Hagen. Trotz der Enge auf dem Innenstadt-Ring soll in Hagen die Potthofstraße nicht wieder für den Pkw-Verkehr geöffnet werden.
Hauptverkehrszeit in der Hagener Innenstadt – auf dem Märkischen Ring stehen in Fahrtrichtung Finanzamt vor der Kreuzung Rathausstraße die Autos bis zum CVJM-Heim still. Der Hauptgrund: Der Linksabbieger in Richtung Volme und Potthofstraße ist mal wieder hoffnungslos überlastet, sodass die Wartenden sich weit in die linke Geradeausspur zurückstauen und den Durchfluss verstopfen. „Diese Spur hat nur eine eingeschränkte Leistungsfähigkeit, zumal sie auch von mehreren Buslinien aus Richtung Emst genutzt wird“, machte sich daher SPD-Ratsherr Jörg Meier zuletzt in der Adventszeit in der Bezirksvertretung Mitte dafür stark, die Potthofstraße zumindest aus Fahrtrichtung Simon-Cohen-Brücke wieder für den Individualverkehr zu öffnen.
Eine Zufahrt für 500 Parkplätze
Ein Vorstoß, der Parkplatz-Betreiber Paul Eckhardt aus der Seele spricht: „Meine Kunden ärgern sich immer wieder darüber, dass sie an der Kreuzung Märkischer Ring/Rathausstraße teilweise drei bis vier Ampelphasen abwarten müssen, um meine 54 Stellplätze an der Potthofstraße zu erreichen. Das Gleiche gilt natürlich auch für die 450 Stellplätze in der Rathaus-Galerie.“ Eckhardt plädiert daher ebenfalls dafür, zumindest für Rechtsabbieger wieder die Einfahrt in die Potthofstraße zu ermöglichen, um in den Hauptverkehrszeiten auf dem Ring keinen unnötigen Engpass zu produzieren. „Zumal auf dem Abschnitt ohnehin kaum noch Radfahrer unterwegs sind, weil diese jetzt lieber die Mittelstraße nutzen“, so seine Beobachtung. „Es müsste doch möglich sein, auf diesen 95 Metern zwischen dem Ring und der Dahlenkampstraße ein vernünftiges Miteinander zu organisieren.“
Die Fachverwaltung im Rathaus fremdelt derweil mit dieser Idee, weil es in der Potthofstraße vorzugsweise darum gehe, den ÖPNV zu beschleunigen und dem Radverkehr Vorrang einzuräumen – dies sei auch politischer Wille im Rahmen der Verkehrswende. Zudem führe die offizielle NRW-Radroute vom Hagener Süden und aus Eilpe kommend über die Simon-Cohen-Brücke und weiter durch die Potthofstraße. Würde man an diesem Abzweig das Rechtsabbiegen für den Auto-Verkehr wieder zulassen, würde die Zweirad-Fraktion einem deutlich erhöhten Risiko ausgesetzt: Rechtsabbiegeunfälle im toten Winkel seien die häufigste Ursache für schwere und tödliche Unfälle im Zusammenhang mit Radfahrern, warnt die Verwaltung. Eine Gefahren-Abschätzung, die ausdrücklich auch der Allgemeine Deutsche Fahrradclub teilt.
Adventslösung hat sich bewährt
Eine Ausnahme gab es allerdings während der Adventswochen für die Hagener Straßenbahn: Den Buslinien 518, 519, 527 und NE2 wurde während der Weihnachtszeit gestattet, wieder durch die Potthofstraße in Richtung Rathaus zu rollen. Da die Fahrzeuge beim Abbiegen ohnehin mit Schrittgeschwindigkeit unterwegs sind, sei das Konfliktrisiko mit den Zweiradnutzern überschaubar, wurde dieser Versuch gestartet, um zugleich den Linksabbieger an der Rathausstraße zu entlasten.
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Eine Regelung, die sich offenkundig bewährt hat, so eine erste Bilanz des Fachbereichs Verkehr. Vor allem habe sich die Pünktlichkeit der Busse, die den Linksabbieger-Rückstau umfahren konnten, deutlich verbessert, berichtete die Hagener Straßenbahn AG. Das Hagener Verkehrsunternehmen sprach sich entsprechend gegenüber der Verwaltung dafür aus, diese Routen-Führung auf Dauer zu etablieren. Eine Öffnung für den gesamten Individualverkehr, der beispielsweise das reichliche Parkplatzangebot an der Potthofstraße nutzen möchte, hält die Verwaltung allerdings schon deshalb für ausgeschlossen, weil damit ein Großteil der Fördermittel (etwa 150.000 Euro) für die zuletzt erfolgte Umgestaltung wieder zurückgezahlt werden müssten.
Für die Verkehrsexperten des Rathauses ergibt sich durch eine dauerhafte Verlegung des Buslinienweges zurück in die Potthofstraße aber auch ein Sicherheitsvorteil an der Kreuzung Märkischer Ring/Rathausstraße: Wer aus Richtung Finanzamt kommt und nach links zum Remberg abbiegen möchte, stellt immer wieder fest, dass ihm die Sicht blockiert wird, wenn in der Gegenrichtung ein Bus abzubiegen versucht. Dadurch kommt es immer wieder zu brenzligen Situation mit dem Gegenverkehr. Dies könnte sich erledigen, falls die Busse künftig wieder die Potthofstraße nutzen.
Erneuter politischer Vorstoß
Dazu gibt es bislang jedoch noch keinen politischen Beschluss. Diesen will jetzt Jörg Meier als Sprecher der SPD-Fraktion in der Bezirksvertretung noch einmal auf den Weg bringen: „Da die Bilanz aus der Weihnachtszeit ja offenkundig tatsächlich so positiv ausfällt, sollten wird überlegen, die Linienführung der Busse dauerhaft zu verändern.“ Allerdings möchte der Politiker vor dem Hintergrund der angestrebten Mobilitätswende die Diskussion um eine einseitige Öffnung der Potthofstraße zugunsten des Pkw-Verkehrs nicht wieder anpacken: „Wenn wir uns für diesen Kurs entschieden haben, gehört dazu auch, dass wir konsequent daran festhalten und keine Ausnahmen schaffen.“