Hagen. . Es scheint, als funktionierte Kino nur noch mit 3D, Überlänge und Milliardenbudget. „Regenbogen“, das Debüt des Jungregisseurs Dustin Steinkühler, hat nichts davon. Trotzdem packte der Kurzfilm das Publikum bei seiner Premiere mehr als mancher Blockbuster.

Weite Landschaft, Cabrio, im Hintergrund ein Regenbogen. „Wenn ihr Bock habt, kommt doch mit“, lädt Hauptfigur Travis die Zuschauer zu Beginn ein. Eine halbe Stunde folgt man ihm - wohin diese Reise allerdings führt, bleibt bis zum Schluss im Ungewissen. „Der Überraschungseffekt ist mir wichtig“, erzählt Dustin Steinkühler, der an der Ruhrakademie Schwerte Film und Regie studiert. In einem dramaturgisch geschickten Drehbuch präsentiert er eine Hauptfigur, die mit jedem schönen Erlebnis melancholischer wird. Warum, bleibt zunächst rätselhaft. Nur langsam fügen die Puzzleteile sich zu einem Gesamtbild von schlichter Schönheit zusammen. Im Mittelpunkt steht eine Frage: Wann ist der richtige Moment, aufzuhören?

„Jeder werdende Regisseur hat irgendeine Grundidee, die er unbedingt umsetzen möchte. Ich bin glücklich, dass das Endergebnis wirklich meiner Vorstellung nahekommt“, freut sich Steinkühler. Zwischenzeitlich sah es nicht danach aus: Mit den zu überwindenden Hürden könnte der 28-jährige Bücher füllen: „Gleich am ersten Drehtag hat sich zum Beispiel ein Schauspieler das Knie verdreht und musste ausgewechselt werden.“ Die Hauptdarsteller Jakob Benkhofer und Catrin Omlohr fand er über eine Internetplattform. „Die Rolle hat mich sofort gereizt. Sie ist feinfühlig und entwickelt in kurzer Zeit viel Tiefgang“, sagt Benkhofer, der auch sonst voll des Lobes ist: „Dustin ist auf einem sehr, sehr guten Weg. Sein Talent hat man bei den Dreharbeiten schnell bemerkt.“ Bei möglichst vielen Kurzfilmfestivals soll sich nun auch die Fachwelt davon überzeugen können.

Endergebnis ist 27 Minuten lang

Fünf Monate dauerte die Arbeit insgesamt, sieben Tage wurde gedreht – vor allem in der Umgebung, zum Abschluss aber auch auf Helgoland. Die 27 Minuten Endergebnis leben nicht nur von einer starken Geschichte: Steinkühler hat ein Gefühl für eindrucksvolle Bilder und experimentiert auf verschiedenste Weise mit Beleuchtung und Effekten. Ob man nun tatsächlich aufhören sollte, wenn es am schönsten ist, das lässt „Regenbogen“ auch am Ende offen. Gott sei Dank – Dustin Steinkühler hat schließlich gerade erst angefangen.