Hagen. Die katholische Krankenhaus GmbH bietet seit Beginn dieses Jahres Menschen, die einen Angehörigen nach einem Klinikaufenthalt zu Hause pflegen müssen, eine tiefgehende Beratung und Betreuung an. Ziel ist eine Qualitätssteigerung der häuslichen Pflege.

Eine Behinderung, eine chronische Krankheit, ein Schlaganfall oder zunehmende Alterserscheinung können einen bisher selbstständigen Menschen in die Lage bringen, dass er Pflege benötigt. Familien müssen häufig unvorbereitet die Versorgung übernehmen, da seit Einführung der Fallpauschalen die Verweildauer in der Klinik kürzer geworden ist. Pflegetechniken sind nicht eingeübt und das Pflegesetting innerhalb der Familie noch nicht abgestimmt. In dieser schwierigen Phase brauchen Angehörige, die die Pflege übernehmen, Hilfe. Denn eine Überforderung mündet nicht selten darin, dass ein erkrankter Mensch in eine stationäre Einrichtung abgegeben wird.

Kümmern hört nicht mit dem Tag der Entlassung auf

„Wir kümmern uns um die Menschen. Das hört nicht mit dem Tag der Entlassung aus der Klinik auf“, beschreibt der Geschäftsführer der katholischen Krankenhaus GmbH, Norbert Schoop, das Projekt, das auf drei Säulen ruht: Im Krankenhaus bieten Pflegetrainer Angehörigen erste Beratungsgespräche und Trainings an. Nach der Entlassung aus der Klinik suchen die Trainer Familien zu Hause auf und begleiten die Angehörigen bis zu sechs Wochen lang. Ein monatlicher Gesprächskreis dient zur Vertiefung der Pflegekompetenz. Sämtliche Angebote sind kostenfrei.

„Wir wollen nicht allein Kompetenz in der pflegenden Praxis vermitteln“, sagt Krankenpfleger Michael Keppel, einer von sechs Pflegetrainer an dem katholischen Klinikverbund. Wichtig sei auch eine psychosoziale Betreuung. Denn Pflege sollte im Idealfall nicht nur eine Person leisten. „Das kommt oft vor. Pflege sollte aber ein Familienprojekt sein“, so Keppel. Um eine Überlastung zu verhindern, sollten sich pflegende Angehörige außerdem Auszeiten gönnen. „Solche Tipps von einer unabhängigen Dritten Person zu hören, hilft häufig weiter.“

AOK übernimmt Projektfinanzierung

Die Projektfinanzierung übernimmt die AOK Nord-West. Das Angebot ist freilich unabhängig von der Kassenzugehörigkeit zugänglich. Wissenschaftlich begleitet wird das Modell von der Universität Bielefeld, die das Konzept initiiert hat. Seit 2004 beteiligen sich NRW-weit und in Hamburg mehr als 200 Krankenhäuser an dem Projekt. Im vergangenen Jahr wurden mehr als 12 000 Angehörige geschult und begleitet.

In erster Linie richtet sich das Pflegeprojekt an den Kliniken St. Johannes, St. Josef und St. Marien mit anschließendem Training und der Beratung bei den Familien zu Hause an Menschen, deren Angehörige aus dem Krankenhaus als Pflegefall entlassen werden. Darüber hinaus richtet das St.-Marien-Hospital kostenlose Pflegekurse aus, für die sich alle Interessierten anmelden können.