Hagen. .

Ein seltener Vorwurf wird seit Donnerstag vor dem Schwurgericht Hagen verhandelt: Kurt Joseph D. (38) habe seine Lebensgefährtin umgebracht, weil die es (angeblich) so wollte. Die Anklage lautet „Tötung auf Verlangen“.

Der hagere Mann mit dem rückenlangen Pferdeschwanz und der weinerlichen Stimme räumt das Tatgeschehen ein. Er sagt: „Es war ihr sehnlichster Wunsch, sie wollte sterben.“ Und: „Ich habe es nur aus Liebe gemacht.“

Es war bereits der dritte Selbsttötungsversuch der Frau innerhalb eines einzigen Monats. Die 38-Jährige hatte bis dahin bereits alle Tiefen des Lebens durchschritten: Über eine „gute Freundin“ war sie vor Jahren an Drogen gekommen, in einem Bordell dann zur Prostitution gezwungen worden. Ein nicht enden wollender Albtraum von Vergewaltigungen und Misshandlungen durchzog ihren Alltag. Auch hatte man ihr mehrmals den Kiefer gebrochen.

Angeblich hatte das Opfer nur einen Wunsch: zu sterben

Die schlimmen Erfahrungen aus der Vergangenheit und die daraus erlittenen seelischen Narben konnte die Frau auch in ihrer achtjährigen Beziehung mit dem Angeklagten wohl nie richtig abstreifen. Sie hatte angeblich nur noch einen Wunsch: zu sterben. „Ich ertrage die Belastungen einfach nicht mehr.“ Zu diesem Zeitpunkt wog die psychisch schwer Angeschlagene gerade noch 35 Kilo.

Was geschah am 21. Juli in der Wohnung in Hagen-Eilpe genau? Um zu sterben, nahm sie einen Giftcocktail aus Psycho-Pillen ein. Kurth Joseph D. sah die Freundin röchelnd im Bett, wollte sie - wie er sagt - „erlösen“. Zehn Minuten lang drückte er ihr deshalb die Kehle zu, versuchte auch, sie mit einem Kissen zu ersticken. Als die Frau schließlich tot war, ließ er sie noch zwei Tage liegen. Erst dann benachrichtigte er die Polizei.

Zahlreiche Pornofotos

„Warum so spät?“, will der vorsitzende Richter Dr. Frank Schreiber wissen. Die Antwort: „Damit sich ihre Seele vom Körper lösen kann.“

Doch da sind auch noch zahlreiche Pornofotos, die der Angeklagte während eines vorherigen Selbsttötungsversuchs von sich und der bewusstlosen Frau aufgenommen hatte. War es vielleicht gar kein Töten auf Verlangen und steckt anderes dahinter?

Verteidiger Thorsten März (Hagen): „Im Moment ist alles offen. Das macht den Fall so schwierig.“ Der Prozess wird am 1. Dezember fortgesetzt.