Hagen. Der Unternehmer Jörn Kreke (83) hat den Lifestyle-Konzern Douglas stark geprägt. Viele Hagener trauern um den beliebten Visionär. Einige Stimmen:

Trauer in Hagen: Der Einzelhandelspionier und „Douglas-Vater“ Jörn Kreke, der den Lifestyle-Konzern Douglas geprägt hat wie kein anderer, ist im Alter von 83 Jahren gestorben. Kreke war sein Leben lang Hagener Vollblutunternehmer, Einzelhandelspionier; er ist Träger des Verdienstordens des Landes NRW und Ehrendoktor der Fernuniversität Hagen.

Bis Juni 2001 Vorstandsvorsitzender

Bis Juni 2001 war Jörn Kreke Vorstandsvorsitzender des Lifestyle-Konzerns Douglas. Er übergab den Vorsitz nahtlos an seinen Sohn Henning weiter. Von Juli 2001 bis Dezember 2013 war Jörn Kreke Vorsitzender des Aufsichtsrates, ab 2014 war der charismatische Mann Ehrenvorsitzender des Douglas-Holding-Aufsichtsrates.

Jörn Kreke (rechts) gab den Douglas-Vorstands-Vorsitz nahtlos an seinen Sohn Henning weiter.   Foto: Michael KLEINRENSING / WP Lokalredaktion Hagen
Jörn Kreke (rechts) gab den Douglas-Vorstands-Vorsitz nahtlos an seinen Sohn Henning weiter. Foto: Michael KLEINRENSING / WP Lokalredaktion Hagen © WP Michael Kleinrensing | Michael Kleinrensing

Willensstärke und ein gutes Gespür

Was den wortgewandten Unternehmer, der Träger des Deutschen Marketingpreises und des Deutschen Handelspreises ist, stets ausgezeichnet hat? Seine Willensstärke, sein Gespür für ein gutes Geschäft und, wie er selbst immer versicherte, verlässliche Partner an seiner Seite.

Sein „größter Coup“

So hat Jörn Kreke oft betont, dass sein „größter Coup“ das Schalten einer Stellenanzeige gewesen sei. In besagter Anzeige suchte er einen „Geschäftsführer für Deutschlands größtes Parfümerieunternehmen“. Auf die Anzeige meldete sich damals Hans Hellwig und wollte wissen, wie viele Parfümerien der die Stelle zu Vergebene denn schon betreiben würde. Jörn Kreke musste einräumen, dass er noch keine einzige Parfümerie eröffnet hätte, jedoch fest planen würde, mit ihm – Hans Hellwig – Deutschlands größtes Parfümerieunternehmen aufzubauen. Hans Hellwig nahm die Stelle an und gemeinsam bauten Kreke und Hellwig sogar Europas größtes Parfümerieunternehmen auf.

Das Foto zeigt Dr. Jörn Kreke und ist im August 1986 in einer Douglas-Filiale entstanden.
Das Foto zeigt Dr. Jörn Kreke und ist im August 1986 in einer Douglas-Filiale entstanden. © Helga Reiher / WP | Helga Reiher

1940 in Köln geboren

Zum Hintergrund: Jörn Kreke wurde 1940 in Köln geboren, lebte aber Jahrzehnte in Hagen. Die Leidenschaft für den Handel erfasste ihn früh, da der Lebensgefährte seiner Mutter und sein leiblicher Vater – Herbert „Tom“ Eklöh – ein wahrer Handelspionier war, der zu Hause gern und begeistert über den Handel sprach. Durch „Tom“, wie Herbert Eklöh von seinem Sohn und von seinen Freunden genannt wurde, kam Jörn Kreke 1963 zu Süßwaren Hussel.

Der Beginn einer Erfolgsstory

1969 – damals war er gerade mal 29 Jahre alt – übernahm er von „Tom“ den Vorstandsvorsitz bei Hussel, nur wenige Monate später gab Kreke den Startschuss für den Erwerb der Douglas- und Hanhausen-Parfümerien - der Beginn einer Erfolgsstory.

Als Pionier, der er immer war, stieß er in neue Bereiche vor, übernahm Läden, modernisierte diese und setzte auf Internationalisierung. 1989 wurde die Hussel Holding AG in Douglas Holding AG umfirmiert, einen Einzelhandelskonzern, der sich aus den Branchen Parfümerie, Süßwaren, Buchhandel und Mode zusammensetzte.

Mit Leidenschaft Familienmensch

Dr. Dr. h.c. Jörn Kreke, der sich selbst stets als „normalen Kaufmann“ bezeichnet hat, war immer ein Familienmensch. Mit seiner Frau Gisela war er seit 60 Jahren verheiratet, gemeinsam haben die beiden drei Kinder und acht Enkel.

Seit 60 Jahren ein Ehepaar: Jörn Kreke und Ehefrau Gisela.
Seit 60 Jahren ein Ehepaar: Jörn Kreke und Ehefrau Gisela. © WP | WP-BILD,

In Hagen, wo ein Teil der Familie und die meisten Freunde leben bzw. lebten, fühlte sich das Ehepaar Kreke wohl, Jörn und Gisela Kreke urlaubten aber auch gern in Spanien, auf Korsika und auf Sylt.

Firmensitz war lange in Hagen-Bathey

Die Wurzel des Unternehmens Douglas war die Hussel Süßwarenfilialbetrieb GmbH, die 1949 durch Rudolf Hussel in Hagen gegründet wurde. 1962 wurde das Unternehmen in eine AG umgewandelt und Herbert „Tom“ Eklöh, ein Freund Hussels, übernahm 95 Prozent der Anteile.
Über Jahrzehnte befand sich der Firmensitz der späteren Douglas Holding AG in Hagen-Bathey in der Kabeler Straße 4. In den Jahren 2016/2017 zog der Konzern mit großen Firmenbereichen allerdings nach Düsseldorf.
2012 wurde die Douglas Holding AG zu großen Teilen durch einen Finanzinvestor, zu kleinen Teilen von der Familie Kreke persönlich übernommen. Die neuen Eigentümer trennten sich von der Börse. Es folgte eine strategische Neuausrichtung des Mischkonzerns, der bis 2014 wieder zu einer reinen Parfümeriekette wurde.
Die Firmen Uhren/Schmuck Christ, Süßwaren Hussel und Mode Appelrath-Cüpper wurden von Douglas verkauft. Das Unternehmen Thalia Bücher wurde ebenfalls veräußert.

„Leben und leben lassen“

Jörn Krekes Lebensmotto war stets „Leben und leben lassen.“ Und auch sein Motto als langjähriger Douglas-Chef war deutschlandweit bekannt: „Verkaufen mit Herz und Verstand – Wer kein freundliches Gesicht hat, darf kein Geschäft eröffnen.“

Jörn Kreke wird von vielen seiner Wegbegleiter als großzügiger Mensch, der sich selbst freute, wenn er anderen eine Freude machen konnte, bezeichnet.

Auch Hagens OB trauert um einen „großartigen Menschen“

Betroffen über den Tod Jörn Krekes zeigt sich auch Hagens Oberbürgermeister Erik O. Schulz: „Mit großer Bestürzung und aufrichtiger Trauer habe ich den Tod von Jörn Kreke zur Kenntnis nehmen müssen. Mit ihm verliert unsere Stadt eine herausragende Unternehmerpersönlichkeit, einen engagierten Förderer von zahllosen Projekten und Institutionen im wirtschaftlichen, wissenschaftlichen, kulturellen und sozialen Bereich sowie einen großartigen Menschen.“

Viele Spuren hinterlassen

Ganz im Sinne seiner tiefen Verbundenheit zu Hagen habe Kreke über Jahrzehnte an vielen Stellen in der Stadt Spuren hinterlassen, erinnert Schulz an die Elbers-Entwicklung und das Arcadeon: „Er fühlte sich dem facettenreichen kulturellen Leben in unserer Stadt eng verbunden und trat mit zum Teil großer finanzieller Unterstützung zum Beispiel für das Theater und unsere Museumslandschaft auf“, erinnert der OB zugleich an sein Engagement in Wirtschaftsverbänden, für die Fernuni sowie als Förderer der Evangelischen Stiftung Volmarstein.

Jörn Kreke fühlte sich dem facettenreichen kulturellen Leben in unserer Stadt eng verbunden und trat mit zum Teil großer finanzieller Unterstützung zum Beispiel für das Theater und unsere Museumslandschaft auf
Erik O. Schulz, Oberbürgermeister der Stadt Hagen

Schulz konnte bei seinen persönlichen Begegnungen auch dem Menschen Jörn Kreke näherkommen: „Es waren Begegnungen, die in meiner Erinnerung bleiben werden. In diesen Stunden sind meine Gedanken bei seiner Frau und seiner Familie, an deren Trauer ich zutiefst Anteil nehme.“

Eine absolute Persönlichkeit

Und auch der langjährige Wegbegleiter Christian Isenbeck, Geschäftsführer der Elbershallen in Hagen, unterstreicht: „Jörn Kreke war eine absolute Persönlichkeit. Wenn er in einen Raum mit Menschen kam, haben das alle Anwesenden sofort wahrgenommen.“ Und weiter: „Jörn Kreke hat unendlich viel für Hagen getan, ohne das er wollte, dass sein Engagement bekannt wurde.“

Treibende Kraft auf dem Elbersgelände

Christian Isenbeck erinnert daran, dass Jörn Kreke Ende der 1990er-Jahre als Mitinvestor und treibende Kraft dafür gesorgt hat, dass die Industriebrache „Textilfabrik Elbers“ in Hagen nicht abgerissen wurde, „er hatte Ähnliches in seiner Heimatstadt Köln erlebt und wollte das in Hagen verhindern“.

Ihm ist es gelungen, aus einer Industriebrache einen regelrechten Hotspot für Hagen zu schaffen
Christian Isenbeck

Kreke habe mit Geschäftspartnern und Freunden in puncto Elbers-Areal ein großes Stehvermögen gezeigt und in mehr als 20 Jahren den Aufbau des heutigen Kultur- und Freizeitquartiers Elbershallen in jeder Hinsicht begleitet. Isenbeck betont: „Jörn Kreke war oft vor Ort, und er war stolz auf das Erreichte. Ihm ist es gelungen, aus einer Industriebrache einen regelrechten Hotspot für Hagen zu schaffen.“

Esprit und Weitsicht

Auch Jörg Bachmann, Geschäftsführer des Hotels Arcadeon in Hagen-Halden, war ein Wegbegleiter Krekes: „Das Tagungshotel Arcadeon, das sich aus dem Lennetal heraus bundesweit einen exzellenten Ruf erarbeitet hat, wäre niemals ohne den Esprit und die Weitsicht von Jörn Kreke entstanden. Denn Anfang der 90er-Jahre wuchs auch in Deutschland in Anlehnung an Handlungsmodelle im angelsächsischen Raum das Interesse an Public-Private-Partnership-Modellen. Sie hatten schon damals das ambitionierte Ziel, die Stärken gewachsener staatlicher Institutionen und Strukturen mit privaten Einrichtungen und privatem Handeln zum gegenseitigen Nutzen zu verknüpfen“, so Bachmann.

Wobei alle Akteure von Beginn an spürten, dass erst die starke, durchsetzungsfähige und gleichzeitig integrative Kraft Jörn Krekes der Schlüssel zur Realisierung des Arcadeons war
Jörg Bachmann

Und weiter: „Vor diesem Hintergrund haben lokale Wirtschaftsunternehmen mit dem Vorstandsvorsitzenden der Douglas-Holding als Zugpferd an der Spitze, die Fernuniversität, die SIHK, die Stadt Hagen und das Land NRW gemeinsam die Finanzierung und Realisierung des Arcadeon-Projektes als Haus der Wissenschaft und Weiterbildung möglich gemacht. Wobei alle Akteure von Beginn an spürten, dass erst die starke, durchsetzungsfähige und gleichzeitig integrative Kraft Jörn Krekes der Schlüssel zur Realisierung war.“

Arcadeon als Herzensprojekt

Nicht nur für die Finanzierung, sondern auch für die bauliche Umsetzung habe sich Kreke persönlich stark engagiert, indem er unter anderem auch das Know-How und Engagement der Immobilienabteilung der Douglas Holding für die Errichtung des Arcadeons zur Verfügung gestellt habe, erinnert sich der Arcadeon-Geschäftsführer. Jörg Bachmann untersteicht außerdem: „Bis ins hohe Alter hat er uns mehr als zwei Jahrzehnte immer als Ratgeber mit all seinen Erfahrungen begleitet. Es war bei ihm immer spürbar, dass das Arcadeon eines seiner Herzensprojekte war.“