Hagen. In Hagen trat am Dienstag das neue Routenkonzept für Lastwagen in Kraft. Lkw-Fahrer müssen an bestimmten Tagen die Innenstadt meiden und einen Umweg fahren. Das europaweite einzigartige Pilotprojekt soll dafür sorgen, dass die Luftqualität in der Stadt besser wird.

Punkt 12.10 Uhr klappten die Schilder in der ganzen Stadt um. Und keine fünf Minuten später schwenkten Polizisten am Graf-von-Galen-Ring die Kelle. Nicht um abzukassieren, sondern um Lkw-Fahrer aufzuklären. Über die dynamische Verkehrssteuerung und das neue Routenkonzept. Ein europaweit einzigartiges Pilotprojekt, dass die Luftqualität in der Innenstadt verbessern soll und seit gestern scharf geschaltet ist.

In die Falle getappt

Michael Siefers war einer der Ersten, der in die Falle tappte. Dicht gefolgt von einem Lkw-Fahrer aus den Niederlanden. „Ich habe die Schilder einfach nicht gesehen”, sagte Siefers, der mit seinem Heizöllaster unterwegs war. „Generell halte ich die Regel für sinnvoll. Wenn die Schilder künftig umklappen, werde ich den Umweg in Kauf nehmen.”

Ein Umweg, der Lastwagen um die Hagener Innenstadt herumleitet, immer wenn eine Überschreitung der Feinstaub- oder Stickstoffdioxid-Werte droht. Ein Rechner, der meteorologische Vorhersagen und Verkehrsdaten miteinander kombiniert, sorgt automatisch für die Sperrung. Die Belastungsschwerpunkte Graf-von-Galen-Ring und Märkischer Ring in Höhe des Finanzamts sind dann für Lastwagen gesperrt. Folge: Wer aus Richtung Haspe nach Eckesey will, muss über den Bergischen, Volmestraße, Volmeabstieg, Haßleyer Straße und Feithstraße fahren. Ein Umweg von mehreren Kilometern, weil eine Strecke von rund zweimal 200 Meter nicht befahren werden darf.

Zum Handeln gezwungen

Der trotzdem gerechtfertigt ist, wie Roland Nistroj, zuständiger Dezernent bei der Bezirksregierung in Arnsberg, findet. Auch, weil Vorgaben der Europäischen Union zum Handeln zwingen. „Gerade im Bereich Feinstaub sind nur ganz wenige Ausnahmen erlaubt”, so Nistroj, der auf eine rasche Realisierung der Bahnhofshinterfahrung setzt.

Aber schon jetzt ist man in Hagen optimistisch, die NO2-Immissionswerte und die Feinstaub-Überschreitungstage (in 2009 exakt erlaubte 35, derzeit 17 Tage) zu reduzieren. „Ich denke schon, dass das gelingen kann”, sagt Fred Weber, der im Umweltamt an der Realisierung des Pilotprojektes Routenkonzept mitgewirkt hat.

Kontrolle im Rahmen der normalen Verkehrsüberwachung

Zentrale Voraussetzung dafür ist allerdings, dass sich die Fahrer auch an die Verbote halten. „60 bis 70 Prozent müssen sich nach unseren Erkenntnissen ans Fahrverbot halten, damit wir die Werte entscheidend senken”, so Fred Weber.

Die Polizei hat angekündigt, künftig im Rahmen der normalen Verkehrsüberwachung das Fahrverbot zu kontrollieren. Nicht mehr. Denn einen Posten könne man nicht eigens abstellen. Immerhin sind die heimischen Spediteure, die bislang die Route nutzen, über die Südwestfälische Industrie- und Handelskammer informiert worden.