Hagen. Die Süßwarenfirma Hussel ist insolvent. Die Angestellten in der Filiale in Hagen bangen um ihre Jobs. Das sagt der frühere Geschäftsführer Eklöh:
Ein Blick in die Fußgängerzone: In der Auslage vor dem Geschäft werden dekorativ verpackte Trüffel und Pralinen angeboten, im Laden selbst diverse Schoko- und Süßwarenartikel sowie Präsentideen präsentiert. Noch… „Wie es weitergeht, wissen wir auch nicht“, sagt eine Mitarbeiterin des Hussel-Geschäftes in der Hagener Innenstadt, während sie eine Pralinenschachtel gekonnt verpackt. Ratlosigkeit und Enttäuschung spiegeln sich in ihrem Gesicht wider. Die Süßwarenkette Hussel ist insolvent. Die Fachgeschäfte – auch jenes in Hagen in der Elberfelder Straße 8-10 – bleiben jedoch vorerst geöffnet.
Anfang Februar Insolvenz angemeldet
Zum Hintergrund: Der Confiserie- und Süßwarenspezialist Hussel, der norddeutsche Kaffeehändler Arko sowie der Teeverkäufer Eilles haben Insolvenz angemeldet. Alle drei gehören zur Deutschen Confiserie Holding. Die Anträge beim Amtsgericht Norderstedt wurden am 2. Februar im offiziellen Insolvenzportal Insolvenzbekanntmachungen veröffentlicht. Die drei Firmen unterhalten in Deutschland und Österreich insgesamt 224 Filialen. Rund 1200 Mitarbeiter sind dort beschäftigt.
Bereits das zweite Insolvenzverfahren
Es ist bereits das zweite Insolvenzverfahren innerhalb kurzer Zeit. 2021 hatten Hussel, Arko und Eilles als Folge der Corona-Krise eine Insolvenz in Eigenregie beantragt und sich letztlich retten können. 2018 hatten Arko und Eilles Hussel übernommen. Der Zusammenschluss sollte „attraktive Größenvorteile“ und die „Grundlage für ein gemeinsames Wachstum“ bilden.
Käufer wird gesucht
Aber zurück zur aktuellen Insolvenz: Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde der Hamburger Rechtsanwalt Dietmar Penzlin bestellt. Er erklärt auf seiner Homepage: „Nachdem die Unternehmen 2021 erfolgreich Schutzschirmverfahren durchlaufen hatten, haben verschiedene makroökonomische Effekte Ende 2023 die erreichten Stabilisierungserfolge wieder neutralisiert. Da eine weitere Finanzierung der außergerichtlichen Restrukturierung nicht darstellbar war, wird nun der Abschluss der Sanierung im Insolvenzverfahren angestrebt.“
Gemeinsam mit der Geschäftsführung habe er, Penzlin, bereits erste Maßnahmen umgesetzt. Die Vorfinanzierung des Insolvenzgeldes bis Ende März sei in die Wege geleitet. Ziel der Insolvenzverfahren sei eine Sanierung im Wege eines Insolvenzplans. „Die umfangreiche Investorenansprache wird noch im Februar erfolgen“, so der Rechtsanwalt weiter und spielt damit auf die Suche nach einem Käufer an. Die Eröffnung der Insolvenzverfahren sei zum 1. April 2024 geplant.
Auf der Homepage der Kanzlei „SjPP-Team“ mit Sitz in Hamburg (Alstertor 9), in der Penzlin tätig ist, steht außerdem zu lesen: „Es wird um Verständnis gebeten, dass derzeit noch keine weiteren Auskünfte zum Stand der Insolvenzverfahren erteilt werden können.“
Gestiegene Rohstoff- und Personalkosten
Auch Hussel selbst informiert auf seiner Homepage die Kunden: „Nachdem die Unternehmen 2021 erfolgreich Schutzschirmverfahren durchlaufen hatten, konnten die erzielten Erfolge aufgrund sinkender Einnahmen im Kontext gestiegener Rohstoff- und Personalkosten nicht gehalten werden und machen eine erneute Sanierung erforderlich. Die Gehälter unserer Mitarbeiter in Deutschland werden über Insolvenzgeld gesichert und der Geschäftsbetrieb unserer Filialen wird fortgeführt. Wir halten Sie über die künftigen Entwicklungen auf dem Laufenden.“
Auch interessant
- Hagener Feuerzangenbowle: Hütte wird verkauft
- Traurig: Schnäppchenjäger stöbern durch Westfalia in Hagen
- Möbelhaus XXXLutz will 2025 mit Neubau in Haßley starten
- Asia-Restaurant „Xiao“ steht in Hagen in den Startlöchern
- Wehringhausen: Das verbirgt sich hinter dem neuen Ideenlabor
Apropos Kunden: „Etwa die Hälfte unserer Kunden haben von der Hussel-Insolvenz etwas mitbekommen und fragen nach. Aber was sollen wir ihnen sagen?“, zückt eine von fünf Mitarbeiterinnen im Hussel-Laden in der Hagener Innenstadt die Schultern.
Filiale in der Badstraße seit 2019 geschlossen
Früher war eine weitere Hussel-Filiale in der Badstraße ansässig, diese wurde jedoch vor knapp fünf Jahren geschlossen. Dort ist seit Sommer 2019 das Sanitätshaus Fehske beheimatet.
Die Hussel GmbH gilt derzeit noch als Nummer eins im deutschen Süßwarenmarkt. Der Marktanteil liegt bei etwa zehn Prozent. In Deutschland und Österreich werden ca. 130 Filialen betrieben.
Auch Westfalia ist insolvent
Die Löhne und Gehälter der Hussel-Mitarbeiter sind über das Insolvenzgeld für die Monate Januar, Februar und März gesichert.
Die Hussel-Zentrale in Hagen-Bathey wurde im Sommer 2020 geschlossen.
Auch der Hagener Werkzeughändler Westfalia ist insolvent. Der Westfalia-Fachmarkt in der Pettenkoferstraße schließt vor Ostern.
Frühere Geschäftsführer äußert sich
Und was sagt Sven Eklöh als früherer Geschäftsführer der 1949 in Hagen gegründeten Süßwarenfirma Hussel? Er leitete von 2002 bis 2016 das Unternehmen, das früher in Hagen-Bathey ansässig war. „Ob es dieses Mal einen Rettungsanker geben wird? Nun, das würde wohl jeder gern wissen“, so Sven Eklöh, der mittlerweile einen Rewe-Markt in Hohenlimburg betreibt.
Aus „alter Verbundenheit heraus“ bietet er in seinem Supermarkt auch einige Produkte von Hussel an. „Zum Beispiel Pralinen, Hohlfiguren aus Schokolade und Fruchtgummi. Aber meine Regale mit den Hussel-Artikeln leeren sich langsam. Ich bin gespannt, ob überhaupt noch eine nächste Lieferung kommt“, spekuliert Eklöh.
Kaufhäuser in den Innenstädten fehlen
Ein Grund für die Hussel-Pleite liegt für den 61-Jährigen auf der Hand: „In meinen Augen bilden gut sortierte Fachgeschäfte eine Nische, die überleben kann. Knackpunkt: Meistens siedeln sich besagte Fachgeschäfte in der Innenstadt in Nähe von Kaufhäusern an. Aber viele Kaufhäuser, die früher als Magnete in der City galten, schließen. Das ist ein Teufelskreis und alles sehr traurig.“