Hagen-Haspe. Ein weiterer alteingesessener Fachhändler gibt nach Jahrzehnten sein Stammhaus in Hagen-Haspe auf. Dafür gibt es gute Gründe.
Haspe ohne Bergenthal? Ein Gedanke, an den die Kunden im Hagener Westen sich werden gewöhnen müssen. Denn 17 Jahre nach der Eröffnung der mehr als 2000 Quadratmeter großen Hauptfiliale des Leuchtenanbieters an der Alexanderstraße hat Geschäftsführer Tim Bergenthal entschieden, seine unternehmerischen Zelte in Haspe abzubrechen und in der Dependance an der Kölner Straße endgültig die Lampen ausgehen zu lassen. Der Abschied einer Einzelhandelsinstitution: „Dieser Schritt ist mir durchaus schwergefallen“, macht der 47-Jährige ungeschminkt deutlich, dass die Umsätze im Stammhaus inzwischen nicht mehr mit dem positiven wirtschaftlichen Trend unweit der Fuhrparkbrücke mithalten können.
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„Nachdem wir den Leuchtenfachmarkt an der Alexanderstraße gebaut und 2007 eröffnet hatten – einer der größten dieser Art in Deutschland –, war die ursprüngliche Idee, den Hasper Standort lediglich noch wenige Monate parallel zu betreiben. So war es ursprünglich auch mit den Mitarbeitern besprochen.“ Doch die Kunden blieben der 600-Quadratmeter-Filiale treu. „Haspe hat eben sein Eigenleben“, staunt Bergenthal selbst, dass aus wenigen Restmonaten inzwischen 17 Jahre geworden sind. Doch zuletzt stagnierte das Geschäft in Haspe: „Die Kunden haben letztlich mit den Füßen abgestimmt. Sie kommen zum Leuchteneinkauf in die Alexanderstraße und nutzen den Hasper Standort überwiegend für Service und Ersatzteile, sodass wir jetzt reagieren müssen. Vom Batterie- und Leuchtmittelverkauf allein kann man nicht leben.“
Kunden stimmen mit Füßen ab
Dabei blickt Bergenthal, der sich über ein Jahrzehnt im Vorstand des inzwischen eingeschlafenen Förderkreis „Pro Haspe“ engagierte, zugleich ganz ohne Groll auf die sich verändernden Käuferstrukturen im Quartier: „Es gibt ja hier kaum noch inhabergeführten Einzelhandel, die Kundenfrequenz schläft zunehmend ein.“ Dabei war die Filiale stets Anlaufstelle nicht bloß für Lampen und Haushaltsgeräte, sondern auch für technische Probleme aller Art – vom Wackelkontakt in der Steckerleiste bis zur angeknacksten Gardinenstange. Gerade alteingesessene Hasper wissen den Langmut und die geschickten Hände von Filialchefin Elke Sommer zu schätzen. Die Fachfrau für Technik agiert seit fast vier Jahrzehnten in Haspe, hat hier sogar schon gelernt. „Sie bleibt dem Unternehmen aber treu und hofft, dass ihr die Stammkunden zur Alexanderstraße folgen“, erzählt Bergenthal.
Den unternehmerischen Grundstein für den Familienbetrieb legte zu Beginn der 1950er-Jahre Großvater Herbert Bergenthal mit einem Zehn-Quadratmeter-Elektroinstallationsbetrieb an der Voerder Straße. In der 60er-Jahren erweiterte sich das Unternehmen in Richtung Tillmannsstraße auf etwa 80 Quadratmeter, bevor dann 1971 der Umzug in die Hasper Stammimmobilie an der Kölner Straße erfolgte. Unter der Regie von Geschäftsführer Tim Bergenthal geriet zunehmend das Thema Leuchten in den Fokus: „Mich reizte die Verknüpfung aus Mode, Technik und Gestaltung“, betont er seine Überzeugung, dass Licht deutlich mehr als die Abwesenheit von Dunkelheit bedeutet - und für Ambiente, Atmosphäre und individuellen Stil steht.
Bundesweit unterwegs
Ein Credo, das in den vergangenen Jahren zunehmend dafür gesorgt hat, dass sich das Geschäft aus den Fachmärkten direkt in die Lebensrealität der Kunden verschoben hat. „Wir sind mittlerweile als Lichtplaner und Leuchtenlieferant für Hotels, Gastronomie und Betriebe in ganz Deutschland unterwegs“, zählt Tim Bergenthal nicht bloß das Arcadeon, Campus- und Saxx-Hotel oder auch die Fernuniversität zu seinen Kunden, sondern vorzugsweise über Mund-zu-Mund-Propaganda Firmen und Bürogemeinschaften aus ganz Deutschland.
Ein stetiger Wachstumsprozess, bei dem die stagnierende Hasper Filiale, die lediglich noch zwischen 10 und 13 Uhr öffnet, jetzt endgültig auf der Strecke bleibt. „Am Freitag, 14. Juni, ist der letzte normale Verkaufstag“, kündigt Bergenthal an. Bis zum Herbst bereitet der Unternehmer dann noch einen großen Räumungsverkauf vor, der Mitte September pünktlich zur Leuchtensaison noch einmal vier Wochen lang die Kunden nach Haspe locken soll. Damit verschwinden endgültig die Haushaltsgeräte – also die sogenannte weiße Ware – aus dem Sortiment.
Und was folgt in den Räumlichkeiten an der Kölner Straße? Hier gibt sich der 47-Jährige noch bedeckt und verspricht zugleich, verantwortungsvoll mit der attraktiven Flächen am Entree zum Hasper Zentrum mit reichlich Schaufensterflächen und Parkmöglichkeiten vor der Tür umgehen zu wollen. Zurzeit schwebt ihm vor, dass ein Nachnutzer aus der Gesundheitsbranche sich an dem repräsentativen Standort an der Kölner Straße niederlassen könnte. Bei der womöglich auftauchenden Frage, wie sich die 600 Quadratmeter dabei lichttechnisch wirkungsvoll in Szene setzen lassen, könnte Tim Bergenthal sicherlich wertvolle Hinweise geben.