Hagen. Herr Khalil läuft immer weg. Frau Chang verschüttet ihren Tee, so zittern ihre Hände. Aber die meisten Sorgen macht sich die Altenpflegerin um die Bewohnerin, die wenig Deutsch versteht. Als die alte Dame sich ein Stück Spielzeug in den Mund steckt, kann nur eine helfen: die frisch ausgebildete Betreuungsassistentin, die fließend Arabisch spricht. Alltag im Pflegeheim für Demenzkranke?

Herr Khalil läuft immer weg. Frau Chang verschüttet ihren Tee, so zittern ihre Hände. Aber die meisten Sorgen macht sich die Altenpflegerin um die Bewohnerin, die wenig Deutsch versteht. Als die alte Dame sich ein Stück Spielzeug in den Mund steckt, kann nur eine helfen: die frisch ausgebildete Betreuungsassistentin, die fließend Arabisch spricht. Alltag im Pflegeheim für Demenzkranke?

Zunächst nur eine Spielszene, die Teilnehmer an einem Kurs zum „Interkulturellen Alltags- und Betreuungsassistenten“ erarbeitet haben. Die 19 frisch über die Diakonie Ruhr-Mark Qualifizierten sind Menschen, die aus ihren Heimatländern nach Deutschland geflüchtet sind.

Hier haben sie aufgrund ihres Aufenthaltsstatus keinen Anspruch auf Regelleistungen, also auf Förderungen durch das Jobcenter, haben kein Recht auf einen Sprachkurs. Sie sind auf Sozialhilfe angewiesen. Bisher. „Ich möchte arbeiten“, sagt Shqipe Imeri, in der Pflege oder in der Hauswirtschaft.“ Die 41-Jährige ist seit vier Jahren in Hagen, ist mit ihrem Mann und ihren drei Kindern aus dem Kosovo gekommen.

„Ich möchte anderen helfen“

„Ich möchte anderen helfen“, sagt sie – nachdem sie nun endlich selbst Hilfe erfahren hat und das Zertifikat zur Alltags- und Betreuungsassistentin in den Händen hält. Es ist eine Chance. Der Bedarf ist da. In Deutschland leben nach Angaben der Deutschen Alzheimer Gesellschaft rund 1,1 Millionen demenzerkrankte Menschen. Ihr Anteil nimmt stetig zu, eine Folge der Bevölkerungsalterung. Gleichzeitig verkündet das Statistische Bundesamt, dass die Gruppe von Senioren mit ausländischen Wurzeln die am stärksten wachsende Bevölkerungsgruppe in Deutschland ist.

„Wenn Migranten an Demenz erkranken, erleben sie oft einen Rückfall in ihre Ursprungssprache und -kultur“, sagt Franz-Josef Franke von der Diakonie Mark-Ruhr. Da ist eine Lücke: Einerseits gebe es wenige interkulturelle Angebote im Pflege- und Betreuungsbereich, andererseits „haben Migranten eine hohe Hemmschwelle, in Pflegeheime zu gehen“, so Franke.

Neues Modellprojekt

„Ambulante Dienste nehmen sie in Anspruch, wenn sie dort auf Menschen mit Migrationshintergrund treffen.“ Die interkulturellen Alltags- und Betreuungsassistenten sollen zu Bezugspersonen werden für Menschen, die Hilfe im Pflegeheim oder durch einen ambulanten Dienst brauchen.

Mit Einrichtungen aus Wuppertal und Dortmund hat die Diakonie Mark-Ruhr an einem Modellprojekt teilgenommen, finanziert von der EU und dem Land NRW. In dem Projekt wurde die Qualifizierung zum Betreuungsassistenten um den Bereich Hauswirtschaft erweitert.