Hagen. .

Das Loch, das die Kostenexplosion im Hagener Kunstquartier jährlich in den städtischen Haushalt reißt, umfasst einen sechsstelligen Betrag. Die Stadt will nun eine Mängelliste bei Gericht einreichen.

Die Kosten des Hagener Kunstquartiers reißen jährlich ein Loch in Höhe eines sechstelligen Betrages in den städtischen Haushalt. Dabei ist die Höhe des eigentlichen Schadens an den technischen Anlagen im neuen Emil-Schumacher-Museum und im sanierten Karl-Ernst-Osthaus-Museum noch gar nicht zu beziffern.

Ein Bericht des Fachbereichs Sonderprojekte, der dieser Tage der Politik vorgestellt wurde, listet die Grausamkeiten auf. 180 000 Euro mehr als geplant wurden demnach allein in den letzten neun Monaten des Jahres 2010 wegen diverser Mängel für die Aufrechterhaltung des Betriebs ausgegeben. Wörtlich heißt es: „Es ist zu erwarten, dass sich dies im zweiten Betriebsjahr wiederholen wird.“

Vervielfachung der Energiekosten

Hinzu kommt im ersten Betriebsjahr eine Vervielfachung der Energiekosten. 189 000 Euro waren allein von August 2009 bis August 2010 für Strom fällig - 138 000 Euro mehr als ursprünglich geplant (wobei die Einspeisevergütung für gewonnen Solarstrom sowie die Steigerung des Strompreises gegenzurechnen sind). 13 000 Euro wurden für Gas ausgegeben. Ein Kostenpunkt, der aufgrund einer Erdwärmepumpe gar nicht einkalkuliert war. Ähnliches gilt für die Wasserrechnung. 16 000 Euro fielen im ersten Betriebsjahr an. Bestandteil der Prognose war auch diese Summe nicht.

Insgesamt rund 50 Mängel listet die Stadtverwaltung nun in einem Schreiben auf, das bei Gericht eingereicht werden soll. In einem sogenannten selbstständigen Beweisverfahren soll ein vom Gericht bestellter Sachverständiger die Ursachen und die Verantwortlichkeiten für die Mängel (u.a. Keime in der Raumluft und im Trinkwasser) klären und in einem Gutachten Vorschläge zur Beseitigung der Missstände machen.

„Kennen nicht einmal die Ursache“

Ein ungewöhnliches Verfahren, das die Stadt nach einer Rechtsberatung ergreift: „Bei vielen Dingen kennen wir ja nicht einmal die Ursache“, sagt Christine Grebe, Koordinatorin Großprojekte, „im Museumskomplex ist Technik verbaut, wie es sie so zum Teil noch nicht gegeben hat. Hinzu kommt, dass mehr als zehn Parteien als Verantwortliche in Frage kommen. Wir hoffen, dass der Sachverständige noch in diesem Jahr bestellt wird, damit wir zügig anfangen können, das ein oder andere in Ordnung zu bringen.“

Denn bis der Gutachter vor Ort seine Untersuchungen abgeschlossen hat, darf nicht nachgebessert werden. Beweise würden sonst vernichtet. Immerhin: Weil das Gericht den Sachverständigen bestellt, sind die Feststellungen von den Verantwortlichen nicht angreifbar.