Hagen.

Die Hauptsaison für Taschendiebe steht bevor. In der Vorweihnachtszeit schlagen die oft organisierten Banden besonders häufig zu. Die Hagener Polizei hat am Donnerstag einen professionellen Taschendieb vom Zirkus Knie engagiert. Kenny Quinn ging in der Volme Galerie auf die Jagd nach Geldbörsen und Mobiltelefonen. Erfolgreich.

Ein kurzer Wortwechsel, ein leichter Körperkontakt. Dann folgt der filigrane Griff in die Manteltasche. Unbemerkt zieht Taschendieb Kenny Quinn das Portemonnaie heraus und verschwindet. Hätte hier ein echter Dieb zugeschlagen, wäre die Geldbörse von Hans Schröder tatsächlich weg gewesen. „Das ist mir noch nie passiert“, sagt der sichtlich schockierte Hagener, „Ich habe auch nicht geglaubt, dass ein Taschendieb bei mir Erfolg haben könnte.“

In Hagen vergeht kaum ein Tag, an dem nicht mindestens ein Taschendieb zuschlägt und mit einem geschickten Griff in Mantel- oder Handtasche Beute macht. Die Opfer bemerken die Tat häufig erst Minuten oder sogar Stunden später. Oft greifen die Täter im Gedränge zu. An Bushaltestellen, auf Rolltreppen oder auf Weihnachtsmärkten.

„Taschendiebstahl ist häufig ein gezieltes Arbeiten von mehreren Beteiligten“, weiß Kriminalhauptkommissar Thomas Roth. Die erste Person rempelt das Opfer an, die zweite packt in die Handtasche und gibt sie an einen dritten Komplizen weiter, der sofort in der anonymen Menge verschwindet. „Das ist organisiertes Handeln“, so Roth.

Kenny Quinn, der zwei Jahre sein Handwerk lernte und es ausschließlich zu Show- und Demonstrationszwecken einsetzt, benötigte am Donnerstag in der Volme-Galerie keine Komplizen für seine Diebestour. Drei Mal schlug er innerhalb einer Stunde erfolgreich zu. Anschließend wurden die Betroffenen zu einem Informationsgespräch gebeten, in dem man sie zunächst über den Diebstahl, der ihnen gerade widerfahren war, aufklärte. An einem Informationsstand klärte die Polizei gemeinsam mit dem Taschendieb Bürger auf, wie man sich effektiv gegen solche Straftaten schützen kann.

Wertgegenstände sollten immer dicht am Körper getragen werden. An den vorderen Hosentaschen registriert man verhältnismäßig schnell den versuchten Zugriff eines Taschendiebs. „An Gegenstände in der Innen- oder Außentasche einer Jacke“, erklärt Kenny Quinn, „komme ich immer leicht heran. Da gibt es keinen Körperkontakt.“ Handtaschen sollten außerdem stets gut verschlossen sein und nie unbeaufsichtigt abgestellt werden. Weitere Tipps gibt es auf www.polizeiberatung.de oder bei der Hagener Polizei unter 986 1530 oder 1528.

Die Hagener Polizeipräsidentin Ursula Steinhauer, die sich in der Volme-Galerie ein Bild von der Arbeit des Taschendiebs gemacht hatte, zeigte sich überzeugt, dass die Aktion eine wirkungsvolle Ergänzung zur Präventionsarbeit der Polizei war. „So konnten wir einmal anschaulich demonstrieren, wie leicht es viele Menschen einem potenziellen Dieb machen.“