Hagen. .
Die beiden jungen Frauen hatten bei Bertelsmann in der Mariengasse schon eine 91-jährige Frau um ihre Geldbörse gebracht. Jetzt versuchten sie ihr Glück mit einem fiesen Trick im Kaufpark an der Mittelstraße.
Während ihre jüngere Spießgesellin (17) eine Kundin ablenkte, legte die ältere Ganovin (22) ihren Mantel über den Einkaufswagen der Frau und fischte das Portemonnaie aus der Handtasche. Doch das diebische Duo hatte nicht mit der Aufmerksamkeit eines wachsamen Kunden gerechnet. Der Mann stellte die Frauen zur Rede und rief die Polizei. Zwar warfen die Diebinnen die gestohlenen Geldbörsen noch schnell in den Einkaufswagen eines weiteren unbeteiligten Kunden, doch auch dies wurde von Zeugen beobachtet. Auf frischer Tat ertappt, ließen sich die Frauen widerstandslos abführen.
Die Zahl der Taschendiebstähle in Hagen hat stark zugenommen. Seit Anfang November verzeichnet die Kripo täglich drei bis fünf solcher Delikte in der Stadt. „Das hat mit der dunklen Jahreszeit zu tun“, erklärt Peter Carl (49), Chef des zuständigen Kriminalkommissariats. „Die Täter wenden zahlreiche Tricks an.“
Besonders häufig werden Personen beim Einsteigen in einen Bus oder beim Einkaufen Opfer eines Taschendiebstahls. „Die Diebe drängeln sich regelrecht an die Leute heran und versuchen, sie abzulenken“, berichtet Carl. Das reicht vom dümmlichen Anquatschen und Anrempeln bis zum „Senf-Trick“: Ein mit einer Bratwurst „bewaffneter“ Täter „stolpert“, der Senf landet „zufällig“ auf der Jacke des ausgeguckten Opfers. Sofort stürzen einige Komplizen herbei, um den Schaden zu beheben, und während das düpierte Opfer sie abzuwehren versucht und sich über die verunreinigte Jacke ärgert, wird es bestohlen. „In einer solchen Situation bemerken die Leute gar nicht, dass ihnen jemand in die Tasche langt“, so Carl.
Mobile Wache der Polizei
Im Gedränge größerer Menschenansammlungen, in Kaufhäusern, öffentlichen Verkehrsmitteln oder auf dem Weihnachtsmarkt schlagen Diebe besonders häufig zu. Deshalb werde die Polizei während der gesamten Dauer des Hagener Weihnachtsmarktes mit einer mobilen Wache auf dem Adolf-Nassau- und dem Friedrich-Ebert-Platz für die Bürger da sein, kündigt Polizeipräsidentin Ursula Steinhauer an: „Außerdem werden zivile Streifen im gesamten Innenstadtkern ein Auge auf mögliche Taschendiebe werfen.“
Die Täter stammen meist aus Rumänien, Bulgarien oder Serbien und gehören der Volksgruppe der Sinti und Roma an. Da sie sich innerhalb der EU frei bewegen und mittlerweile häufig einen festen Wohnsitz nachweisen können, sind die Sanktionsmöglichkeiten begrenzt. Selbst wenn die Täter, wie die beiden Frauen im Volkspark, auf frischer Tat ertappt werden, müssen sie nach Angabe von Personalien und Fingerabdrücken wieder laufen gelassen werden. Werden sie dann später zur Gerichtsverhandlung vorgeladen, sind sie längst über alle Berge.