Hagen. .
In dieser Woche beginnen die Tarifverhandlungen für die Beschäftigten im Öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen. Die Gewerkschaft Verdi fordert 6,5 Prozent mehr Lohn für die Angestellten. Es wird mit schwierigen Verhandlungen gerechnet, denn die öffentlichen Kassen sind leer. Zugleich wollen die Mitarbeiter vom Aufschwung profitieren.
Stellt man Aussagen von Hagens Kämmerer Christoph Gerbersmann und Verdi-Bezirksgeschäftsführerin Regina Sparfeld-Möbus gegenüber, wird deutlich, dass es eine harte Tarifauseinandersetzung geben könnte. Der eine, Gerbersmann, nennt die Forderung „nicht finanzierbar und illusorisch“. Frau Sparfeld-Möbus „angemessen und nachvollziehbar.“ Zwar sitzen beide ab Donnerstag nicht am Verhandlungstisch in Potsdam. Doch ihr Blickwinkel ist exemplarisch: Was Verdi als Forderung mit Augenmaß versteht, ist für den Kämmerer maßlos.
7 Millionen Euro Mehrkosten
Die Gewerkschaft klagt, dass es nach der Lohnzurückhaltung im vergangenen Jahrzehnt einen realen Lohnverzicht für die Beschäftigten im Öffentlichen Dienst gegeben habe. Die Lohnsteigerungen hätten deutlich unter denen der Gesamtwirtschaft gelegen – und das bei einem erheblichen Personalabbau. „Ein Kanal- oder Straßenbauer bekommt ein Bruttoeinstiegsgehalt von 1782 Euro. Nach 15 Jahren Berufstätigkeit hat er 2299 Euro“, sagt Dieter Lange, Personalrat des Wirtschaftsbetriebs Hagen.
Frank Janschulte, Betriebsratschef der Hagener Straßenbahn berichtet von Kollegen, die mittlerweile einen Nebenjob angenommen haben: „Das Brutto-Einstiegsgehalt eines Busfahrers liegt bei 1966 Euro.“ Verdi veröffentlichte gestern weitere Brutto-Einstiegsgehälter. Ein Müllwerker erhält 1731 Euro, eine Reinigungskraft 1448 – sofern sie einer Vollzeitbeschäftigung nachgeht. „Die Beschäftigten müssen von dem Geld leben können“, fordert Regina Sparfeld-Möbus. Das falle zunehmend schwerer. Die Zeit der Reallohnverluste müsse vorbei sein.
Kämmerer Gerbersmann fordert dagegen Augenmaß ein. Nicht allein Hagen sei tief verschuldet. „Wir befinden uns mitten in einer Staatsfinanzkrise.“ Für Hagen, das unter einem strengen Spardiktat stehe, würde ein 6,5-prozentiges Lohnerplus 7 Millionen Euro an Mehrkosten bedeuten. Hinzu kämen einmalig knapp 10 Millionen Euro an Pensionsrückstellungen. „Für Hagen käme das einer mittelschweren Katastrophe gleich.“