Der eine wohnt dort, wo Fuchs und Hase einander gute Nacht sagen, der andere, wo das Leben pulsiert. Christian Rose ist Vollerwerbslandwirt in Deipenbrink, Egidius Schütz Friseurunternehmer, Kaufmann und Immobilienbesitzer an der Elberfelder Straße.

Die WP hat das gegensätzliche Pärchen auf den Höhen im Hagener Süden an einen Tisch gebracht.

Westfalenpost: Heimspiel für den Landwirt - wann waren Sie zuletzt auf dem Land, Herr Schütz?Egidius Schütz: Ich habe, als die Kinder noch klein waren, Urlaub auf dem Bauernhof gemacht. Das war Anfang der 80er Jahre. Aber auf Dauer ist das nichts für mich. Die Ruhe macht mich verrückt. Ich will dorthin, wo etwas los ist. Ich genieße es, durch die Stadt spazieren zu gehen und meinen Kaffee zu trinken.Christian Rose: Ich fahre eigentlich nur in die Stadt, wenn ich etwas ganz Spezielles besorgen muss. Ich fühle mich der Natur verbunden - schon durch den Beruf.Schütz: Eine Cousine von mir ist hier direkt gegenüber zur Schule gegangen, aber die ist in den 70er Jahren geschlossen worden.

Frage: Warum sind Sie dorthin gezogen, wo sie jetzt leben?Rose: Ich bin nicht gezogen. Ich bin auf dem Hof groß geworden. Meine Eltern haben ihn gekauft und leben heute noch mit im Haus. Es war vorgegeben, dass ich ihn irgendwann übernehme. Heute haben wir 50 Milchkühe.Schütz: Ich bin in meinem Leben nur ein einziges Mal umgezogen. In der Innenstadt - von der Adolfstraße in die Elberfelder Straße. Das war 1956. Mein Vater hat damals neu gebaut. Ich bin nichts anderes gewohnt.

Frage: Worin unterscheiden sich Land- und Stadtleben?Rose: Hier oben muss man im Voraus planen. Viele, die hier leben, fahren einmal in der Woche los und machen einen Großeinkauf. Wenn ich am Wochenende mal was am Haus repariere, kann ich nicht mal eben in den Baumarkt fahren, weil noch ein paar Schrauben fehlen. Bei Schnee hat man besonders an den Wochenenden Probleme, hier oben wegzukommen.Schütz: Kneipen, Kino, Theater Parks - all das habe ich direkt vor der Tür. In einem Umkreis von 200 Metern wird man mit allem bedient, was man braucht. Und wenn ich mal ins Grüne gucken will, muss ich nur auf den Balkon und habe einen herrlichen Blick auf den Goldberg.

Frage: Wie ist das Leben auf dem Land bzw. in der Stadt für die Kinder?Rose: Melina und Sarah (Anmerkung: fünf und sieben Jahre alt) vermissen nichts. Zum Kindergarten und in die Schule bringen wir sie nach Dahl.Schütz: Diese Problem hatten wir nicht. Für uns waren alle Schulen immer gleich um die Ecke. Hinzu kommen gute Verkehrsanbindungen. Obwohl auch ich für die Kinder gefahren bin - nachts oft zu Diskotheken, um sie einzusammeln.Rose: Wenn sie sich unsere Kinder mit Freunden treffen wollen, müssen wir jedes Mal fahren.Schütz: Sport haben unsere Kinder alle getrieben. Für sie war innerhalb einer Viertelstunde alles erreichbar.

Frage: Wo verbringen Sie ihre Freizeit?Schütz: In Hagen oder in anderen Städten. Wir gehen ins Kino oder in den Funpark. Aber wir fahren auch nach Düsseldorf und machen Halli-Galli. Oder nach Köln und gehen ins „Früh”. Dazu liegt das ganze Ruhrgebiet ja praktisch vor der Tür.Rose: Ins Kino oder Theater nach Hagen gehen wir auch - aber eher selten. An den Wochenenden wandern wir, gehen spazieren. Oder ich setze mich aufs Rad. Die Tiere wollen auch samstags und sonntags versorgt werden.Schütz: An den Wochenenden zu arbeiten - daran bin ich auch gewöhnt.

Frage: Was bedeutet Nachbarschaft für Sie?Rose: Natürlich gibt es hier oben auch mal zwei, die sich nicht so gut riechen können. Aber im Grunde halten doch alle zusammen. Wie wichtig das ist, hat man beim Orkan Kyrill gesehen, als Häuser zum Teil von der Außenwelt abgeschnitten waren.Schütz: An der unteren Elberfelder Straße stimmt die Nachbarschaft. Als es um die Sanierung der Elbe ging, haben sich alle beteiligt - ohne Ausnahme. Und warum ist das so? Weil wir schon als Kinder im Sandkasten zusammen gespielt haben. Hinter den Häusern zwischen hohen Bäumen waren wir immer 40 Jungen und Mädchen.

Frage: Was vermissen Sie?Rose: Wenn die Kinder mehr Möglichkeiten hätten - das wäre schön. Auch der Zustand der Straßen hier oben ist bedenklich. Die Zeitung mit dem Postboten kommt erst mittags . . .Schütz: Was manche auch meiner Mieter gerne hätten, ist ein ruhiger Balkon. Ich habe das - rund 20 Quadratmeter groß mit viel Grün.