Hagen. In der Wehringhauser Straße wird ein Kindergarten für sieben Gruppen eröffnet. 130 Kinder aus Hagen können dort betreut werden.

Angesichts steigender Kinderzahlen in Hagen möchte die Stadt den Neu- und Ausbau von Kindergärten forcieren und in den nächsten zwei Jahren insgesamt knapp 600 neue Betreuungsplätze schaffen. Doch das ambitionierte Vorhaben kommt nicht so recht voran.

Grund sind die anhaltenden Probleme am Bau in Kombination mit den gestiegenen Zinsen, die einige Investoren dazu bewogen haben, ihre angedachten Projekte kurzfristig wieder zurückzuziehen. Sie hegen, wie beim geplatzten Bau eines Kindergartens an der Fleyer Straße, die Befürchtung, dass sich ihre Kita-Entwürfe selbst bei einer langfristigen Vertragsbindung nicht amortisieren.

Das ist sicherlich ein Meilenstein in der Versorgung mit Betreuungsplätzen in Hagen.
Dirk Hannusch - Abteilungsleiter Kindertagesbetreuung über die Eröffnung der neuen Kita in Wehringhausen

Dennoch gibt es auch Erfolgsmeldungen. Dazu gehört die Eröffnung von zwei großen Kitas, die für die Innenstadt von enormer Bedeutung sind. Neben dem Kindergarten in der Eppenhauser Straße, wo die Caritas über dem Penny-Markt eine Einrichtung mit fünf Gruppen und 100 Plätzen geschaffen hat, ist das vor allem der neue Kindergarten in der Wehringhauser Straße 39. In jener Immobilie, in der sich einst ein Küchenstudio befand, wird am 1. August eine Kita für sieben Gruppen bzw. 130 Kinder eröffnet. „Das ist sicherlich ein Meilenstein in der Versorgung mit Betreuungsplätzen in Hagen“, freut sich Dirk Hannusch, Abteilungsleiter für Kindertagesbetreuung bei der Stadtverwaltung.

Beste Erfahrungen mit Großtagespflegestellen

Ebenfalls in Wehringhausen wird noch in diesem Jahr eine Großtagespflegestelle den Bedarf ergänzen. Neun Kinder können dann in der Augustastraße betreut werden. Vor einigen Wochen hat die Stadt bereits eine weitere Großtagespflegestelle auf dem Johanniskirchplatz in Betrieb genommen.

Der Caritas-Kindergarten auf dem Dach des Penny-Discounters an der Eppenhauser Straße. 
Der Caritas-Kindergarten auf dem Dach des Penny-Discounters an der Eppenhauser Straße.  © Hagen | Michael Kleinrensing

Zählt man die Einrichtung in der Augustastraße schon hinzu, gibt es inzwischen 17 Großtagespflegestellen in Hagen. Eine Großtagespflegestelle wird von zwei Tagesmüttern gebildet, die maximal neun Kindern betreuen, eine weitere Tagesmutter steht als Vertretung Gewehr bei Fuß. Damit die Kinder feste Bezugspersonen haben, wird genau festgelegt, welche Tagesmutter für welches Kind zuständig ist. Damit bleibt der familiäre Charakter der Großtagespflegestelle erhalten, wenngleich sich im Alltag natürlich jede der beiden Tagesmütter um jedes Kind kümmert.

Die erste Großtagespflegestelle in Hagen ging 2018 an den Start. Mit den relativ kleinen Einrichtungen, in denen vornehmlich unter dreijährige Jungen und Mädchen betreut werden, hat die Stadt beste Erfahrungen gemacht. Die Tagesmütter arbeiten nicht auf eigene Rechnung, sondern sind Angestellte eines anerkannten Trägers der Kindertagespflege, der die Räume zur Verfügung stellt. Die Betreuerinnen spielen mit den Kindern, gehen spazieren, kochen täglich. In einem Ruheraum halten die Knirpse ihren Mittagsschlaf.

Die weiteren Neubauprojekte in Hagen

Nicht mehr in diesem Jahr realisiert werden kann der Ausbau der Kitas in der Franzstraße in Oberhagen, wo insgesamt 20 Betreuungsplätze hinzukommen sollen, und der Kita „In der Welle“ in Eilpe, wo 35 neue Plätze geplant sind. Auch der Umbau der ehemaligen Polizeiwache in der Prentzelstraße (Stadtmitte) verzögert sich weiter, dort sollen einmal 75 Kinder untergebracht werden. Dieses Projekt kann ebenso frühestens 2025 verwirklicht werden wie der Neubau der Kita in der Langenkampstraße (Hohenlimburg) für 105 Kinder.

Zudem befinden sich diese weiteren Neubauprojekte in der Planungsphase:

  • Kita Markanaplatz/Corbacher Straße (Haspe) für 75 Kinder;
  • Kita Cunostraße (Emst) für 75 Kinder;
  • Abriss und Neubau der Kita Schillerstraße (Eckesey) für dann 90 Kinder;
  • Kita Berchum (ehemalige Jugendbildungsstätte) für 50 Kinder;
  • Kita Jungfernbruch (Haspe) für 75 Kinder;
  • Kita Thünenstraße (Kratzkopf) für 75 Kinder.

Es fehlen fast 800 Betreuungsplätze in Hagen

Derzeit leben in Hagen 12.000 Kinder im Vorschulalter, in den 106 Hagener Kindergärten, Großtagespflegestellen und bei Tagesmüttern werden 7498 Jungen und Mädchen betreut, davon 1979 U3-Kinder. In Deutschland existiert bekanntlich keine Kindergarten-Pflicht, doch es gibt einen Rechtsanspruch.

Um die vom Stadtrat vorgegebene Betreuungsquote von 38 Prozent im U3-Bereich zu realisieren, fehlen in Hagen noch 219 Plätze. Dadurch wird, inklusive Tagespflege, lediglich eine Quote von 34,2 Prozent erreicht.

Für die Altersgruppe der drei- bis sechsjährigen Kinder, für die eine Betreuungsquote von 98 Prozent gilt, fehlen sogar 562 Betreuungsplätze. Hier liegt die Quote nur noch bei 88,8 Prozent. Macht zusammen 781 Kindergartenplätze zu wenig in Hagen.