die Freundschaft zu anderen Chören pflegt. „Das ist uns sehr wichtig”, sagt Zecher.
Trotzdem verzichtete der MGV Lyra Bathey in den vergangenen zwei Jahren auf die Chorfahrten, um die Finanzierung des Jubiläums zu sichern, wie Zecher erzählt. Es kostet, den besonderen Jahrestag mehrfach zu feiern. Lumpen lassen will sich der MGV Lyra Bathey aber nicht: Den 100. Gründungstag feiert man schließlich nur einmal.