Hagen.

„Der erste Schritt, nämlich den Buchdeckel zu öffnen, ist der schwierigste“, ist ­An­drea Steffes sicher. Was sie im Grunde nicht verstehen kann – als Bibliothekarin . . . Denn Lesen sei doch so ein fantastisches Hobby, da man sich die im Buch erzählte Geschichte nach ganz eigenen Vorstellungen im Kopf ausmalen könne. Anders als beim Fernsehen.

Weniger Fernsehen – mehr ­lesen“, auch so ein Vorsatz, den sich bestimmt nicht wenige Zeitgenossen zum Jahreswechsel vorgenommen haben.

„Wer es einfach haben möchte, kommt zuerst einmal zu uns, denn wir haben ein riesiges Angebot und können fachmännisch beraten“, ­empfiehlt Andrea Steffes. Und spielt mit „zu uns“ auf die Stadtbücherei auf der Springe an. Die Jahresgebühr beträgt 12 Euro, dafür bekommt man heute gerade mal noch ein Taschenbuch.

20 000 Romane

„Hier vor Ort haben wir allein 20 000 Romane. Und dann die ganzen Sachbücher – 50 000 halten wir vor“, erklärt die Expertin.

Ein Sachbuch, um Spaß am Lesen wiederzuentdecken? Die Leiterin der Stadtbücherei lacht. „Ja, warum nicht? Es muss ja nicht das BGB sein. Man kann zum Beispiel ein Buch, das vom eigenen Hobby – sei es nun Fußball oder Handwerkern – handelt, ­lesen. Und bei Romanen ­empfiehlt Steffes, nicht gleich mit „Krieg und Frieden“, dem allerdicksten Wälzer, anzufangen. „Ein Buch mit 600 oder 800 Seiten erschlägt den Anfänger.“

Der Einstieg ist wichtig

Ein Ratschlag, der vor Enttäuschung schützt? „Man sollte die erste Seite eines Buches anlesen; der Einstieg in den Text ist wichtig. Und wenn man nach 30 Seiten noch immer nicht reinkommt, darf man das Buch ruhig zur Seite ­legen, schließlich soll ­Lesen ja nicht zur Qual werden.“

Einen Einsteigertipp hat die Bibliothekarin natürlich auch parat: „Pinnegars Garten“ von Reginald Arkell. „Wer Altmodisches mag – im liebevollen Sinne – wird die Geschichte über Gärten und über die Liebe mögen“, versichert Andrea Steffes. „Der Roman ist leicht verdaulich und hat um die 200 Seiten.“

Vor Texten, die ein bestimmtes Hintergrundwissen voraussetzen, warnt die Viel-Leserin: „Wer ,Die Säulen der Erde’ von Ken Follett liest, sollte schon einen gewissen historischen Background ­haben.“

Stolz und Vorurteil

Eines ihrer Lieblingsbücher sei zweifelsfrei Jane Austens „Stolz und Vorurteil“. „Schon der erste Satz ist köstlich“, begeistert sich Andrea Steffes und zitiert: „Es ist eine allgemein anerkannte Wahrheit, dass ein Junggeselle im Besitz eines schönen Vermögens nichts dringender braucht als eine Frau.“

Derzeit lese sie, Steffes, den Kriminalroman „Im Winter der Löwen“ von Jan Costin Wagner. „Aber egal, wie ­spannend ein Buch auch ist – man sollte als Einsteiger nicht gleich drei Stunden am Stück schmökern. Und spät abends zu lesen, strengt gerade ,Frischlinge’ besonders an.“ Besser sei es, Lesen als schönes Ritual einzuführen, „zum Beispiel jeden Tag eine halbe Stunde, wenn man von der Arbeit nach Hause kommt. In dieser Zeit kann man Muße finden und in eine andere Welt abtauchen.“

Hörbücher versüßen Hausarbeit

Und wer nun doch eher ein „Nebenbei“-Typ ist, sprich, sich doch besser beim Fern­sehen oder Radiohören entspannen kann? Dem ­empfiehlt Andrea Steffes ein Hörbuch. „Fantastisch geeignet, um sich die Hausarbeit zu versüßen. Und praktisch beim Autofahren auf langen ­Strecken.“ Hörbücher würden die Ausdauer, das „An-einer-Geschichte-dranbleiben“, ­trainieren.

Die Hörbuch-Ausleihe – und da macht die Hagener ­Bücherei keine Ausnahme – steigt stetig an. „Unser Angebot wächst natürlich auch. Im letzten Jahr hatten wir 50 000 Ausleihen. Das bedeutet, dass wir im Schnitt jedes unserer 5.000 Hörbuch-Exemplare zehnmal ausgeliehen haben.“ Mit Hörbüchern werde das Vorlesen, das man als Kind so geliebt habe, ins Erwachsenenalter transportiert, meint Andrea Steffes, fügt jedoch an: „Ich lese trotzdem lieber selbst – das ist einfach spannender.“