Selbecke. . Viele Bauernhöfe stehen vor dem Aus. Die nachfolgende Generation ist nicht bereit, die Betriebe der Eltern zu übernehmen. Auf dem Hof Rafflenbeul, der seit mehr als 500 Jahren in Besitz der Familie ist, ist das anders. Sohn Sven (29) ist seit zwei Jahren der Chef.

Manchmal beginnen die Tage um 6 und enden um 21 Uhr. Dazwischen liegen zur Erntezeit 15 Stunden, in denen es kaum Zeit für eine kurze Pause gibt.

Reich wird Sven Rafflenbeul nicht werden. Zumindest nicht durch seine Arbeit. Trotzdem hat sich der 29-Jährige ganz bewusst für diesen Beruf entschieden. Vor zwei Jahren hat der diplomierte Agrarwirt den Hof der Eltern in der Selbecke übernommen.

15 von 42 Hagener Höfen haben einen Nachfolger

Damit ist der Hof neben dem Parkplatz des Freilichtmuseums einer der wenigen, in denen die Nachfolge geregelt ist. Viele der Haupt- und Nebenerwerbshöfe in Nordrhein-Westfalen stehen in den nächsten Jahren vor dem Aus. Hauptgrund: Es findet sich niemand, der die harte Arbeit der älteren Generation fortsetzen will. Nur auf jedem dritten Bauernhof, so das Landesamt für Statistik, ist die Nachfolge geregelt. In Hagen trifft das für 15 von 42 Höfen zu.

„Ich kenne die Probleme vieler Kollegen“, sagt Horst Rafflenbeul (60), der selbst im Alter von 15 Jahren auf dem Hof für den erkrankten Vater einspringen musste. „Sie tun mir leid. Oft befinden sich die Höfe seit Generationen in der Hand einer Familie. Und jetzt soll plötzlich Schluss damit sein.“

Seit mehr als 500 Jahren in Familienbesitz

Seit dem 15. Jahrhundert, so geht es aus Unterlagen hervor, gehört das Gehöft im Hagener Süden der Familie Rafflenbeul, deren Ursprünge in dem gleichnamigen Ort bei Zur­straße liegen. „Damals bestand ganz Hagen aus sechs bis acht Höfen“, sagt Horst Rafflenbeul und lacht. „Ich bin natürlich froh, dass bei uns etwas weitergeführt wird, das über Generationen hinweg aufgebaut worden ist.“

Dass der Betrieb eine (wirtschaftliche) Zukunft hat, hat nicht zuletzt damit zu tun, dass Horst Rafflenbeul und seine Frau Petra in den 90er Jahren die Weichen für die Zukunft gestellt haben. „Damals haben wir den neuen Stall mit der Käserei gebaut“, sagt er. „Und wir haben den Hofladen eröffnet. Aber schon zu der Zeit war klar, dass Sven den Hof einmal übernehmen will.“

95 Milchkühe leben seither auf dem Bauernhof Rafflenbeul. Hinzu kommen noch einmal 80 Jungtiere. Auf 80 Hektar Nutzfläche weiden Kühe und wird Futter angebaut. Rund ein Fünftel der Milch, die die Kühe liefern, verbleibt auf dem Hof, wird verarbeitet und die Produkte werden verkauft.

Das Freilichtmuseum in unmittelbarer Nachbarschaft, das Jahr für Jahr tausende Besucher aus der gesamten Region ins Mäckinger Bachtal lockt, ist da ein Glücksfall.

Unabhängig von großen Molkereien

„Das sorgt dafür, dass wir nicht nur abhängig von den großen Molkereien sind“, sagt Sven Rafflenbeul. „Wir merken von Jahr zu Jahr, wie die Bedeutung der Direktvermarktung zunimmt.“ Also will die Familie diesen Vertriebszweig ausbauen.

Spätestens wenn mit Sohn Torsten der zweite Nachfolger auf dem Hof Rafflenbeul einsteigt.