Hagen. .

Die Gevag Schrauben GmbH befindet sich seit Dienstag vergangener Woche in einem Insolvenzeröffnungsverfahren. Nach einer ersten Bestandsaufnahme zeigt sich der vorläufige Insolvenzverwalter Thorsten Klepper optimistisch.

„Wenn es gelingt, das Unternehmen von den Altlasten zu befreien, ist es allein überlebenswert“, sagt Insolvenzverwalter Thorsten Klepper. Bis Ende dieses Jahres sei die Fortführung garantiert. Alles weitere müsse abgewartet werden.

„Uns plagen seit längerer Zeit Liquiditätsprobleme“, begründet der geschäftsführende Gesellschafter André Gebler. „Wir standen mit verschiedenen Investoren in Verhandlungen; mit einem war praktisch alles klar.“ Bis zum 26. Mai, da flatterte nach sechs Wochen im Betrieb die schriftliche Absage ins Haus. „Am 27. wurden uns dann von den Banken die Kredite gekündigt und die Konten geschlossen“, so Gebler. „Wir waren damit handlungsunfähig.“

Die Liquiditätssituation der Gevag GmbH hatte sich nach dem schlechten Jahr 2009 und der Insolvenz des Gruppenmitglieds Sternberg aus Soest Anfang 2010 verschärft. „Sternberg konnte nicht vom Konjunkturaufschwung profitieren. Für uns bedeutete diese Insolvenz einen Liquiditätsabfluss in Höhe von 700 000 Euro“, so Gebler. Allerdings trägt des Unternehmen seit vielen Jahren auch Bankverbindlichkeiten mit sich herum. „Wir haben diese in den vergangenen zehn Jahren zwar auf 4,2 Mio. Euro reduziert, dennoch bereiteten uns die Zinszahlungen Probleme“, so Gebler, der zudem noch „eine Krise mit dem USA-Geschäft“ einräumt, die allerdings mittlerweile abgewickelt sei. Von 2008 auf 2009 reduzierte sich der Umsatz von zuvor 24 Mio. Euro auf dann 14,5 Mio. Euro. „Das konnten wir noch finanzieren“, so Gebler. Als dann allerdings mit dem Konjunkturaufschwung wieder vermehrt Aufträge herein kamen, sorgte die Finanzierung selbiger für Probleme. Denn diese Aufträge zogen steigende Material-, Transport- und Veredelungskosten nach sich.

Möglichst schnell eine Liquiditätsplanung aufbauen

„Unsere Hauptaufgabe ist es zurzeit, den Betrieb kennenzulernen und mit Lieferanten und Kunden zu sprechen“, so Klepper, der möglichst schnell eine Liquiditätsplanung aufbauen möchte. „Da sind wir schon gute Schritte voran gekommen.“ Klepper ist optimistisch, das Unternehmen fortführen zu können. „Die Lieferanten ziehen bisher mit und auch die Belegschaft ist aufbruchsfroh.“ Erste Investmentanfragen von Kapitalinvestoren, Lieferanten und Kunden seien auch schon eingegangen. „Es hilft, dass Gevag mit seinem Angebot ein systemischer Hersteller mit bundesweit nahezu einzigartigem Produktangebot ist“, so Klepper, der hofft nach den ersten beiden Wochen das Unternehmen wieder in ruhigeres Fahrwasser manövrieren zu können. Dann könne er sich verstärkt um erste Sanierungsschritte wie Preisanpassungen kümmern. Die Belegschaft, die im dreimonatigen Insolvenzgeldzeitraum hundert Prozent des Nettolohnes bezieht, kann er beruhigen: „Zurzeit sieht es nicht so aus, dass wir Gefahr laufen, kurzfristig schließen zu müssen. Denn dieses Unternehmen ist nur werthaltig, wenn es betrieben wird.“