Rummenohl. Warum sich die Hagenerin Waltraud Schroll als Holzretterin versteht und wie ihre Handschmeichler-Skulpturen entstehen.
„Ich verwende ausschließlich heimische Hölzer. Für mich wird kein Baum gefällt, kein Ast abgesägt“, sagt die Hagenerin Waltraud Schroll mit fester Stimme. Sie verstehe sich eher als Holzretter, „sonst würde das Holz verrotten oder zu Kaminholz oder Zaunpfählen verarbeitet“.
Das Waldretter-Projekt unserer Zeitung fände sie wichtig und gut, „dabei geht es ja auch darum, unsere Bäume zu schützen und die Natur zu bewahren“, sagt die Holzbildhauerin und fügt bescheiden an: „Mein Mann und ich haben auch schon etwas Geld für das Projekt gespendet, damit neue Bäume gepflanzt werden können.“
Aber zurück zu Waltraud Schrolls Arbeit. „Ja, Arbeit ist das richtige Wort. Dabei sehe ich immer schmuddelig aus. Und mein wichtigster Begleiter ist meine Kettensäge“, lacht die handfeste Frau. Durch das elektrische Werkzeug entsteht die grundlegende Form aus dem rohen Stamm. Dann wird das Holz geschliffen, geschmirgelt und poliert. „Zu Beginn nehm‘ ich 40er Schmirgelpapier, das ist schön grobkörnig, und dann arbeite ich mich bis zur 300er oder 400er Körnung durch“, erläutert die Expertin.
30 Schmirgeldurchgänge
An die 30 Schmirgeldurchgänge mache sie, das bearbeitete Holz werde dabei immer glatter und glatter, werde regelrecht zu einem Handschmeichler.
Seit fast 20 Jahren widmet sich die mittlerweile 63-Jährige der Holzbildhauerei, aus Holz lässt sie Skulpturen, die menschliche Körper, florale Gebilde, Engelwesen oder rein Abstraktes abbilden, entstehen.
In ihrer Werkstatt in Rummenohl verbringt Waltraud Schroll an manchen Tagen Stunden, „das Kirschholz dort hinten zum Beispiel, das wartet darauf, von mir endlich fertig gestellt zu werden“, deutet sie lächelnd auf eine noch unvollendete Arbeit im hinteren Bereich des Lagers hin.
Ihr Lieblingsholz? „Ich mag Obsthölzer. Am liebsten Pflaume. Pflaumenholz ist extrem dicht und hart, sehr dunkel und sieht aus wie Mahagoni – es ist einfach schön“. Andere Hölzer hätten aber auch Vorteile, wie Eiche zum Beispiel, „Eiche ist bei Feuchtigkeit nicht so empfindlich wie Buche oder Birke“, weiß Waltraud Schroll. Deshalb verwendet die Künstlerin für Outdoor-Skulpturen meist Eiche, „wenn ich solch eine Skulptur ab und an säubere, schmirgele und öle, kann sie jahrzehntelang draußen stehen.“
2003 Leidenschaft für Holz entdeckt
In jungen Jahren hat Waltraud Schroll gemalt, „ich war stets Autodidaktin“, sagt sie, 2003 hat sie dann ihre Leidenschaft für Holz entdeckt. „Meine erste Skulptur ist aus dem Baum eines Nachbarn entstanden. Es handelte sich um eine große Kastanie, die drohte, umzustürzen und deshalb gefällt werden musste.“ Seitdem habe sie von beinahe jedem Nachbarn im Volmetal schon Holz zur künstlerischen Verarbeitung bekommen.
Mitglied im Hagenring
Waltraud Schroll arbeitet als freie Holzbildhauerin und übernimmt auch Auftragsarbeiten.
Die gelernte Industriekauffrau und ihr Mann, der als Fotograf tätig ist, haben drei erwachsene Kinder.
Seit sieben Jahren ist die gebürtige Hagenerin Mitglied in der Künstlervereinigung Hagenring.
Waltraud Schroll praktiziert zwei Herangehensweisen: Entweder hat sie eine Idee, fertigt eine Skizze und schaut sich in der freien Natur nach geeignetem Gehölz um. Oder sie hat ein Stück Holz vor sich und fragt sich, was daraus entstehen könnte. „Beide Arbeitsweisen sind spannend, da ich im Vorfeld nicht genau weiß, was aus dem rohen Stamm tatsächlich herauskommt, da sich die Maserung erst im Verlauf des Arbeitsprozesses heraus kristallisiert“, sagt Schroll.
Eins ihrer jüngsten Werke ist ein geschwungenes Buchenbrett, das die Künstlerin anlässlich des Hagener Stadtjubiläums gefertigt hat. Die Skulptur greift thematisch den demografischen Wandel der Volmestadt auf.