Hagen. Hagener Genossenschaftsbank kommt mit starken Zahlen aus den Krisenjahren. Anteilseigner dürfen sich auf stattliche Dividende freuen.
Wie hoch der Bilanzüberschuss 2023 in konkreten Zahlen ausgefallen ist, möchte Artur Merz, Vorstandssprecher der Märkischen Bank in Hagen, am Ende doch nicht verraten. Aber er wird bei der Vorlage der Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr nicht müde zu betonen, dass die Genossenschaftsbanker mit dem Jahresabschluss „sehr zufrieden“ seien, man die vorangegangenen Krisenjahre „mit Bravour gemeistert“, die Eigenkapitalquote weiter erhöht habe und die Bilanzsumme um 2,3 Prozent auf 1,65 Milliarden Euro gestiegen sei.
Blickt man auf das gesamte betreute Kundengeschäftsvolumen – also einschließlich Kundenwertpapieren, Bausparverträgen, Lebensversicherungen etc. –, legte die Märkische Bank sogar um 5,5 Prozent auf 3,55 Milliarden zu. Eine Entwicklung, von der vor allem die Anteilseigner (25.658 Mitglieder) profitieren: Der Vorstand schlägt eine stattliche Dividende-Ausschüttung von 4,25 Prozent vor.
„Vor dem Hintergrund der sich überlagernden Krisen ließ die Dynamik im Kreditgeschäft zwar etwas nach, es wurde dennoch ein Neugeschäftswachstum von 150 Millionen Euro erreicht“, erläutert Merz. „Unter Berücksichtigung der Tilgungen wurde so ein bilanzielles Kundenkreditwachstum von 1,7 Prozent auf 1158 Millionen Euro erzielt.“ Eine Entwicklung, die vorzugsweise durch das Firmenkundengeschäft getragen wurde, während die Nachfrage nach privaten Baufinanzierungen angesichts der Baukonjunktur, der Zinsen und der Energiepreise weiterhin schwächelt.
Hinzu kommen noch 35 Millionen Euro an Konsumentenkrediten über den Verbundpartner Easy-Kredit. Dafür setzt sich der Wachstumstrend angesichts der Zinsen bei den Kundeneinlagen (plus 4,7 Prozent) fort. Auch im Bereich Anleihen und Aktien entwickelten sich die Geschäfte wieder positiver.
Auf vielen Kanälen erreichbar
Insgesamt sieht die Märkische Bank sich weiterhin auf Erfolgs- und Modernisierungskurs, aber zugleich als ein Unternehmen im Wandel, das sich vor allem den Themen Digitalisierung und den sich verändernden Kundenwünschen stellt. So wurde die virtuelle Filiale „MB Direkt“ weiter personell unterfüttert, da sich die Kundenzahl im Vergleich zum Vorjahr nahezu verdoppelt hat. Hier lassen sich alle Beratungsleistungen, auch beim Thema Versicherungen, inzwischen abbilden. „Der MB Direkt kommt im Zusammenspiel mit den anderen, standortgebunden Filialen eine Schlüsselrolle zu“, wirbt Vorstand Achim Hahn zugleich für das „MB Direkt Business Center“. Dieses bietet bis hin zu Betriebsmittelkrediten oder kleineren Investitionsdarlehen über eine eigene Hotline den gesamten Bank-Service für Unternehmenskunden, Selbstständige und Freiberufler.
Eine Entwicklung, die sich natürlich im dünner werdenden Filialnetz widerspiegelt: So wird die Märkische Bank noch im ersten Quartal dieses Jahres ihre Dependance in Dahl schließen, die nach der Jahrhundertflut 2021 in Räumen der Brauerei untergeschlüpft war. „Sie wird nicht mehr so angenommen“, verweist Hahn auf den neuen, 180.000 Euro teuren SB-Pavillon, der gemeinsam mit der Sparkasse angeboten wird.
Die eigentliche Privatkundenberatung hat die Märkische Bank in Hagen inzwischen in den Dependancen in der Rathaus-Galerie sowie in Boele gebündelt, die Hauptstelle an der Neumarktstraße bleibt – neben dem Automaten-Geschäft – den Geschäftskunden und den Backoffice-Einheiten des Bankhauses vorbehalten.
Zudem wurden die Servicezeiten dem veränderten Kundenverhalten angepasst. Die Berater stehen im Herzen der City von Montag bis Donnerstag von 9 bis 18 Uhr sowie am Freitag von 9 bis 13 Uhr zur Verfügung. „Hier ist unser Kompetenz-Center für den Privatkunden“, verweist Merz zudem auf die Spezialisten für den Bereich Bauen und Wohnen. Die Filialen Boele, Breckerfeld, Gevelsberg und Herdecke sind von Montag bis Freitag von 9 bis 13 Uhr sowie am Donnerstag noch von 14 bis 18 Uhr geöffnet.
Arbeit als neues Miteinander
Parallel dazu vollzieht sich bei der Märkischen Bank unter dem Arbeitstitel „New Work“ auch ein Wandel in der Unternehmenskultur. Hier reicht das Spektrum, entwickelt in mehreren Mitarbeiter-Workshops, von modernen Bürowelten mit Lounge-Besprechungsräumen, höherem Homeoffice-Anteil bis hin zu aktuellster Technik. „Eine zeitgemäße IT-Arbeitswelt macht die Arbeit für Mitarbeiter und Kunden effizienter“, betonen Merz und Hahn unisono und verweisen zugleich auf den Fachkräftemangel.
Deshalb zeigt sich das Vorstandsduo auch für den Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) offen: „Virtuelle Assistenten und Roboterlösungen können Arbeitsprozesse erleichtern“, tastet sich das Bankhaus hier in neue Welten vor. Das gilt ebenso für die 20 Auszubildenden, unter denen sich inzwischen auch Fachinformatiker für Systemintegration sowie Kaufleute für Dialogmarketing finden.
„Ziel dieser Maßnahmen ist es“, so Merz, „eine generationsübergreifende Netzwerkkultur zu schaffen, die die Basis für die zukünftige Zusammenarbeit sicherstellt.“ Denn verhaftet im Schoß der genossenschaftlichen Familie, blickt die Märkische Bank trotz der gedämpften Wirtschaftsaussichten durchaus mit Optimismus in die Zukunft.
Dabei darf der kritische Blick auf die Rahmedetalbrücke und die verfallende Infrastruktur nicht fehlen: „Die bisherigen Standortvorteile durch die Lage in der Mitte Deutschlands werden mit jeder Baustelle und jeder Brückensperrung langsam, aber sicher hinfällig“, warnt Hahn, wobei Merz prompt nachschiebt: „Bei aller Unsicherheit: Die Chancen überwiegen!“