Hagen. Mit einem Ring um den Ring wollen Hagens Verkehrsplaner ab 2010 Lkw-Fahrer in die Gewerbegebiete leiten.

Besonders an Tagen, an denen an den Messstationen am Graf-von Galen-Ring, am Märkischen Ring und an der Wehringhauser Straße Überschreitungen der Schadstoffwerte drohen. Ab Herbst wird das Lkw-Routensystem, das bundesweit einmalig ist, getestet.

Nach Realisierung der Bahnhofshinterfahrung kann auch die Wehringhauser Straße entlastet werden.
Nach Realisierung der Bahnhofshinterfahrung kann auch die Wehringhauser Straße entlastet werden. © WP Michael Kleinrensing

Tallagen, enge Häuserschluchten und ausbleibender Wind hatten Hagen einst zum bundesweiten Tabellenführer in Sachen Feinstaubüberschreitungstage gemacht. Insbesondere bei Inversionswetterlagen stieg der entsprechende Wert an den Messcontainern in rekordverdächtige Höhe.

Auch wenn das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) die Messergebnisse später nach unten korrigierte - das grundsätzliche Problem bleibt: In Hagen gibt's dicke Luft. Und zwar reichlich.

Dem wollen die Stadtplaner begegnen, indem sie weite Teile des Innenstadtrings und nach der Realisierung der Bahnhofshinterfahrung auch der Wehringhauser Straße Lkw-frei halten. „Wir haben nach gut ausgebauten Straßen mit geringer Wohnbebauung gesucht, die weniger anfällig für hohe Schadstoffbelastungen sind und auf denen Lkw-Fahrer trotzdem ihre Ziele erreichen können”, sagt Stadtplaner Hans-Dieter Schumacher. „So haben wir einen äußeren Ring um die Innenstadt definiert.”

Das Ergebnis ist eine in Teilen weiträumige Umfahrung der Schwerpunkte in der Innenstadt über Schwerter Straße, Boeler Ring, Hagener Straße, Feithstraße, Haßleyer Straße, Volmeabstieg, Volmetalstraße und Bergischer Ring. „Auf die Lastwagen kommen Umwege zu”, verrät Hans-Dieter Schumacher kein Geheimnis.

Dass die neue Route Lücken aufweist, ist auch den Planern sehr wohl bewusst. „Eine können wir schließen, sobald die Bahnhofshinterfahrung eröffnet worden ist”, sagt Hans-Dieter Schumacher, „im südlichen Bereich der Innenstadt gibt es zum Bergischen Ring allerdings keine Alternative. Eine solche Straße existiert aus topographischen Gründen nicht. Trotzdem werden die sogenannten Hotspots durch das System entlastet.”

Mehr als 100 neue Schilder müssen für das Routenkonzept aufgestellt werden. Statische, die zu jeder Zeit auf die (Um-)Wege zu den Gewerbezonen hinweisen, und dynamische, die verdeutlichen, dass die Innenstadt an den Hauptbelastungspunkten, wenn hohe Schadstoffwerte drohen, für den Lkw-Durchgangsverkehr gesperrt ist. „Meteorologische Daten und Verkehrsdaten werden dafür ausgewertet und eine entsprechende Prognose wird erstellt”, sagt Schumacher, „eine mögliche Sperrung erfolgt automatisch, ohne dass wir eingreifen müssen.” Die Dauer der Sperrungen wird jeweils mindestens vier bis sechs Stunden andauern.

Dass das Lkw-Routensystem die Lösung aller Schadstoffprobleme für Hagen bedeutet - dieser Illusion geben sich die Stadtplaner nicht hin. „Im aktuellen Luftreinhalteplan ist das Konzept Teil eines ganzen Maßnahmebündels”, sagt Schumacher, „und selbst wenn wir alles umsetzten, was dort vorgesehen ist, wird das nicht dazu führen, dass wir keine Überschreitungstage an den Messstationen mehr haben.”

Wesentlich für den Erfolg des Konzeptes sei die Befolgungsrate. „Da sind wir auch auf die Unterstützung der Polizei angewiesen”, sagt Schumacher. „Es wird ohnehin Jahre dauern, bis sich das Lkw-Routensystem etabliert hat.”

Helfen könnten dabei auch die Hersteller von Programmen für Lkw-Navigationsgeräte. „Anfangs haben sie sich sehr ablehnend geäußert”, sagt Schumacher, „nach einer Initiative des Städtetages stehen sie grundsätzlich dem Begehr der Städte, die Ortskerne möglichst zu entlasten, offener gegenüber.”

Im Herbst sollen die neuen Schilder installiert werden. Dann soll ein Probebetrieb folgen. Scharfgeschaltet werden soll das Lkw-Routensystem im nächsten Jahr.

Zumindest den Kontakt zu den heimischen Speditionen haben die Stadtplaner gesucht. „Sie sind nicht unbedingt begeistert, wollen aber ihre Fahrer anhalten, das Routensystem zu befolgen”, so Schumacher.