Hagen. Der Abgeordnete Janosch Dahmen wird bei der Bundestagswahl 2025 nicht für die Grünen in Hagen antreten. Der Abgeordnete wechselt den Wahlkreis.

Die Grünen in Hagen und im südlichen Ennepe-Ruhr-Kreis brauchen einen neuen Kandidaten für die Bundestagswahl. Und obendrein droht der Partei damit der Verlust einer aussichtsreichen Position auf der Landesliste.

Der war es zu verdanken, dass die Stadt Hagen in dieser Legislaturperiode gleich drei Politiker in den Deutschen Bundestag senden konnte, die obendrein alle den Regierungsfraktionen der Ampel-Koalition angehören – was gewiss kein Nachteil ist. Timo Schisanowski holte für die SPD das Direktmandat. Katrin Helling-Plahr zog über die Liste der FDP ins Parlament ein, gleiches gelang dem Notarzt Dr. Janosch Dahmen, der in Zeiten der Corona-Pandemie Dauergast in TV-Talkshows war und so eine gewisse Prominenz erreichte – wenn auch denkbar knapp. Denn noch am Wahlabend waren Dahmen und die Hagener Grünen davon ausgegangen, dass es nicht für ein Mandat reichte. Erst als tatsächlich alles Stimmen ausgezählt waren, stand fest, dass die heimischen Grünen erstmals einen Abgeordneten stellen.

Hagen ins „Herz geschlossen“

Der allerdings hat den Grünen in Hagen und im südlichen EN-Kreis nun einen Korb gegeben und auch öffentlich mitgeteilt, dass er künftig lieber im Wahlkreis 139 (Witten, Hattingen, Herdecke, Sprockhövel und Wetter) antreten wolle. „Der Wahlkreis 139 ist mehr als nur mein politisches Zuhause“, erklärt Dahmen dazu. „In Witten habe ich meine liebe Frau kennengelernt, in Herdecke sind zwei meiner drei Kinder geboren, und ich kenne fast jeden Winkel von Hattingen bis Herdecke, von Witten über Wetter bis Sprockhövel nicht nur aus der Politik, sondern vor allem aus meiner Arbeit als Notarzt in unserem Kreis. Seit 2004 bin ich Mitglied der Universität Witten/Herdecke, habe dort studiert, geforscht und gehöre seit vielen Jahren inzwischen dem Aufsichtsrat an.“ Auf vielfachen Wunsch aus der Partei habe er sich nun zu diesem Schritt entschieden.

WP-Wahlarena vor der Bundestagswahl 2021 mit sechs Direktkandidaten (von links): Ralf Stoffels (SIHK, Moderator), Jens Stubbe (WP-Redaktionsleiter), Andreas Geitz (AfD), Janosch Dahmen (Grüne), Katrin Helling-Plahr (FDP), Ingo Hentschel (Linke), Timo Schisanowski (SPD) und Christian Nienhaus (CDU).
WP-Wahlarena vor der Bundestagswahl 2021 mit sechs Direktkandidaten (von links): Ralf Stoffels (SIHK, Moderator), Jens Stubbe (WP-Redaktionsleiter), Andreas Geitz (AfD), Janosch Dahmen (Grüne), Katrin Helling-Plahr (FDP), Ingo Hentschel (Linke), Timo Schisanowski (SPD) und Christian Nienhaus (CDU). © WP | Michael Kleinrensing

Besonders hat mich die schwere Flutkatastrophe im Sommer 2021 geprägt, bei der ich selbst unterstützend als Notarzt vor Ort unterwegs war und bei der mich die Solidarität der Hagener Bevölkerung im Zeichen einer solchen Naturkatastrophe tief bewegt hat.
Dr. Janosch Dahmen - Bundestagsabegeordneter der Grünen

Mit Blick auf seine bisherige Tätigkeit ergänzt Dahmen, dass er in den letzten drei Jahren auch Hagen in sein Herz geschlossen habe. „Besonders hat mich die schwere Flutkatastrophe im Sommer 2021 geprägt, bei der ich selbst unterstützend als Notarzt vor Ort unterwegs war und bei der mich die Solidarität der Hagener Bevölkerung im Zeichen einer solchen Naturkatastrophe tief bewegt hat“, so der Politiker. „Als Abgeordneter war und bin ich mit vollem Einsatz dabei, grade einer Stadt wie Hagen, die so von Armut und Schulden gebeutelt ist, in Berlin eine einflussreiche Stimme zu geben. Das werde ich auch weiterhin tun.“

Grüne auf Suche nach neuem Kandidaten

Nicht überrascht wurden die Hagener Grünen von der Entscheidung. „Wir wussten frühzeitig Bescheid“, sagt Kreisverbandssprecherin Alexandra Gerull. „Janosch Dahmen hat uns darüber informiert, wo seine Präferenzen liegen.“ Parteiintern sei man nun dabei, einen starken Kandidaten zu finden und nachhaltig aufzubauen. Noch drängt die Zeit nicht. Am Ende dieses Jahres aber wollen die Grünen ihre Landesliste aufstellen. Dass es für einen Neueinsteiger aus Hagen direkt für einen Platz reicht, der bei gutem Gesamtergebnis der Partei Aussicht auf einen Platz im Bundestag hat, hält aber auch Gerull nicht für wahrscheinlich.