Hagen. Immer wieder wurde in Hagen über die Wiedereinführung der Straßenbahn diskutiert. Warum das immer unwahrscheinlicher wird.

Dass es für die Wiedereinführung einer Straßenbahn in Hagen aktuell keine Mehrheit gibt, hatte sich abgezeichnet. Dass die Entscheidung im Umweltausschuss mit 5:6-Stimmen aber sehr knapp ausfallen würde, überraschte dann doch: Letztlich hat eine dünne Mehrheit den Vorstoß der Grünen abgelehnt, Gelder für ein Gutachten, das der Kämmerer angesichts der katastrophalen Haushaltslage sparen möchte, doch noch freizugeben.

Auch wenn wir uns derzeit in einer finanziellen Notlage befinden, steht dem ein noch dringlicherer Klimanotstand gegenüber.
Paul Kahrau - Bündnis 90/Die Grünen

Dabei hätte es in der Expertise für 330.000 Euro nicht nur um eine Straßenbahn gehen sollen. Alternative wäre ein höherwertiges Bussystem gewesen, das vorsieht, dass lange Busse, die wesentlich mehr Fahrgäste als die derzeit größten Fahrzeuge der Hagener Straßenbahn AG transportieren können, auf eigenen Spuren mit Vorrang über Kreuzungen rollen. Angetrieben werden diese Busse von E-Motoren. Von der Untersuchung, die die Politik im Sommer 2023 noch einstimmig beschlossen hatte, hatte man sich genauere Informationen darüber erhofft, wie in Hagen die Systeme hätten umgesetzt werden können und welche Kosten wiederum damit verbunden gewesen wären.

Keine Motivation zum Umstieg

„Auch wenn wir uns derzeit in einer finanziellen Notlage befinden, steht dem ein noch dringlicherer Klimanotstand gegenüber“, hatte Paul Kahrau (Bündnis 90/Die Grünen) argumentiert. Zahlreiche Versprechen, umweltverträgliche Verkehrsmittel zu fördern, blieben unerfüllt.

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Der Grünen-Antrag sei zwar sinnvoll, lasse sich aber leider nicht realisieren, so Werner König (SPD), dessen Fraktion nicht einheitlich abstimmte. Letztlich räumte er ein, dass es derzeit keinen ÖPNV in Hagen gebe, der Autofahrer zum Umsteigen motiviere.

Straßenbahn als Wolkenkuckucksheim

Es ist wenig sinnvoll, einem Wolkenkuckucksheim hinterherzulaufen.
Jörg Klepper - Fraktionsvorsitzender der CDU

Zwar entscheide man sich gegen das Gutachten, aber letztlich sei jedem klar, dass es in Hagen ein höherwertiges System brauche, so Jörg Klepper (CDU). Mit Blick auf die Wiedereinführung der Straßenbahn (Kostenprognose eine Milliarde Euro) machte er deutlich: „Es ist wenig sinnvoll, einem Wolkenkuckucksheim hinterherzulaufen.“

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Uneins blieben die Fraktionen darüber, ob es dieses Gutachten auch braucht, um ein höherwertiges Bussystem einzuführen und dafür an Fördergelder zu kommen. Ja - meinen die Grünen. Verwaltung und andere Fraktionen sehen das anders.