Hagen. .
Es war bedrückend, geradezu ergreifend. Die Eltern der getöteten Juliane (27) mussten am Dienstag im Mordverfahren gegen Stefan M. (30) aussagen. Das Leid, das sie nach dem Verbrechen an ihrer geliebten Tochter ertragen müssen, ist unvorstellbar. Im gut besetzten Schwurgerichtssaal herrschte unter den Zuschauern beklemmende Stille.
Zuvor hatte die Schwurgerichtskammer unter Vorsitz von Dr. Frank Schreiber dem Antrag von Opferanwalt Matthias Bentlage stattgegeben und den Angeklagten aus dem Gerichtssaal führen lassen. So mussten ihm die Eltern während ihrer beschwerlichen Aussage nicht Auge in Auge gegenübersitzen. Das Gericht begründete seinen Beschluss mit der „hohen Wahrscheinlichkeit schwerer gesundheitlicher Folgen“ und bewies damit, das inzwischen auch in Hagen der Opferschutzgedanke angekommen ist.
Vater des Opfers kämpft mit den Tränen
„Zu Weihnachten ist mir zum ersten Mal aufgefallen, das zwischen meiner Tochter und ihrem Freund Stefan das Verhältnis nicht mehr stimmte“, berichtet der Vater (62), ein Beamter, im Zeugenstand. „Denn Juliane kam Heiligabend alleine.“ Die endgültige Trennung zwischen beiden sei schwierig verlaufen: „Juliane hatte vor irgendetwas Angst. Ich weiß aber nicht, warum.“
Der Mann kämpft mit den Tränen, als er gefragt wird, wie er erfahren habe, dass seine Tochter tot sei. „Um 14 Uhr kam ein Anruf der Polizei, dass das Auto meiner vermissten Tochter gefunden wurde. Um halb fünf fuhren die Kripo und ein Seelsorger der Feuerwehr vor. Da wusste ich bescheid.“
Sehr tapfer bringt die Mutter (63) der Getöteten ihre Zeugenaussage hinter sich. Sie berichtet von einem Streit, den sie zwischen dem Angeklagten und ihrer Tochter mitbekommen hat. „Er schrie sie in unserem Beisein an: ,Halt die Fresse!’“ Die Mutter schluchzt: „Genau mit diesen Worten. Ich war entsetzt.“ Ihre Tochter habe ihr dann anvertraut: „Manchmal rastet Stefan aus.“
Die Frau, bei der jetzt zum dritten Mal eine Krebserkrankung aufgetreten ist, erinnert sich an ihre letzte Begegnung mit Juliane. Beim Abschied nahm sie die Tochter wie stets in den Arm: „Pass gut auf Dich auf.“ Dabei habe sie in traurige Augen gesehen.
Im Gerichtssaal ist es am Dienstag auch zu einem Vorfall gekommen. Der Halbbruder des Angeklagten wurde erwischt, als er während der Verhandlung mit seinem Handy heimlich Fotos aufnahm.