Hagen. Ihor Volchkov und Vitalii Shveider flohen vor dem Krieg und kamen nach Hagen. Bei der Firma Kubitz finden sie einen Job - trotz Sprachbarrieren.
Nein, es ist kein Zufall, dass Ihor Volchkov und Vitalii Shveider hier in der Produktionshalle der Firma Kubitz stehen. Sie flohen vor dem Krieg in ihrer Heimat. Und sie kamen nach Hagen. Und in Hagen, ihrer neuen Heimat auf Zeit, möchten sie arbeiten, sich integrieren.
Beide sprechen (noch) kein Deutsch. Beide haben dennoch hier, bei dem Unternehmen in der Bandstahlstraße, einen Job als Schweißer gefunden. „Es klappt hervorragend, wir sind ganz begeistert“, sagt Geschäftsführer Jens Kubitz, der die Firma von seinem Vater übernommen hat und sie in zweiter Generation leitet. „Sie sind motiviert, fleißig und zuverlässig. Das trifft auf viele unserer Mitarbeiter hier zu“, sagt Jens Kubitz.
Die Mitarbeiter sind in diesem speziellen Fall auch der Türöffner gewesen. Denn viele im Schmiedetechnik-Werk stammen aus Russland, der Ukraine oder Polen. „Sie können übersetzen, sich gegenseitig verständigen, da die Sprachen sich ungemein ähneln. Das hilft sehr“, sagt der Chef. Alexander Jokels ist Vorarbeiter, seit 1996 im Betrieb. „Wir sprechen Russisch untereinander. Es gibt auch keine Probleme, weil Russen und Ukrainer hier zusammenarbeiten. Es gibt mal Meinungsverschiedenheiten, ja. Aber immer im Rahmen. Wir verstehen uns alle gut.“
Schönes Beispiel für andere Unternehmen
Ihor Volchkov ist seit einem halben Jahr bei Kubitz beschäftigt, er wurde über die Agentur für Arbeit an den Betrieb vermittelt. Vitalii Shveider folgte drei Monate später. „Beide haben sich gut eingelebt und fühlen sich wohl. Ihor ist mit seiner Frau und seinem Kind nach Deutschland gekommen, beide leben in Hagen“, übersetzt Alexander Jokels für seine Kollegen. Beide haben in ihrer Heimat etwas ganz anderes gelernt - aber zumindest einen Bezug zum Schweißen. Ihor Volchkov reparierte Schiffe und schweißte in einem anderen Bereich, Vitalii arbeitete auf dem Bau, „hat sich aber super schnell hier eingefunden“, so Jens Kubitz.
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„Für uns ist das ein ganz wunderbares Beispiel, wie die Integration auf dem Arbeitsmarkt funktionieren kann und beide Seiten profitieren“, sagt Sandra Meermann vom Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit, die diesen Fall gerne beispielhaft nennen möchte, um auch andere Arbeitgeber in der Stadt zu motivieren: „Denn Sprachbarrieren sind bei der Arbeitsvermittlung die größte Hürde, obwohl die Qualifikationen zum Teil gegeben sind und die Leute sehr motiviert sind und arbeiten möchten - parallel absolvieren beide nun begleitende Sprachkurse. Auch das gehört dazu.“
55 Mitarbeiter in drei Werken
Die Firma, die es bereits seit 1980 am Standort gibt und die ursprünglich als Werkzeughandel aufgebaut wurde, hat nun zwei neue Mitarbeiter. Und die beiden Ukrainer haben eine feste Arbeit. „Es ist also eine Win-win-Situation“, betont Sandra Meermann.
Weg zur Fachkräftesicherung
Dieser Fall sei ein gutes Beispiel, dass „Fachkräfte ohne vertiefte Deutschkenntnisse trotzdem auf dem Arbeitsmarkt gleichwertige Arbeit leisten können. Wir fördern das mit umfangreichen Mitteln – und hoffen, dass sich andere Betriebe daran ein Beispiel nehmen und auch diesen Weg der Fachkräftesicherung gehen“, betont Ulrich Brauer, Sprecher der Agentur für Arbeit. Für eine persönliche Beratung und maßgeschneiderte Lösungen steht der Arbeitgeber-Service im Rahmen des Programm „Job-Turbo“ auch Firmen in Hagen zur Seite. Weitere Informationen gibt es für Interessierte unter: 0800-45555 20 (gebührenfrei).
Mittlerweile hat das zertifizierte Unternehmen, das neben der Windenergiebranche beispielsweise auch Aufträge für die Kaltwalzindustrie übernimmt, rund 3000 Quadratmeter Produktionsfläche, auf denen rund 55 Mitarbeiter arbeiten. „Wir haben eine eigene Konstruktion, sind spezialisiert auf Maschinenbau, Schmiedetechnologie und Lohnfertigung. Dass wir zwei Mitarbeiter ohne Deutschkenntnisse bei uns aufnehmen, ist für uns auch eine Neuheit - aber bis jetzt sind wir mehr als zufrieden“, so Jens Kubitz.