Boloh. Der Flügelspieler der Feuervögel lebt mit seiner Frau Bailey am Boloh. In Hagen verspüren sie auf seiner ersten Profistation Glück. Ein Porträt.

Das haben wir so schon einmal gehört. Und zwar von Basketball-Bundestrainer Gordon Herbert, der in Hagen lebt. Ihn erinnert Hagen an seine Heimat Kanada. Herbert kommt aus Penticton, nur 342 Meilen von Seattle entfernt, wo Brock Mackenzie (24) herkommt. Auch er lebt nun in Hagen und ist Flügelspieler beim Basketball-Zweitligisten Phoenix. Gemeinsam mit seiner Frau Bailey, einer Kalifornierin, ist er hier. Und auch er sagt, dass ihn Hagen an jene Landschaft erinnert, wo jährlich Zehntausende Touristen hinreisen. Nordwest-Amerika und Südwest-Kanada. „Ich sage das nicht nur so: Ich fühle mich hier sehr, sehr wohl. Für meinen Start habe ich alles richtig gemacht“, sagt Brock Mackenzie. Der Start zu was? Wir erfahren es in einem einstündigen Gespräch in der gemütlichen Dachgeschosswohnung des Ehepaars Mackenzie.

Teil eines „We-Teams“: Brock Mackenzie
Teil eines „We-Teams“: Brock Mackenzie © WP | Michael Kleinrensing

Ich sage das nicht nur so: Ich fühle mich hier sehr, sehr wohl. Für meinen Start habe ich alles richtig gemacht.
Brock Mackenzie

Bailey Mackenzie (23) setzt sich eng neben ihrem Mann auf die Couch. Sie hat sich eine Decke über die Beine geworfen. Dabei ist es gar nicht so kalt. Der Winter war mit dem in Seattle jedenfalls nicht zu vergleichen. Sie ist ein wichtiger Part in dieser Geschichte. Denn sie hat die große Entscheidung getroffen, den Traum ihres Mannes mitzugehen. „Seit wir uns in der Schule kennengelernt haben, wollte Brock Basketballprofi werden. Und mir war klar, dass ich mitgehe, wenn er das schafft.“ Sie ist nicht nur Spielerfrau. Sie arbeitet für eine amerikanische Beratungsfirma. Aus dem Hagener Homeoffice. Die Welt ist digital viel kleiner geworden. Daneben schafft sie ihrem Brock ein Umfeld, in dem er Profi sein kann. Ernährung, Wohlbefinden, Training. Sie geht oft mit zum Training und fängt Rebounds für ihn, wenn er nach der Einheit einfach weiterarbeitet.

Die „Far-away-Arena“

In ihrem kleinen Hagener Kosmos haben sie sich eingerichtet. „Ischeländ“, die „Far-way-Arena“ und die gemütliche Wohnung. Die „Far-away-Arena“ , also die Weit-weg-Halle, so nennen sie die Sporthalle Volmetal, wo Phoenix viel trainiert. „Downtown sind wir selten. Wir mögen es hier oben am Boloh. Wir gehen gern spazieren“, sagt Brock Mackenzie. An der Wohnzimmerwand hängt ein Notiz-Board. Darauf steht: „Week 30“. Woche 30 in Hagen. Die Woche ist ziemlich genau aufgegliedert. Training, Mahlzeiten, andere Aktivitäten. „Wir sind sehr organisierte Menschen. Planung ist uns wichtig“, sagt Brock. Auch der über die weite Zukunft. Denn wenn er nicht trainiert, studiert er. „Mein Zeitfenster als Basketballprofi ist zehn oder ein paar mehr Jahre groß. Ich will danach als Finanzberater arbeiten. Dafür studiere ich.“

Erstmal zählt mein Moment. Wissen Sie, ich habe noch nie in einem Team gespielt, in dem ich jeden Spieler mag. Jeder, der Teamsport betreibt, kennt das ja. Es gibt immer Leute, mit denen man nicht gern allein in der Kabine ist. Hier ist das anders. Und ich finde auch den Blick auf die deutschen Spieler im Team sehr interessant. Im Gegensatz zu Amerikanern sind sie ja schon Profis, seit sie 18 oder 19 sind und trotz ihres jungen Alters sehr erfahren.
Brock Mackenzie, Phoenix-Spieler

Das Wagnis Übersee war mit viel Aufregung verbunden. Die erste Station im Ausland. Wo gehst du hin, wenn die Welt sich dir öffnet? „Ich habe dabei sehr viele Gespräche mit Chris Harris geführt. Er hat mir berichtet von Hagen. Von den Leuten, von der Tradition, von Phoenix und natürlich . . .“, Brock Mackenzie unterbricht sich kurz, dann sagt er: „Von der Halle.“ Die Amerikaner kennen Arenen für über 20.000 Zuschauer. Sie kennen große Zuschauermassen. Aber Fankultur und Lautstärke machen eben doch einen sportkulturellen Unterschied. „Wenn die Ischelandhalle voll ist und wir gut spielen, ist es so laut. Die Atmosphäre ist schon unvergleichbar mit allen anderen Hallen, in denen wir spielen.“

„Die Atmosphäre in der Ischelandhalle ist unglaublich“, staunt Brock Mackezie.
„Die Atmosphäre in der Ischelandhalle ist unglaublich“, staunt Brock Mackezie. © WP | Michael Kleinrensing

Profitum und Ehrenamt

Jedes Jahr kommen Hunderte Amerikaner über den großen Teich, um in Europa zu spielen. Auch viele Mitspieler und Freunde von Brock Mackenzie. Er nennt keine Namen und keine Klubs, sagt aber: „Manche sind an Orten gelandet, wo sie nicht glücklich sind. Wo es schwierig ist.“ Er sei froh, dass Hagen der erste Ort sei, an den es ihn verschlagen hat. „Nicht nur die Leidenschaft der Menschen hier für Basketball, sondern auch die Professionalität des Klubs. Ich weiß, dass es im Umfeld auch viele gibt, die ihre Freizeit für den Klub aufbringen.“ Trotz dieser Mischung aus Hauptamtlichen und Ehrenamtlichen sei die Professionalität der „Organisation Phoenix Hagen“ riesig. Mackenzie nennt Physio Jonas-Müller-Preuß oder die Assistentin der Geschäftsführung, Patricia Ketzel, die alle nur „Padde“ nennen. „Ruf Sie an, wann immer es sein muss und sie hilft dir bei einem Problem. Das ist nicht selbstverständlich“, sagt Mackenzie.

Kurztrips durch Europa

Wenn der Spielplan es zugelassen hat, hat sich das Paar zuletzt ins Auto gesetzt. Amerikaner sind schmerzfrei, was Distanzen angeht. Sie wären „drüben“ gewesen, sagt Bailey Mackenzie. Sie meint Paris. Knappe fünf, sechs Autostunden von hier. „In Österreich waren wir auch ein Wochenende. Wir haben die Alpen gesehen.“ Sie erzählen das so, als würde man selbst einen Ausflug nach Breckerfeld machen. „Und Schweden muss sehr schön sein, wie wir von Freunden hören“, sagt Brock Mackenzie. Ist das ein Fingerzeig? Zur nächsten Saison? Auf die Frage war Brock Mackenzie vorbereitet. Er gibt sich diplomatisch. Alles sei offen und der Klub ja schließlich auch ambitioniert, hochzugehen. „Das muss er auch. Phoenix gehört mit diesem Standort in die erste Liga.“

Wo geht es hin für Phoenix Hagen und Brock Mackenzie? In den Playoffs traut er seiner Mannschaft alles zu.
Wo geht es hin für Phoenix Hagen und Brock Mackenzie? In den Playoffs traut er seiner Mannschaft alles zu. © Hagen | Michael Kleinrensing

Brock Mackenzie denn auch? „Ja, ich kann dort spielen. Da bin ich mir sicher. Wir haben in der Vorbereitung gegen BBL-Teams gespielt und das traue ich mir durchaus zu“, sagt Mackenzie, ohne dass es konkrete Ansatzpunkte gebe. „Erstmal zählt mein Moment. Wissen Sie, ich habe noch nie in einem Team gespielt, in dem ich jeden Spieler mag. Jeder, der Teamsport betreibt, kennt das ja. Es gibt immer Leute, mit denen man nicht gern allein in der Kabine ist. Hier ist das anders. Und ich finde auch den Blick auf die deutschen Spieler im Team sehr interessant. Im Gegensatz zu Amerikanern sind sie ja schon Profis, seit sie 18 oder 19 sind und trotz ihres jungen Alters sehr erfahren.“

„Erstmal zählt mein Moment. Wissen Sie, ich habe noch nie in einem Team gespielt, in dem ich jeden Spieler mag. Jeder, der Teamsport betreibt, kennt das ja. Es gibt immer Leute, mit denen man nicht gern allein in der Kabine ist. Hier ist das anders.
Brock Mackenzie

Seine Eltern und seine Schwiegereltern waren jüngst in Hagen und sehr überrascht. „Von der Stadt zum einen, weil sie sich das viel kleiner alles vorgestellt hätten. Aber auch vom Klub und von der Halle.“ Das ist er ja eben so. Gespräche über die Zukunft hier habe es konkret noch nicht gegeben. Mackenzies Blick geht auch viel mehr Richtung Playoffs. „Da müssen wir das Heimrecht sichern und dann traue ich uns auch einen Run zu. Wir haben zwei große Stärken. Erstens sind wir ein ‚We-Team‘. Bei uns ist keiner größer als die Mannschaft. Und zweitens können wir Defense spielen. Und auf die wird es ankommen.“

Brock Mackenzie muss los. Training. „Repition, ethic and passion“. Wiederholung, Einstellung und Leidenschaft.