Hohenlimburg. Müll, Lärm, Diebstähle: Anwohner ärgern sich über dreiste Familien in der Unterkunft für Wohnungslose in Hohenlimburg. Die Lokalpolitik reagiert.

Die Anwohner der Unternahmer Straße und der Benekestraße sind genervt und wütend. Denn in einem der beiden Wohnhäuser an der Wilhelmstraße/Unternahmer Straße, einst als Frauenhäuser genutzt, wohnen seit vielen Monaten Familien aus Osteuropa, die sich nicht so verhalten, wie es sich die Nachbarn wünschen. „Unsere Kritik richtet sich nicht gegen die Flüchtlinge, die in dem angrenzenden Gebäude leben. Unsere Kritik richtet sich gegen einige Familien“, sagt eine Anwohnerin, die aus Angst vor Repressalien nicht genannt werden möchte, im Gespräch mit dieser Zeitung.

Klettern auf fremde Grundstücke

„Diese Hausbewohner beschallen die gesamte Unternahmer, bis hinauf zur Ebendstraße. Darüber hinaus werfen sie Müll, Flaschen, Windeln und andere Hygieneartikel auf unsere Grundstücke, klettern über Zäune und zerstören diese. Zum Beispiel, um Fußbälle zurückzuholen. Fahrräder werden mitgenommen und unsere Kinder und Jugendlichen, wenn sie ihre Räder verteidigen, attackiert. Unsere Mieter drohen wegzuziehen, wenn sich die Verhältnisse nicht ändern, weil sie sich schämen, Gäste einzuladen. Diese untragbaren Zustände sind für uns inzwischen existentiell“, so die Anwohnerin.

Lokalpolitik reagiert

Bei den heimischen Politikern finden die Beschwerden der Nahmeraner Bürger nunmehr offene Ohren. Für die kommende Sitzung der Hohenlimburger Bezirksvertretung (Donnerstag, 18. April, 16 Uhr Rathaus Hohenlimburg) hat Bezirksbürgermeister Jochen Eisermann einen gemeinsamen Antrag der Bürger für Hohenlimburg, der SPD und der CDU auf die Tagesordnung gesetzt. Darin bitten die Kommunalpolitiker die Verwaltung um einen neuerlichen Bericht zur Situation im Umfeld der Unterkunft in der Unternahmer, in der vorwiegend EU-Zuwanderer untergebracht sind. Gleichzeitig wird die Verwaltung mit Nachdruck aufgefordert, die Unterkunft nur mit Bewohnern zu belegen, die ein sozialverträgliches Verhalten an den Tag legen.

Stadt in der Pflicht

Die drei Fraktionsvorsitzenden (Holger Lotz, Michael Glod und Fuat Aker) begründen ihren Antrag auch damit, dass nach ihren Erkenntnissen die Anwohner beschimpft und bedroht werden und ein dringender Tatverdacht auf organisierte Diebstähle bestehe. Deshalb, so die Politiker, sei die Stadt in der Pflicht, die Situation gegebenenfalls auch durch einen Bewohnerwechsel zu befrieden.

Anfragen unbeantwortet

Auf Nachfrage verwies Frank Schmidt (Bürger für Hohenlimburg) darauf, dass sich die Bezirksvertretung bereits in der November-Sitzung mit den Problemen in der Unternahmer beschäftigt habe, insbesondere unter dem Aspekt, dass die osteuropäischen Bewohner die Schulpflicht ihrer Kinder ignorieren würden. Bislang sei eine Anfrage zu diesem Problem jedoch von der Stadt unbeantwortet geblieben.

Einsätze der Polizei

Eine Polizeisprecherin bestätigt auf Anfrage, dass es im April zu drei Polizeieinsätzen in der Unternahmer gekommen sei. Allesamt wegen Ruhestörung. „Die Kollegen haben dann die Party aufgelöst.“ Davor sei die Polizei Ende Februar zu einem Streit unter Nachbarn gerufen worden. „Die Situation dort ist somit nicht hochdramatisch.“ Zu möglichen Einsätzen des Ordnungsamtes könne die Polizei nichts sagen.

Keine vermehrten Beschwerden

Dazu schreibt die Stadt Hagen auf Anfrage: „Es gab eine Meldung bzgl. Ruhestörung vom vergangenen Wochenende. Insgesamt sind in den vergangenen Wochen telefonisch keine vermehrten Beschwerden zu diesem Objekt in der Leitstelle unseres Ordnungsamtes eingegangen.“ Und zur aktuellen Nutzung führt die Stadt aus: „Das Objekt Unternahmer Straße / Wilhelmstraße ist in zwei Gebäudekomplexe unterteilt und nicht aus EU-Fördermitteln finanziert. Der Gebäudeteil Wilhelmstraße wird zur Unterbringung von alleinreisenden Geflüchteten genutzt. Der Gebäudeteil Unternahmer Straße ist zur ,ordnungsrechtlichen Unterbringung‘ vorgesehen. Aufgrund der baulichen Gegebenheiten erweist sich das Gebäude als geeignet, dort große Familien ordnungsrechtlich mit Wohnraum zu versorgen.“

Austausch mit Bewohnern

In der Vergangenheit habe sich gezeigt, dass sich die Bewohner der Unterkunft oftmals nur unzureichend in das nachbarschaftliche Gefüge integriert haben. Der Fachbereich Integration, Zuwanderung und Wohnraumsicherung steht deshalb in engem Austausch mit den Bewohnern und den Anwohnern im nachbarschaftlichen Umfeld. „Um die Situation vor Ort zu befrieden, wird die Unterkunft regelmäßig durch einen Sozialarbeiter aufgesucht und die Bewohner beraten. Dabei stehen auch gesellschaftliche Regeln und Umgangsformen auf der Tagesordnung.“

Eine Anwohnerin kann diese Darstellung nicht nachvollziehen: „Mit mir hat von der Stadt Hagen niemand gesprochen.“