Hagen. Der Hagener Norden kann Karneval: Auch im Amtshaus in Boele wurde gefeiert. Alles über die Chefin des Caterings und den geheimen Knast im Keller.
Ausflug in den Hagener Norden: Ob am Marktplatz, vor dem Amtshaus oder vor Penny - überall ein großes „hallo“ und „Da seid ihr ja endlich“. Es scheint, als ginge man in Boele nicht einfach „nur“ zum Rosensonntagszug, um die Wagen und Fußtruppen zu bewundern, sondern auch, um Freunde, Bekannte und „Hans und Kranz“ mal wieder zu treffen. Am Rosensonntag gibt sich der Hagener Norden beinahe wie eine große Familie.
Viel los auf der Amtshaustreppe
Auch auf der Amtshaustreppe herrscht ein großes „Schön, dich zu sehen“-Gefühl. Beim herzlichen Begrüßen müssen beide „Parteien“ zwar darauf achten, von den langen Federn der Kopfbedeckungen der Würdenträger nicht erschlagen zu werden oder nicht auf Rocksäume langer Roben oder Umhänge zu treten, doch irgendwie haut alles hin.
Elf närrische Gesetze
Trotz lauter Musik von der Straße und Stimmenwirrwarrs auf der Treppe schafft es Oberloßrock Marco I., die „Elf närrischen Gesetze“ zu verlesen. In diesen wird zum Beispiel gefordert, dass der Spielplatz am Kreuzweg - sobald es die Witterung zulässt - nach den Wünschen der dort ansässigen Kinder und Familien umgebaut wird. Oder dass der Festplatz am Hilgenland für den symbolischen Wert von einem Euro in den Besitz der Loßröcke übergeht, um endlich mit dem Bau einer Festhalle in Boele beginnen zu können.
„Layla“ und Dönertaschen
Und vor dem Amtshaus? Da wird zu „Zehn nackte Friseusen“, „Das geht ab, wir feiern die ganze Nacht“ und „Layla“ getanzt und geschunkelt, da werden Dönertaschen und „Pommes rot-weiß“ verputzt, und das ein oder andere Bier wird gezischt. Tierisch ab geht‘s am Straßenrand: Kühe, Zebras und Delphine feiern gemeinsam, und überall sichtet man Tiger - in Plüsch, Pelz oder Filz.
Rosensonntagszug in Boele: Der Karneval in Bildern
Amtsstube wird zum Gastraum
Im Amtshaus selbst geht‘s hauptsächlich ums Stärken. Marina Gröning hat alles im Blick, tauscht leere gegen gefüllte Suppentöpfe und bringt neue Tabletts mit belegten Brötchen sowie frische Berliner Ballen in die Amtsstube, die am Sonntag zum Gastraum umgestaltet ist.
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Seit 23 Jahren arbeitet Marina Gröning im Boeler Amtshaus, und genauso lange ist sie die „Chefin des Caterings“ am Rosensonntag. „180 Portionen Käse-Lauch-Suppe, 200 belegte Brötchenhälften und Schnittchen sowie 250 Berliner Ballen haben wir für heute besorgt“, erzählt die stellvertretende Amtshausleiterin, die mit zwei Kolleginnen „den Tag schmeißt“.
Das Geld, das durchs Catering eingenommen wird, kommt einem Verein oder einer Institution im Hagener Norden zugute. „In jedem Jahr wird eine andere Einrichtung begünstigt und kann sich über eine finanzielle Unterstützung freuen, das ist doch schön“, sagt Marina Gröning und stellt ein weiteres Tablett mit Berliner Ballen auf den Tisch.
Gefängniszellen im Keller
Und der Keller im Boeler Amtshaus? Der bleibt verschlossen. Dort gab‘s vor zig Jahren übrigens Gefängniszellen, und zwei dieser Kammern im Souterrain existieren noch immer. „Aber da sind heute keine Gefangenen mehr drin, da gibt‘s nur noch Spinnweben“, beruhigt Amtshausleiter Burkhardt Wehner. Und fügt schmunzelnd an: „Obwohl, verhungern müsste dort niemand. In den Türen sind kleine Klappen angebracht, da könnte Essen durchgeschoben werden.“
Ein Stück blauer Himmel
Aber zurück ins Freie: Der Blick geht nach oben, und es zeigt sich ein Stück blauer Himmel. Heinz-Dieter Kohaupt, Bezirksbürgermeister Nord und seit 2005 gemeinsam mit Thomas Dörl Moderator des Boeler Umzugs, strahlt: „Kein Tropfen Regen. Wenn Boele schunkelt, scheint die Sonne.“