Hagen. .
Die Fachkräfte-Initiative, die die Stadt Hagen und die beiden benachbarten Kreise vergangenen Freitag unter dem Dach der „agenturmark“ auf dem Papier ins Leben riefen, startete am Mittwoch mit einem ersten Projekt, das Menschen ohne Ausbildung eine zweite Chance zur Qualifizierung bietet.
„Was ich hier heute gesehen und gehört habe, das ist sehr eindrucksvoll“, lobte NRW-Arbeitsminister Guntram Schneider bei seinem Besuch der Deutschen Edelstahlwerken in Wehringhausen zwischen Drehbank und Schraubstock das erste regionale Projekt zur Sicherung des zukünftigen Fachkräftebedarfs.
Ausbildung in der "Karrierewerkstatt"
Denn ab Mai werden mindestens 30 ungelernte Beschäftigte in der so genannten „Karrierewerkstatt“ zu Maschinen- und Anlagenführern ausgebildet. Dabei handelte es sich aber keineswegs nur um Mitarbeiter der Edelstahlwerke, sondern in erster Linie um Beschäftigte aus kleineren und mittelständischen Hagener Unternehmen, die durch die Teilnahme am „Karriere-Pfad“ nicht nur den Qualifizierungsgrad ihrer Beschäftigten erhöhen können, sondern auch für Mitarbeiterbindung sorgen und dem Fachkräftemangel vorbeugen.
„Wir beschäftigen uns seit Jahren mit der Aus- und Weiterbildung und haben mit unseren Partnern ein Modell entwickelt, wie wir ungelernte Beschäftigte neben ihrer Arbeit bis zur Prüfung in einem anerkannten Ausbildungsberuf begleiten können“, erläuterte Jean-Paul Giertz von den Deutschen Edelstahlwerken.
Arbeitsminister Guntram Schneider startet seine Tour zur Regionalisierung der Fachkräfte-Initiative gestern nicht ohne Grund in Hagen. Das Projekt der Edelstahlwerke, das sowohl von der Hagener Kammer, der Arbeitsagentur, und der IG Metall unterstützt wird, hat als erste Fachkräfteinitiative einen Förderungszuschuss des Landes aus EU-Mitteln erhalten. „Wir beteiligen uns bei Projekten in unterschiedlichen Bereichen mit bis zu 50 Prozent an den Kosten. Dabei legen wir ein weiteres besonderes Augenmerk auf die Pflegeberufe und die Weiterbildung von Frauen“, so Minister Guntram Schneider.
Der Arbeitsminister
240.000 Euro aus Mitteln der Europäischen Union brachte Guntram Schneider gestern mit nach Hagen. Mit diesem Geld fördert der Minister das Projekt zur Sicherung des Fachkräftebedarfs mit 50 Prozent. Nicht ohne Grund, denn: „Die Region mit ihrem hohen Anteil an Unternehmen der Metall- , Fahrzeug und Maschinenbaubranche spürt schon heute einen Fachkräftemangel. Auf der anderen Seite werden Arbeitsmarktchancen Ungelernter von Jahr zu Jahr schwieriger“, so Schneider. Insgesamt stehen für Projekte dieser Art bis 2015 bis zu 50 Millionen Euro zur Verfügung.
Die Landesinitiative will damit die bis 2020 drohende Lücke von bis zu 630.000 Fachkräften allein in Nordrhein-Westfalen schließen.
Das regionale Projekt
30 Beschäftigte aus Betrieben des verarbeitenden Gewerbes werden in einem ersten
Projekt zu Fachkräften geschult. Für die Agentur Mark ist das aber erst der Anfang. Weitere Projekte sollen folgen. „Fast die Hälfte der Beschäftigten arbeitet hier bei uns im verarbeitenden Gewerbe, immerhin ein Fünftel der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer verfügt aber nicht über eine Berufsausbildung“, weiß Erik O. Schulz, Geschäftsführer der Agentur Mark.
So können sich Beschäftigte, die an einer Nachqualifizierung interessiert sind, direkt unter 02302/292256 an die Edelstahlwerke wenden.
Fragen zur Fachkräfteinitiative beantwortet auch die Agentur Mark unter 02331/80030.
Die zukünftige Fachkraft
1048 Einheiten Werkstattunterricht und 520 Einheiten Praktikum im Beschäftigungsbetrieb muss Torben Vierjahr (33) in acht Ausbildungsmodulen in den kommenden Monaten durchlaufen. Der ungelernte Mitarbeiter der Hasper Gesenkschmiede Schöttler freut sich auf die Ausbildung zur Fachkraft, weil der gesamte Lernprozess intensiv unterstützt wird. Für den angelernten Arbeitnehmer wurde im Vorfeld ein individueller Arbeitsplan ausgearbeitet. „Ich wurde von meinem Arbeitgeber für die Qualifizierung vorgeschlagen und erwarte mir dadurch natürlich viel bessere Kenntnisse, die ich später im Betrieb anwenden kann“, so Vierjahr. Die Prüfung vor der Kammer wird er in seinem Betrieb ablegen.
Die Stimmen
Dass 25000 Menschen in der Region keine abgeschlossene Ausbildung haben, darüber macht sich auch die Hagener Arbeitsagentur große Sorgen. Der operative
Geschäftsführer Gerhard Kopplin zeigte sich daher erfreut darüber, dass die Fachkräfte-Initiative mit Unterstützung des Landes gerade diesen Menschen eine zweite Chance bietet: „Wir müssen einfach sehen, dass gering qualifizierte Arbeitnehmer viel eher von Arbeitslosigkeit bedroht sind, als Fachkräfte. Daher haben wir natürlich ein großes Interesse an solch einer Offensive.“ Andreas Lux, zuständig für die berufliche Bildung bei der SIHK, ist sich sicher: „Wir könnten noch mehr Arbeitnehmer in Projekte vermitteln, wenn sie denn angeboten würden.“