Hengstey. . Endlich scheint ein wirksames Mittel gegen die ungeliebte Herkulesstaude gefunden: Schwarzkopfschafe.

Im Kampf gegen die Herkulesstaude ist es möglicherweise zu einem Durchbruch gekommen. Im Wasserwerk Hengstey haben zehn Schafe der aus dem Kaukasus eingeschleppten Giftpflanze zwei Jahre lang erfolgreich Einhalt geboten. „Der Test hat unsere Erwartungen weit übertroffen“, sagte Roland Rü­ther, Leiter der Trinkwassergewinnung.

Die Schwarzkopfschafe durften 2010 und 2011 jeweils von April bis Oktober auf den Wiesen im Wasserwerk grasen. Zunächst hätten sie nur Gras gefressen, so Rüther, doch als sich eines der Tiere über eine Staude hergemacht habe, hätte bei seinen Artgenossen offenbar eine Art Futterneid eingesetzt. Fortan stand der Riesenbärenklau ganz oben auf dem Speiseplan, im Nu machten die Schafe den auf dem Werksgelände wuchernden Staudenbeständen den Gar­aus.

Besser als Herbizide

Die Herkulesstaude ist der wohl markanteste Vertreter unter den Neophyten. So nennt man aus fernen Weltgegenden eingeschleppte Pflanzen, die sich hierzulande ungehemmt vermehren und heimische Arten verdrängen. Das Gewächs, auch Riesenbärenklau genannt, wird über drei Meter hoch und kann dem Menschen gefährlich werden, denn der Saft enthält photosensibilisierende Substanzen, die in Verbindung mit Sonnenlicht zu schweren Verbrennungen auf der Haut führen können. Naturschützer versuchen seit Jahren vergeblich, den Riesenbärenklau zurückzudrängen, indem sie die Bestände mähen, ausgraben oder verbrennen - erfolglos, die Staude wuchert ungebremst weiter. Die Biologische Station darf im nächsten Jahr auf zwei Versuchsflächen Chemikalien gegen das Pflanzenungetüm einsetzen.

Die guten Erfahrungen, die man im Wasserwerk mit den Schafen gemacht hat, eröffnen nun eine Alternative. „Wir können die Herkulesstaude wohl nicht mehr ausrotten, aber doch nachhaltig dezimieren“, so Rüther. Denn die natürlichen Mähmaschinen, die Mark-E als Wasserwerkbesitzer gegen eine geringe Gebühr von einem Schäfer ausgeliehen hat, sind billig, erfordern wenig Aufwand, sparen Gärtnerkosten und Arbeitsschutz und schonen die Umwelt. „Schafe sind viel geeigneter als Herbizide“, wirbt Jürgen Thiel vom Hagener Naturschutzbund bereits dafür, die Tiere auch in anderen Gebieten gegen unerwünschte Pflanzen einzusetzen.

Robuste Mägen

Denn siehe da, die Schafe haben im Wasserwerk nicht nur den Riesenbärenklau weggefressen. Auch zwei weitere Neophyten, das indische Springkraut und der japanische Knöterich, wurden von den Tieren mit großem Appetit vertilgt. „An Gras waren sie praktisch gar nicht mehr interessiert“, berichtet Rüther.

Auch das städtische Gesundheitsamt, das Umwelt- und das Veterinäramt, die den Versuch begleiteten, hatten keine Einwände zu machen. Auf die Qualität des Hagener Trinkwassers haben die Hinterlassenschaften der paar Schafe keinerlei Einfluss. Und der Riesenbärenklau, so giftig er für den Menschen auch sein mag, kann den robusten Mägen der Vierbeiner nichts anhaben. Im Gegenteil: Er schmeckt ihnen offenbar viel besser als jedes andere Kraut.

Deshalb will Mark-E auch im nächsten Jahr eine mähende Herde für sein Wasserwerk engagieren. Der Pflanzensamen hält sich mitunter sieben Jahre. Erst wenn die Schafe dafür sorgen, dass auf dem Gelände auch in den nächsten fünf Jahren keine Staude bis zur erneuten Samenreife gelangt, ist der Riesenbärenklau endgültig zurückgedrängt.