Haspe. . Franz-Josef Pietrak ist das, was man unter einem echten Mannsbild versteht. Knapp 1,90 Meter groß, im dreistelligen Kilobereich, mit einem ansehnlichen Schnauzbart im Gesicht. Und „Joschi“, wie ihn seine Freunde nennen, ist zudem jemand, der sich nichts gefallen lässt. Diese Erfahrung machte am vergangenen Donnerstag ein Taschendieb auf schmerzliche Art und Weise.

Pietrak war gegen 14 Uhr in Haspe unterwegs, wo er zunächst Geld von der Bank holte und dann in die Fußgängerzone ging. Dort bettelte ihn eine auf dem Boden sitzende Frau um einen Euro an, was der 57-Jährige aber geflissentlich ignorierte. Wenige Meter weiter wurde er dann plötzlich von einem Unbekannten mehrfach angerempelt, während ein weiterer, offenbar gehbehinderter Mann die Ablenkung nutzte und Franz-Josef Pietrak in die Jackentasche griff – wohl, um ihm das Portemonnaie zu stehlen. Doch da hatte der Dieb die Rechnung ohne Joschi gemacht. Der war nämlich keineswegs gewillt, sich beklauen zu lassen und ging zum Gegenangriff über: „Dem hab ich erst mal zwei auf die Glocke gehauen!“

Offensichtlich erschrocken ob der Gegenwehr, machte sich der Rempler aus dem Staub, und auch sein Komplize suchte das Weite. Pietraks handfester Einsatz führte inzwischen sogar dazu, dass sich mehrere Passanten darüber aufregten, wie er denn einen Behinderten schlagen könne. Tatsächlich war es mit diesem Handicap aber nicht weit her. Denn bei der Flucht, erinnert sich der Hasper, sei aus dem humpelnden Mann mit Krücken von jetzt auf gleich eine Art Sprinter geworden: „Der konnte plötzlich laufen wie ein Weltmeister.“

Doch Franz-Josef Pietrak hat nicht nur etwas in den Armen, sondern auch im Kopf. Trotz der hektischen Situation erinnerte er sich an seinen Fotoapparat, den er in der Tasche hatte, holte ihn schnell heraus und fotografierte sowohl den flüchtenden „Gehbehinderten“ als auch die bettelnde Frau, in der er eine Komplizin vermutete. Später informierte er die Polizei.

Mit Hilfe der Fotos trafen die Beamten die 27-jährige Bettlerin eine Stunde danach am Tatort an. Noch während der Überprüfung ihrer Personalien erschien ihr zwei Jahre jüngerer, offenbar gehbehinderter Bruder, um zu dolmetschen. Und auch hier erwiesen sich die Pietrakschen Fotos als große Hilfe: Eindeutig erkannten die Polizisten in dem jungen Mann den Dieb.

Die Geschwister wurden festgenommen und verhört; ob ihre Angabe bezüglich des Wohnsitzes „Ein Park in Köln“ stimmt, ist ungesichert. Anschließend verbrachte das Paar eine Nacht in Gewahrsam. Und siehe da: Am nächsten Morgen war die Behinderung des 25-Jährigen verheilt, heißt es im Polizeibericht.