Breckerfeld. Ein ausgebüxter Elefant ist sein ungewöhnlichster Fall. Seit 40 Jahren ist Bernd Sander aus Breckerfeld Sachverständiger für Sicherheitstechnik.
Elefanten eilt ja der Ruf voraus, dass es sich um äußerst schlaue Tiere handelt. Dieser Elefant war nicht nur schlau, sondern auch geschickt. Auf irgendeine Art hatte er mit seinem Rüssel das Tor geöffnet. Und so war der Bulle aus seinem Stall in das große Gehege gelangt und hatte sich unter seine Artgenossen getummelt. Wie aber das?
Der ausgebüxte Elefant in einem großen deutschen Zoo ist nur einer von unzähligen Fällen, in denen es um Sicherheit und Schließsysteme geht, mit denen sich ein Breckerfelder in den letzten 40 Jahren auseinandergesetzt hat. Bernd Sander, einst selbst geschäftsführender Gesellschafter des Zaun- und Torherstellers Adronit, ist öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger - der dienstäteste des Landes. Ein Mann, der sich um ausgebüxte Elefanten ebenso kümmert wie beispielsweise um die Fehlfunktion einer Förderanlage, um die sich ein Automobilunternehmen mit dem Hersteller gestritten hat.
Wenn Fehler Folgen haben
„Die komplette Anlage wurde eigens in einer großen Halle nachgebaut. So etwas hatte ich bis dahin auch noch nicht erlebt“, erinnert sich Sander an jenen Fall, der zumindest von seinen Dimensionen einmalig war, „da geht es ja um Millionen-Summen.“
Es gibt die spektakulären Fälle, aber auch die tragischen. Die, bei denen letztlich Menschen zu Schaden kommen. „Wenn zum Beispiel jemand von einer Drehtür eingeklemmt und ernsthaft verletzt wird“, sagt Sander. „So etwas darf nicht passieren. Es muss Vorkehrungen geben, damit das verhindert wird.“ Oder das Kind, das an einem Rolltor hochklettert, welches dann plötzlich hochfährt. „Es hat einen Finger verloren. Auch hier gilt: Das hätte man im Vorfeld verhindern müssen.“
Akademie gegründet
Sander hat unzählige Gutachten geschrieben - für Firmen, für Privatleute und Gerichte. Und: Er hat - gemeinsam mit seiner Tochter Britta und seinem Geschäftspartner Markus Macal - eine eigene Akademie für „Peremiter Protection“ (den Schutz von Objekten) ins Leben gerufen, die regelmäßige Seminare und Fortbildungen anbietet. „Für uns arbeiten ausschließlich öffentlich-bestellte Sachverständige“, sagt Sander mit Blick auf den Begriff Sachverständiger, der ansonsten nicht geschützt sei, „das ist schon etwas Besonderes.“
Sander, mittlerweile 77 Jahre alt, der selbst Elektrotechnik studiert hat und über die Stationen Demag und Noell-Salzgitter bei Adronit eingestiegen ist, will kürzertreten. Für sein Breckerfelder Sachverständigenbüro hat er einen Nachfolger gefunden. Sander arbeitet mit Yannik Macal zusammen - ebenfalls öffentlich bestellter Sachverständiger.
Zoobesuch nur noch mit Enkeltochter
Bleibt noch die Frage nach dem Elefanten: Sander war damals vor Ort. Und - wie nicht anders zu erwarten - ist dem geschickten Rüsseltier auf die Schliche gekommen. „Ich habe das Gehege inspiziert. Das war schon ein kleines Abenteuer“, sagt der 77-Jährige, der heute beim Zoobesuch vorzugsweise mit seinen Enkelkindern vor statt im Gehege steht. „Es ging um die Breite der Gitterstäbe, um die Erreichbarkeit eines Schlosses und letztlich darum, wie gelenkig eigentlich so ein Elefantenrüssel ist.“
Sander findet die Ursache, und er legt dem Zoo eine technische Lösung nahe: „Das Tor wird seither elektronisch verriegelt“, so der Breckerfelder. Und das tonnenschwere Rüsseltier bleibt dort, wo es hin soll.