Breckerfeld. Torten und großzügige Buffets: Im Café Hoyer in Zurstraße ist alles noch echte Handarbeit. Wie ein Betreiberpaar seine Gäste „flashen“ möchte.
Es isst ja mit, das Auge. Und wenn dieses Auge dann durch die Glasscheibe der Theke blickt, dann mag das zum kurzzeitigen Aussetzen des Verstands führen, der ja eigentlich wissen müsste, dass irgendwann genug sein muss. Und trotzdem reift dieser Gedanke: einmal von rechts nach links. Einmal durch dieses Buffet. Einmal von der Schwarzwälder Kirsch über die Marzipan-Varianten bis man am Ende mitten im puderbezuckerten Apfelkuchen landet. Einmal von rechts nach links - und wenn es über Tagesetappen verteilt ist.
Als der Verstand sich wieder einschaltet, wird klar, dass dieses gewagte Unterfangen sich bei all der Reichhaltigkeit rein kalorientechnisch bis zum Eintritt der Fastenzeit kaum umsetzen lässt. Und so bleibt es bei diesem verführerischen Gedanken.
- Im Döner-Imbiss gehören Kunden zur Familie
- Klütinger Alm: Ein besonderer Ort der Gastlichkeit
- Zur Post: Wann ein Gastronom durchatmen kann
In Handarbeit zum Erfolg
Café Hoyer, Zurstraße, Breckerfeld. Der Namen ist zu kurz gesprungen. Dieses Café hat sich - ohne seinen ursprünglichen Charme zu verlieren - zu einem Restaurant entwickelt. Zu einem Ort der Gastlich-, der Behaglich- und der Gemütlichkeit. Jenny und Helge Hoyer, das Ehepaar, das dem Café seinen Namen gibt, hat es zu dem gemacht. In Handarbeit - im wahrsten Sinne. „Wir machen hier alles selbst.“
Café Hoyer ist ein Ort, der die Sinne befriedigt. Wenn man so will: rund um die Uhr. Was Gäste, die mit dem Frühstücksbuffet an einem Sonntag starten, sich zur Kaffee-Zeit durch die Kuchen- und Tortenvielfalt quälen, um am Abend noch à la carte zu speisen - zum Beispiel das Drei-Gänge-Menü mit dem Namen „Ganze gebratene Ganz“ - ebenfalls bei aller Versuchung an die Grenzen des Mach- und Verdaubaren bringen würde.
Die Leute flashen
„Wir tragen gerne groß auf, wir wollen die Leute abholen, indem wir sie auch mal flashen“, sagt Helge Heuer und blickt dabei auf den Samstagabend und den Sonntagmorgen - klassische Buffetzeit im Hause Hoyer, dessen kulinarische Anfänge an der Hauptstraße in Zurstraße jetzt etwas mehr als neun Jahre zurückliegen. „Ich bin gelernter Bäcker- und Konditormeister“, sagt Helge Heuer. „So haben wir auch angefangen - mit klassischen Backwaren und Torten, Kuchen und Kaffee.“
Gewandelt hat sich das erst kurz vor der Corona-Zeit, was sich im Nachhinein als ein Segen für den Familienbetrieb entpuppt hat. Als ein Segen in einer Zeit, die viele Gastronomiebetriebe am Ende nicht überstehen konnten. „Dadurch, dass wir den Restaurantbetrieb aufgebaut hatten, konnten wir auch außer Haus liefern“, beschreibt Helge Hoyer ein simples Konzept, das sich mit Kaffee und Kuchen kaum hätte umsetzten lassen. „Hinzu kam, dass wir - meine Frau und ich - im Grunde alles selber machen und dass sich das Haus in Familienbesitz befindet.“ Unten wird gearbeitet, oben gewohnt - die Übergänge (vor allem zeitlich) sind da fließend.
Drillingsbruder im Haus Tanneneck
Hoyer ist nicht der einzige in der Familie, den es in die Gastronomie verschlagen hat. Sein Drillingsbruder betreibt Luftlinie kaum zwei Kilometer entfernt das Haus Tanneneck in der Selbecke, das nächstgelegene Restaurant, wenn man sich in Richtung Hagen auf den Weg macht. „Wir verstehen uns bestens“, sagt Helge Hoyer und fügt mit einem Augenzwinkern hinzu, „das ist keine Konkurrenz. Ich würde eher sagen, das Geschäft bleibt in der Familie.“
Seine eigene Familie ist gewachsen - Frau und drei Kinder. Ob eines Mal in seine Fußstapfen treten wird? „Es ist zu früh, das zu beantworten“, so Hoyer, „der älteste ist ja erst elf Jahre.“
Ohne Herzblut geht es nicht
Derweil genießt Hoyer bei allem Stress die Selbstständigkeit: „Sein eigener Chef zu sein - das hat etwas“, sagt der Restaurantbetreiber und Küchenchef in Personalunion ist. „Es gibt einem Freiheiten. Auf der anderen Seite darf man die Stunden nicht rechnen. Es braucht schon eine gute Portion Herzblut.“
Erinnere mich übrigens noch an einen Abend im vorletzten Herbst. Ein Wild-Buffet (was schon eine Untertreibung ist) war aufgetischt, aufgetafelt, im Café Hoyer. Helge Hoyer hatte erreicht, wovon er just gesprochen hat: Ich war geflasht. Das Auge aß mit, der Verstand setzte aus und reifte dieser Gedanke: einmal, nur einmal von links nach rechts...