Hagen-Mitte. Diskussion über Natur- und Dauerwald in Hagen. Ein Blick auf die Waldnutzung dieser Stadt und welche Perspektiven es gibt

Wälder sind für den Klimaschutz von höchster Bedeutung. Es gibt dabei unterschiedliche Arten von Wäldern, bewirtschaftete mit mehr oder weniger intensiver Holznutzung, oder Naturwälder ohne jegliche Nutzung. Den Anteil der Naturwälder in Hagen auf 20 Prozent zu erhöhen und den Rest als extensiv bewirtschafteten Dauerwald zu betreiben, hat sich das Klimabündnis Hagen auf die Fahnen geschrieben. Das Bündnis ist ein Zusammenschluss von mehreren örtlichen Akteuren, wie z.B. der BUND, das Allerwelthaus, oder Fridays for Future Hagen. Über Naturwald und Dauerwald diskutierte das Bündnis mit vielen Interessenten und Akteuren am Dienstagabend im gut gefüllten Emil Schumacher Museum. Es war eine Gemeinschaftsveranstaltung des Museums, des Hagener Forums Nachhaltigkeit, der VHS Hagen und des Rotary Clubs Hagen.

Das Thema Dauerwald

Florian Diehl, Waldpädagoge vom Marienhof Hagen, eröffnete die Vortragsreihe mit einer Einführung in das Thema Naturwald. Der Naturwald darf sich selbst entfalten, es gibt keine direkten menschlichen Einflüsse, die Holznutzung ist tabu. Naturwald sei vielfältig, sagt Diehl: „Das Ziel beim Naturwald ist es, möglichst alle Waldtypen abzubilden. Diese Wälder können dauerhaft Kohlenstoff speichern. Ein Naturwald ist schlichtweg eine Fläche, die aus der Nutzung genommen ist“.

„Das Ziel beim Naturwald ist es, möglichst alle Waldtypen abzubilden. Diese Wälder können dauerhaft Kohlenstoff speichern. Ein Naturwald ist schlichtweg eine Fläche, die aus der Nutzung genommen ist“.
Florian Diehl, Waldpädagoge

Ein weiterer wichtiger Vorteil sei die deutlich höhere Wasserspeicherkapazität im Boden. „Der ganz große Vorteil von Naturwäldern ist die Biodiversitätsschutz“, ergänzt Florian Diehl. Gemeint ist damit, dass in einem Naturwald ein buntes Mosaik von jungen, alten und toten Bäumen mit einer Fülle an Lebensräumen für viele Tiere, Pflanzen und Pilze entsteht. Tote Bäume werden dabei durch Käfer, Würmer und andere Tierarten wieder dem Nährstoffkreislauf zugeführt.

Das Thema Dauerwald wurde von Adrian Mork, Leiter der Stabsstelle Klimaschutz, Energie und Nachhaltigkeit der Bezirksregierung Arnsberg beleuchtet. „Statistisch bewegt sich unsere Temperatur seit 30 Jahren kontinuierlich nach oben. Wir stehen wirklich auf Kante was unser Klima angeht und insbesondere stehen auch unsere Wälder auf Kante“, betont Mork die Wichtigkeit der Themen Wald, Hitze, Baumarten und CO2-Bindung.

 Szene einer Rodung im Helfer Wald.
 Szene einer Rodung im Helfer Wald. © Hagen | Michael Kleinrensing

Ziel in Deutschland sei es, dass fünf Prozent der Waldflächen aus der Nutzung genommen und zwei Prozent Wildnisflächen werden sollen. Beide Ziele seien bisher nicht erreicht worden. „Wenn im Privatwald doch eher die Gewinnerzielung und die Holzerzeugung im Vordergrund stehen, dann muss umso mehr der Kommunalwald eine Gemeinwohlorientierung haben“, fordert Mork. Der genutzte Dauerwald sei dabei eine Brücke zwischen dem Naturwald und dem genutzten Wald. Wesentliches Merkmal ist dabei die Einzelbaumnutzung zu verschiedenen Zeiten - also keine Kahlschläge und Aufforstungen auf großen Flächen

Mehr Gemeinwohlorientierung mit Blick auf den kommunalen Wald? Die Forderung steht im Raum.
Mehr Gemeinwohlorientierung mit Blick auf den kommunalen Wald? Die Forderung steht im Raum. © WP | Michael Kleinrensing

Praxis im Hagener Stadtwald

„Unser Stadtwald ist Erholungsgebiet für die Bevölkerung, senkt die Lufttemperatur und die Wasserverdunstung, es geht weiter mit der Windruhe, der Luftreinigung, dem Erosionsschutz und der Regulierung des Wasserhaushaltes“, verdeutlicht Stadtförster Martin Holl die vielen positiven Eigenschaften des heimischen Waldes. „Der Landschafts-, Natur-, und Artenschutz, aber auch die Holznutzung sind für uns ganz wichtig“, ergänzt Thomas Jung. Früher gab es auch in Hagen die sogenannte Kahlschlagswirtschaft im Wald, aber ab den 90er-Jahren erfolgte die Umstellung auf eine naturgemäße Waldbewirtschaftung, das Prinzip des Dauerwaldes „Das bedeutet der Verzicht auf Kahlschläge, Buchen wurden für den Baumwechsel eingebracht und der Aufbau von gemischten, strukturreichen Beständen wurde forciert. Heute setzt man auf Naturverjüngung und Einzelbaumentnahme, wie Hagener Spaziergänger es bei der Durchforstung des Fleyer Waldes – unsere Zeitung berichtete – sehen konnten.

Forstbetrieb erzielt keinen Gewinn

Für die Hagener Kasse erzielt der Forstbetrieb keinen Gewinn. „Wir werden immer ein Zuschussbetrieb bleiben“, sagt Holl. Auf der Plusseite des Hagener Stadtwaldes stehen 40 verschiedene Baumarten, die Fichte hat dabei einen Rückgang von 83 Prozent und die Buche hat deutlich zugenommen. „Ich vertrete die Meinung, dass wir im Wald nur da aus der Bewirtschaftung herausgehen, wo es sinnvoll ist. Und nicht nur um auf den Wusch der 20 Prozent zu kommen“, erklärt Martin Holl abschließend.

Aber immerhin, 14 Prozent der Waldfläche des WBH sind bereits aus der Nutzung genommen worden. Zur Freude der Forstleute bekam der WBH für die Waldbewirtschaftung im Jahr 2022 eine sehr gute Beurteilung bei einer Zertifizierung im Rahmen der Forsteinrichtung des Landes. Nach den Vorträgen wurde das interessante Thema noch eifrig in kleinen Runden mit den Referenten diskutiert. Ein gelungener Abend im Emil Schumacher Museum.