Hagen. . Özgür Arslan scheint seinen Weg zu gehen. Der 30-jährige Hagener räumte jüngst mit seinem fünften Kurzfilm „U wanna Battle“ den Publikumspreis beim Kurzfilmfestival in Kufstein ab.
Seine Regie-Karriere begann 2007 auf den Straßen rund um den Hagener Hauptbahnhof. Dort entstand mit Laiendarstellern aus Arslans Freundeskreis sein Erstlingswerk „Kanakistan“ – ursprünglich mal gedacht als erstes Mosaiksteinchen für einen Spielfilm. Seinem Stil blieb der Selfmade-Regisseur bis heute treu: Noch immer spielen seine Geschichten auf den weniger repräsentativen Straßen Hagens, noch immer spielen seine Kumpels in den Streifen mit.
Die Pointe kommt mit Promifaktor
Trotzdem hat sich Arslan deutlich weiterentwickelt. „Ich habe in meinem aktuellen Film erstmals mit ausgebildeten Schauspielern gearbeitet. Das macht schon ‘was aus“, ist sich Arslan sicher. In „U wanna battle“ spielen Maxwell Richter und Sam Ounis die beiden Hauptrollen. Doch auch Schnitt, Geschwindigkeit, Beleuchtung und inhaltliche Kontraste machen das Konzept deutlich sichtbar.
Inhaltlich geht es um Konflikte, die gewaltsam ausgetragen werden. Fußballfans treffen auf gelangweilte Ausländer. Ersten Provokationen folgt eine handfeste Auseinandersetzung. Es geht aber auch um Stereotype. Um das, was wider besseren Wissens in den Köpfen der Menschen vorgeht. Herrlich überspitzt setzt Arslan diese Stereotype in Szene: Da besprüht sich der eine mit Knoblauch-Deo während der andere sich in einer Badewanne voller Sauerkraut fläzt und sich genussvoll mit einer Schweinehaxe massiert.
Auf der Flucht vor der Polizei, die die Schlägerei zu unterbinden sucht, finden sich die beiden Hauptdarsteller gemeinsam in einem Müllcontainer wieder. Schließlich trifft die Gruppe Fußballfans auf den in den Container geflohenen Provokateur. Ende offen. Die Pointe hebt sich Arslan für eine Szene nach dem Abspann auf, in der Ralf Richter (Bang Boom Bang, Das Boot) mitwirkt.
Bewusst außerhalb der heilen Glamour-Welt
Das Thema ist typisch für Arslan, der sich in seinen Filmen, zu denen er auch selbst die Bücher schreibt, bewusst außerhalb der heilen Glamour-Welt bewegt. Während Kanakistan in den Wettbuden und deren Hinterzimmern spielte, befasste sich „Hey Love“ (2008) mit einer anderen heiklen Thematik: Ein deutscher Junge verliebte sich da in eine illegal zugewanderte junge Frau.
Der aktuelle Streifen „U wanna battle“ dürfte der bisher erfolgreichste Film des Hageners sein. In Kufstein gewann er jüngst den Publikumspreis beim Kurzfilmfestival „Prädikat wertvoll“. Der Film ist zudem bei weiteren Kurzfilmfestivals in Passau, Hamburg, Marburg und Berlin angenommen worden. „Allein die Annahme des Films motiviert ungemein“, sagt Arslan. „Und Preise öffnen natürlich die Türen zu möglichen Fördertöpfen.“
Die Kurzfilme sollen ohnehin nur ein Schritt auf dem Weg ins Kino sein. „Ich arbeite schon an einem Projekt und habe Recherchen für eine Medenbach-Story begonnen“, so Arslan. In einem Spielfilm möchte er möglichst bald das Leben der verstorbenen Hagener Milieu-Größe nachzeichnen. „Ich habe deswegen schon lange mit dessen Familie gesprochen.“
Die Chancen, einen Kinofilm nicht nur zu realisieren, sondern auch auf die Leinwände zu bekommen, stehen nicht so schlecht. Das jedenfalls glaubt Ralf Richter: „Die Frage ist nur, wie viele Kopien man schafft. Bei 20 sollte man es lassen, 150 werden schwierig. Er wird dazwischen liegen.“ Einen Tipp hat der etablierte Schauspieler für den Newcomer parat: „Das wichtigste ist, dass so ein Projekt durchfinanziert ist.“ Dazu sind Filmpreise hilfreich.