Hohenlimburg. Angesichts der leeren Fußgängerzone in Hohenlimburg appellieren Händlervertreter an Anwohner – und blicken nach Bad Münstereifel:
„Helft eurer Innenstadt!“ - diesen Appell richten Vertreter der Händler in Elsey und Hohenlimburg an die Menschen im Lennestädtchen. Zuletzt hatte diese Zeitung den Blick über die Stadtgrenze hinaus in die Fußgängerzone von Letmathe geworfen, wohin es auch viele Hohenlimburger zum Bummeln und Einkaufen zieht, und damit eine Debatte ausgelöst. „Da werden Äpfel mit Birnen verglichen“, betont Olaf Rubelt, Vorstand der Ladengemeinschaft Elsey. Schließlich sei die Fußgängerzone von Hohenlimburg für Autos nicht befahrbar. „Das ist ein Manko. Man könnte ja zumindest eine Befahrbarkeit mit Schrittgeschwindigkeit testweise ausprobieren.“ Hier zeigt er sich einig mit Andreas Murr, Vorstand der Werbegemeinschaft Hohenlimburg. Parkplätze in der Fußgängerzone, die eine halbe Stunde parken für Kunden der angrenzenden Geschäfte ermöglichen, wären für ihn ein Gewinn.
Anwohner in der Pflicht
„Man sollte sich aber auch mal Gedanken machen, warum es in Hohenlimburg so aussieht“, nimmt Mur auch die Anwohner in die Verantwortung. „Die Hohenlimburger müssen mehr in ihrer Heimat kaufen.“ Grundsätzlich gebe es ja in Hohenlimburg eine breite Auswahl an Fachgeschäften, unterstreicht der Vorstand der Werbegemeinschaft, der mit seiner Frau seit vielen Jahren das Café am Markt im Herzen der Innenstadt betreibt.
Viele Geschäfte vor Ort
Der Textilladen Ernstings Family, der Kreativladen, das Sanitätshaus Ortec, die Hohenlimburger Buchhandlung, der Dekoladen Minzis Atelier, das Sportgeschäft Elhaus, mehrere Reisebüros, ein Fotogeschäft, Sauerlandseifen – nur eine Auswahl der Läden, die sich zwischen Limburger Freiheit und Bahnhof tummeln. „Es gibt Leute, die sieht man in der Fußgängerzone nur auf dem Hohenlimburger Stadtfest“, wünscht sich auch Olaf Rubelt, Ladengemeinschaft Elsey, mehr heimischen Publikumsverkehr. „Das hilft Hohenlimburg nicht weiter, wenn die Leute dann das Jahr über ihre Kaufkraft bei Amazon oder in umliegenden Städten lassen.“ Auch die Hauseigentümer müssten mehr tun, um die Innenstadt mehr zu beleben, sagt Rubelt, und Leerstände in ihrem Eigentum gezielter bekämpfen. „Warum steht zum Beispiel der frühere Woolworth an der Bahnstraße schon so viele Jahre leer?“.
Vorbild Bad Münstereifel?
Um Hohenlimburg zu beleben, schlägt er eine Lösung wie in Bad Münstereifel vor. Die kleine Stadt im Kreis Euskirchen hatte mit wachsendem Leerstand zu kämpfen, bis Investoren begannen, leerstehende Immobilien zu kaufen oder zu pachten. Verbunden mit einem gemeinsamen Marketing entstand ein City-Outlet mit Fokus auf Geschäften aus der Modebranche. Wenn sich die Entwicklung nicht bremsen lässt und die Kaufkraft nicht zurückkehrt, werde Hohenlimburg sich in einigen Jahren zur reinen Wohnstadt entwickeln, ist Rubelt sicher. Er und sein Kompagnon aus der Werbegemeinschaft wünscht sich Impulse aus dem Städtebauförderprogramm Insek, haben aber wenig Hoffnung, dass die Fördermittel allein für Belebung sorgen. Auch von der Politik vermissen sie Impulse. „Bei der jüngsten Veranstaltung zum Insek waren nur Lokalpolitiker von CDU und Bürger für Hohenlimburg. Andere Parteien wie SPD, Grüne oder auch die AfD fehlten.“
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Zwei Händlervertretungen
Der Einzelhandel in Hohenlimburg hat neben der Fußgängerzone und der Möllerstraße auch kleinere Zentren rund um den Kaufland auf dem Lölfert und am Gotenweg mit Lidl, Schuh-Outlet und Berlet, wo bald zusätzlich auch ein Fressnapf öffnen soll. Die Händler in Hohenlimburg sind mit Werbegemeinschaft Hohenlimburg und Ladengemeinschaft Elsey in zwei Händlervertretungen getrennt. Warum nicht fusionieren, um die eigenen Interessen deutlicher kundzutun? Eine Fusion schließen Andreas Murr und Olaf Rubelt aus. „Wir sind keine Feinde“, unterstreicht Murr. Aber eine Fusion ließe sich nicht bei allen Mitgliedern durchsetzen. „Es liegt nicht an den Personen, sondern an Werbegemeinschaft und Ladengemeinschaft – das ist wie Dortmund und Schalke“, ergänzt Olaf Rubelt.
Idee: Fußgängerzone für Verkehr öffnen
Könnte die Hohenlimburger Innenstadt mit Insek-Fördermitteln für den Autoverkehr freigegeben werden? Hierzu hat diese Zeitung jüngst eine Anfrage an die Stadt Hagen gestellt. Demnach sollen mit den Insek-Fördermitteln das Naherholungs- und Freizeitangebot und die Aufenthaltsqualität in Hohenlimburg gestärkt werden. Dass die Befahrbarkeit der Fußgängerzone diesen Zielen entspricht, das müsste nachgewiesen werden, so die Stadt.
Straßenbelag nicht geeignet
Nicht nur die positiven Effekte einer Öffnung für den Autoverkehr, sondern auch das Ausbleiben von negativen Effekten müssten belegt werden, um eine Förderung für die Erneuerung des Straßenbelags zu erhalten. Grundlage wäre ein Verkehrsversuch – also eine probeweise Öffnung der Fußgängerzone für den Autoverkehr, der mehrere Monate andauert und frei finanziert werden müsste. Der Rat müsste grünes Licht für so einen Verkehrsversuch geben. Der aktuelle Bodenbelag der Fußgängerzone sei allerdings nicht für eine dauerhafte Befahrung ausgelegt und müsse auch für einen Verkehrsversuch erst ertüchtigt werden, so die Stadt damals auf Anfrage.