Hagen. .

Man muss es mögen, wie Currywurst-Pommes mit Mayo. Was übrigens eine gute Grundlage für einen Abend mit dem Meister des lakonischen Witzes aus dem Ruhrgebiet ist: Helge Schneider. Er ist nicht allein gekommen. Er hat eine menschliche Skurrilitätensammlung mitgebracht. Die Band knallt. Schon optisch. Der Bassist trägt ein grasgrünes Jackett, der Schlagzeuger geschmacklose Streifen und der Gitarrist einen samtigen Zylinder zum lila Hemd. Schön ist anders.

Wie, um die Augen zu beruhigen, kommt Helge Schneider im grauen Anzug. Gepflegt? Nix da, die fliederfarbene Krawatte beißt sich mit dem knatschroten Einstecktuch. Zur Eskorte gehören noch Sergej Gleithmann mit grauem Rauschebart und in hautengen Leggins sowie der livrierte Teekoch Bodo.

Es könnte eine netter Abend werden mit prima Jazz, beswingt und bluesig. Helge Schneider ist fingerfertig auf Tasten und Saiten, spielt im Vorbeigehen Trompete und Mundharmonika. Wären da nicht seine komischen Geschichten. Geschichten, die er scheinbar aus dem Stegreif erfindet, deren Ende er vermutlich am Anfang selbst noch nicht kennt. Über Johnny Klaus zum Beispiel. Ein Damenwäschefachverkäufer, der sich eines Tages auf seine frisierte Herkules setzt und abhaut von zu Hause. Seine Frau konnte nicht kochen. Er geht nach Hollywood, um in C-Movies zu brillieren. Wer möchte das hören? Eigentlich niemand – und doch die Menge, die die Stadthalle bis auf den letzten Platz füllt. So viele Verrückte, die auch noch Geld dafür bezahlen, sich ausgemachten Blödsinn anzuhören? „Hagen, Hagen schlägt gar nicht auf den Magen.“ Kindischer Reimklamauk um den Preis des guten Geschmacks. Unterhaltsamer geht’s nicht.

Okay, die Scherze gehen schon mal voll daneben, die Töne nie. Wenn Schneider der Blödsinn ausgeht, kommt eben das nächste Stück. Oder Bodo mit dem Tee. Holztee. Aus geraspeltem Laminat, frisch vom Laminatraspler. Der Quatsch füllt den Abend, das Publikum amüsiert sich prächtig. Das muss man erst mal schaffen. Dabei kommt er mit kurzen kabarettistischen Anflügen aus. Als seine eigene Filmfigur Doc Schneider steht er ein für Ehrlichkeit: „Die Doktortasche habe ich nicht selbst gekauft, die hab ich mir besorgen lassen.“ Als Doktor müsse man ja nichts mehr selbst machen. . .

Für Schneider scheint’s ein Klacks zu sein, Leute zum Lachen zu bringen. Sei die Perücke noch so albern, der Spruch noch so daneben, wenn Helge zum Instrument greift, wird’s ernst. Daher der Respekt der Leute vor dem Mann und seinen Mannen. Die Klöppel treffen zielsicher, am Vibrafon sitzt jeder einzelne Ton – trotz der albernen Grimassen und Gesten. Helge Schneider ist ein brillanter Musiker, wechselt spielerisch zwischen Stilen und Instrumenten. In der Combo mit Rudi Olbrich, Willi Ketzer und Sandro Giampietro hat er takt- und tongetreue Gefolgsmusiker. Sie sind alle perfekt aufeinander eingestimmt.

Zwischendurch unternimmt Schneider einen Ausflug nach Texas, in die „Landschaft mitten an der Seite von Amerika“. Am Ende kommt er sogar noch mit dem Klassiker „Katzeklo“. Perfekt.