Hagen. Nach einem schwierigen Jahr 2022 zieht die Märkische Bank Hagen Bilanz: Das Ergebnis fällt besser aus als es die vielen Krisen vermuten lassen.
Die globalen und nationalen Schlagzeilen des Jahres 2022 haben naturgemäß auch das Geschäftsjahr der Märkischen Bank Hagen dominiert: Anhaltende Corona-Krise, Kriegsausbruch in der Ukraine, Lieferkettenprobleme und galoppierende Inflation haben – trotz der Renaissance des Zinsgeschäfts – dem Hagener Vorstandsteam mit dem Sprecher Artur Merz und seinem Kollegen Achim Hahn immer wieder Sorgenfalten beschert. „Wir blicken auf ein zufriedenstellendes Geschäftsjahr“, fasst Merz die Zahlen mit Blick auf eine Bilanzsumme von 1,61 Milliarden Euro (+6,3 Prozent) zusammen, um einordnend hinzuzufügen: „Angesichts der sich überlagernden Kriseneinflüsse kann man in solchen Zeiten nicht mehr erwarten.“ Trotz dieses Stimmungsdämpfers können sich die etwa 26.000 Kunden der Genossenschaftsbank über eine Dividende aus dem Jahresüberschuss von 2,5 Prozent freuen – anlässlich des 125-jährigen Jubiläums waren zuletzt sogar 3,25 Prozent ausgeschüttet worden.
369 neue Mitglieder
Hier einige Zahlen zum Marktgebiet Hagen/EN der Märkischen Bank: Mitgliederanzahl: 11.673; neue Mitglieder: 369; Kundenanzahl 29.997; neue Kunden: 1159; Kredite: 735,5 Millionen Euro; Kundeneinlagen: 732,4 Millionen Euro; Depotvolumen: 243,6 Millionen Euro.
Mit einem Neugeschäftsvolumen bei den Krediten von 230 Millionen Euro lag die Märkische Bank im Bilanzjahr 2022 auf dem hohen Niveau des Vorjahres. Dank der Nachfrage von Firmenkunden aber auch privaten Baufinanzierungen steigerte sich das Kundenkreditwachstum noch einmal um 5,6 Prozent auf insgesamt knapp 1,1 Milliarden Euro. Hinzu kommen noch einmal 36 Millionen Euro an Konsumentenkrediten über die Easy-Credit-Partnerschaft, was der Märkischen Bank in der Vergleichsgruppe bundesweit Platz 1 bescherte. Zugleich habe es keine gravierenden Kreditausfälle gegeben, was für die Krisenresilienz des Portfolios spreche, so Hahn.
Einlagen bringen wieder Zinsen
„Aber auch die Passivseite macht wieder Spaß“, verweist der Banker angesichts steigender Zinsen auf ein Wachstum von 4,9 Prozent bei den Kundeneinlagen auf in Summe 1,3 Milliarden Euro. Dabei erfreuten sich die Tagesgeldkonten sowie Termingelder gleichermaßen hoher Beliebtheit, verweist die Märkische Bank auf ihre Erfolgsstrategie, bereits deutlich vor den Mitbewerbern am Ort mit wieder attraktiveren Zinsangeboten auf die Kundschaft zugegangen zu sein.
Teile des Ertrages flossen in die Eigenkapitalquote, die mit 156 Millionen Euro deutlich über der regulatorisch geforderten Mindestquote liegt. „Durch diese solide Basis sind wir in der Lage, auch künftig die Kreditversorgung der heimischen Region sicherzustellen und zugleich die stetig steigenden Kapitalanforderungen der Bankenaufsicht zu erfüllen“, unterstreicht Merz, dass sich die 70.000 Kunden seines Hauses auch nach den Krisenjahren auf ein kerngesundes Kreditinstitut verlassen könnten.
Digitalisierung auf Vormarsch
Ausgesprochen erfreulich, so Hahn weiter, entwickele sich das Digitalgeschäft des Kunden-Dialog-Centers, das – neben den 24 Präsenz-Standorten im Geschäftsgebiet – mit 130.000 Kontakten im vergangenen Jahr zunehmend eine Schlüsselrolle einnimmt. Hinzu kommt in den nächsten Monaten ein neues „MB Direkt Business Center“ speziell für Unternehmenskunden, über das neben dem klassischen Service künftig sogar Darlehnsgeschäfte digital abgewickelt werden sollen.
Überhaupt liegt der Fokus – den Kundennachfragen entsprechend – zunehmend auf den digitalen Angeboten, die über Laptop oder Banking-App per Smartphone abgewickelt werden können. Hinzu kommen immer regelmäßiger papierlose Geschäfte garniert mit Unterschriften auf Pen-Pads sowie zahlreiche weitere digitale Lösungen. Wobei Vorstand Hahn im gleichen Atemzug betont: „Sichtbarkeit und persönliche Ansprechpartner gehören auch im digitalen Zeitalter zu unserem Markenkern.“ Traditionalisten sollten keineswegs abgehängt werden, und auch der Geld-nach-Hause-Service habe eine Zukunft.
Mobiles Arbeiten erhalten
Nach den Corona-Jahren bestimmt das mobile Arbeiten mal in einem Büro der Bank oder im Homeoffice auch bei der Märkischen Bank zunehmend den Alltagsrhythmus. „Hier wollen wir das Rad auch nicht wieder zurückdrehen“, verweist Vorstandssprecher Merz auf entsprechende vertragliche Regelungen mit einem Gros der 250-köpfigen Belegschaft. Zugleich sollen die bestehenden Räumlichkeiten nicht bloß in der Hauptstelle an der Ecke Neumarkt-/Bahnhofstraße umgestaltet und neue Büro-Welten etabliert werden. „Dieses New-Work-Konzept ist produktionssteigernd und senkt zugleich die Betriebskosten“, betont der Märkische-Bank-Chef, dass bereits 90 Prozent der Belegschaft auf Laptops umgerüstet worden seien. Allerdings solle die Homeoffice-Quote möglichst 40 Prozent nicht überschreiten: „Wir gehen hier zwar mit der Zeit, wollen aber auch die persönlichen Begegnungen weiter pflegen und somit unsere Unternehmenskultur bewahren.“
Perspektivisch blicken Artur Merz und Achim Hahn angesichts der sich weiterhin überlappenden Krisenszenarien rund um den Erdball „zurückhaltend optimistisch“ auf das Jahr 2023. Dabei heben sie nicht bloß auf die sich abzeichnenden Zinsschritte ab, sondern auch auf weitere potenzielle Krisenherde wie beispielsweise die politischen Lagen rund um Iran oder Taiwan. Zudem bremse die weiterhin relativ hohe Inflation das Konsum- und Investitionsverhalten ein. In dieser Gemengelage wolle die Märkische Bank sich weiterhin als verlässlicher Partner für Privatkunden und Betriebe in der heimischen Region behaupten.