Hagen. Dicke Luft in der Stadt - die Schadstoffproblematik hat in Hagen in der Vergangenheit zu absurden Umleitungen geführt. Gleichzeitig werden Menschen, die an den Hotspots Leben, extrem belastet. Die acht OB-Kandidaten nehmen Stellung.

Frage: Wie wollen sie der Schadstoffproblematik in Hagen begegnen?

Jochen Weber (SPD): Gegen die Einrichtung einer Umweltzone in Hagen habe ich keine grundsätzlichen Bedenken. Bevor aber über eine Umweltzone entschieden wird, sind zunächst die Erfahrungen und Ergebnisse der Maßnahmen des Luftreinhalteplans auszuwerten. Ebenso sind die Erkenntnisse anderer Städte mit ihren Umweltzonen in die Bewertungen einzubeziehen. Aktuell werden hier die unterschiedlichsten Ergebnisse aus den verschiedenen Städten publiziert. Ein einheitliches Bild ergibt sich z.Z. noch nicht, viele Widersprüche sind noch aufzuklären. Wahrscheinlich ist eine Umweltzone allein kein ausreichendes Mittel zur Erreichung der Grenzwerte.

Jörg Dehm (CDU): Die mit den hohen Feinstaubbelastungen in Teilen Hagens einhergehenden gesundheitlichen Risiken sind besorgniserregend. Für mich hat hohe Priorität, die Maßnahmen des 2004 aufgestellten und zuletzt 2008 fortgeschriebenen Luftreinhalteplans umzusetzen. Ich teile die Skepsis der Verwaltung hinsichtlich der Sinnhaftigkeit einer Umweltzone. Besser ist es, den begonnenen Weg u. a. einer dynamischen Lenkung der Lkw-Verkehre weiterzuverfolgen und zudem die Bahnhofshinterfahrung zu realisieren, da diese Maßnahmen Wirkung zeigen. Der Luftreinhalteplan ist regelmäßig an die aktuellen Erkenntnisse anzupassen.

Claus Thielmann (FDP): Neben der jetzt bald begonnenen Bahnhofshinterfahrung kann eine funktionierende „grüne Welle” Schadstoffe reduzieren. Rollende Fahrzeuge sind „Stop-and-go” vorzuziehen.

Jochen Riechel (Die Grünen): Konsequenter als die bisherigen Stadtführungen. Ich setze mich seit langem für wirksame Maßnahmen für eine saubere Atemluft in der Innenstadt und den Stadtteilzentren ein. Der bestehende Luftreinhalteplan darf nicht weiter auf die lange Bank geschoben werden. Das anderswo erfolgreiche Konzept der Umweltzone muss in Hagens stark belasteter Tallage endlich umgesetzt werden. Hier unterstütze ich eine großflächige Umweltzone und eine Stärkung des Nahverkehrs. Warenlieferungen für die Innenstadt sollen vorwiegend über emissionsarme Fahrzeuge erfolgen (City-Logistik). Fahrzeuge der Stadt sind nur schadstoffarm zu betreiben.

Hans-Otto Marscheider (Bürger für Hagen): Auf jeden Fall nicht dadurch, dass Lastwagen 3,5 Kilometer durch die Stadt geführt werden, um 200 Meter zu entlasten. Wir haben bereits 2005 im Rat ein Konzept der Lkw-Routenführung vorgelegt, um hier Verbesserungen zu erreichen.

Ingo Hentschel (Die Linken): Sicher nicht mit einer weiteren Ausdünnung des öffentlichen Personennahverkehrs. Mit aller Konsequenz muss diese Problematik angefasst werden. Vielleicht löst sich die Schadstoffproblematik durch die Bahnhofshinterfahrung.

Dr. Josef Bücker (Hagen Aktiv): Hagen ist überschuldet. Deswegen ist die Realisierung der Bahnhofshinterfahrung zur Verminderung des Feinstaub- und Stickstoffoxid-Aufkommens entlang der heutigen B7 der falsche Weg. Hagen kann sich das insgesamt etwa 100 Millionen Euro teure Projekt einfach nicht leisten. Sinnvoller ist es, beim ÖPNV spürbar aufzusatteln, um ein Umsteigen vom privaten Pkw auf den Bus zu erzielen und so den Schadstoffausstoß zu senken.

Manfred Schenk (parteilos): Hagen krankt daran, dass niemand unliebsame Entscheidungen treffen will und ein anderer es schon richten wird. Ich werde als erstes mitentscheiden, dass auf dem Ring eine Umweltspur und ein Einbahnstraßensystem umgesetzt wird. Der Lieferverkehr wird neu geordnet und Lkw und Taxen werden aus der Fußgängerzone verschwinden. Bürger, die mit dem Bus in die Stadt fahren, lassen sich die gekauften Waren mit einem Bringservice nach Haus bringen. Denn so ein Service schafft Arbeitplätze und ist gut für die Umwelt.