Wehringhausen. .
Die Hawker GmbH kündigt 20 langjährigen Mitarbeitern. Diese klagen nun auf Wiedereinstellung. Die Stimmung in der Belegschaft ist auf dem Tiefpunkt.
„Ich habe mich hier 27 Jahre voll reingehängt und jetzt bekomme ich einen Tritt.“ So beschrieb gestern ein langjähriger Mitarbeiter der Hawker GmbH seine Situation.
Der Tritt ist die Kündigung zum 28. Februar. 19 weiteren Mitarbeitern des Varta-Nachfolgebetriebes in Wehringhausen ist ebenfalls die Kündigung ins Haus geflattert.
„Wir sind noch bis zum 28. Februar in der Kurzarbeit. Als wir vor zwei Jahren die Vereinbarung dazu getroffen haben, wurden betriebsbedingte Kündigungen in dieser Phase explizit ausgeschlossen“, sagt Betriebsrat Ulrich Häßner. „Seit Januar 2010 machen wir in Blöcken Überstunden. Im Frühjahr und Herbst sogar sehr viele. Die Auftragslage ist so gut wie vor der Krise.“
Begründung vorgeschoben
Die von den Kündigungen Betroffenen, die in der Zeitung lieber nicht namentlich genannt werden möchten, mögen nicht so recht glauben, dass es sie zufällig getroffen hat. Denn auch wenn sie unterschiedliche Tätigkeiten ausführen, haben sie eines gemein. Sie haben einen Arbeitsvertrag nicht unterschrieben, der die Wochenarbeitszeit von 35 auf 40 Stunden ohne Lohn- oder Freizeitausgleich erhöht. Zudem sind sie alle lange Jahre bei der Wehringhauser Batterienfirma tätig. „Diese Einzelverträge sind damals mit immensem Druck auf die Mitarbeiter geschlossen worden“, sagt Andreas Koll, ebenfalls Betriebsrat.
Bei den Betroffenen und beim Betriebsrat stoßen vor allem die Begründungen für die Kündigungen auf. „Mal wird mit fehlender Befähigung argumentiert, mal mit zu wenig Arbeit. Dabei machen die Kollegen seit vielen Jahren ihre Jobs“, sagt. Koll.
Gisela Mielke von der IG Metall hält solche Begründungen ohnehin für vorgeschoben. „Hier geht es nur um Köpfe und um Kosten. Es geht einzig und allein darum, die Kollegen, die die Einzelverträge nicht unterschrieben haben, aus der Firma herauszubekommen. Das ist amerikanischer Unternehmensstil. Es geht nur um nackte Zahlen.“ Als Beleg dafür ist auch ein Schreiben des Unternehmens zu Weihnachten geeignet. Darin soll für die gute Arbeit gedankt worden sein – auch denen, die längst ihre Kündigungen im Briefkasten hatten.
„Wer die 40 Stunden nicht unterschreibt, wird hier nicht mehr lange sein.“
Gegen die Kündigungen wehren sich die 20 Betroffenen nun und klagen vor dem Arbeitsgericht auf Wiedereinstellung gegen ihren Arbeitgeber. Die Gütetermine sind bereits ohne Einigung absolviert worden. Bei den Verfahren spielt Hawker offenbar auf Zeit, spekulieren die Mitarbeiter. Einige Termine sind schon geplatzt. Nun sollen die ersten Anfang Februar über die Bühne gehen. Dann geht es für die gekündigten Mitarbeiter darum, ob sie ihre Arbeitsplätze wieder einnehmen können oder wenigstens eine angemessene Abfindung erstreiten können. „Ziel des Unternehmens ist es wohl aber, dass die Kollegen freiwillig gehen“, schätzt Koll. Dazu werde enormer Druck aufgebaut.
Zudem sollen intern Gerüchte wie „Wer die 40 Stunden nicht unterschreibt, wird hier nicht mehr lange sein“ gestreut worden sein. „So etwas passiert immer ohne Zeugen und über Dritte. Allerdings verfehlen solche Dinge ihre Wirkung in der Belegschaft nicht“, sagt Ulrich Häßner. „Wenn nur das Gerücht weiterer Kündigungen aufkommt, zucken alle zusammen. In der Belegschaft herrscht Angst“, ergänzt Koll. Bis Redaktionsschluss am Dienstagabend gab es trotz Anfrage seitens der Hagener Hawker-Unternehmensführung keine Stellungnahme.
Es sei trotz allem nicht der Fall, dass die 40-Stunden-Woche abgelehnt würde. Das betonen die Mitarbeiter unisono. Nur bezahlt werden wollen sie für die zusätzlich geleistete Arbeit. „Das Betriebsklima wird immer schlechter. Das war mal eine gute Firma“, sagt einer von ihnen mit einer ganzen Portion Wehmut. Die Ergänzung liefert schlagfertig der Kollege: „Das, was Du meinst, das war Varta.“