Hagen. . Es war die letzte öffentliche Hauptversammlung, zu der das Lifestyle-Unternehmen Douglas in die Stadthalle eingeladen hatte.

Diesmal war alles anders: Kein Park-Chaos am Straßenrand, keine Schlangen an der Stadthallen-Schranke, kein ­Tumult im Foyer, kein Gerangel um die Präsente-Tüten. Nein, alles ging beschaulich und ruhig zu, und ein Hauch von Wehmut lag über dem Wasserlosen Tal.

„Wir stehen vor einer neuen Ära“, betonte Dr. Henning Kreke, Vorstandsvorsitzender der Douglas Holding AG, zu Beginn der Hauptversammlung (HV). „Eine Ära geht zu Ende“ – so wohl eher das Empfinden der Besucher . . .

Apropos Besucher: Während zu Hoch-Zeiten an die 2000 Aktionäre aus ganz Deutschland anrückten, wenn der Lifestyle-Konzern mit Sitz in Bathey zur HV einlud, waren gestern knapp 300 Personen zu sichten.

Kein Wunder, schließlich haben fast sämtliche Aktionäre das Übernahmeangebot von Advent International und der Familie Kreke angenommen, sprich, haben ihre Aktien verkauft.

Emotional bewegender Moment

Lediglich „eine Handvoll Minderheitsaktionäre“ musste daraufhin zur gestrigen letzten öffentlichen HV eingeladen werden. „96,79 Prozent der Aktien gehören nun unserer gemeinsamen Bietergesellschaft ,Beauty Holding Two GmbH’“, erklärte Dr. Jörn Kreke, Vorsitzender des Aufsichtsrates mit ein wenig Stolz in der Stimme. Allerdings gestand der charismatische „Douglas-Vater“ auch, dass es sich für ihn um einen emotional bewegenden Moment handele. Schließlich feierte Jörn Kreke vor zwei Monaten sein 50-jähriges Dienstjubiläum. Und „sein Geschäft“ verabschiedet sich nun von der Börse . . .

1966 wurde das Unternehmen (damals noch Hussel) gegründet und ging 1966 an die Börse. Den Börsenrückzug begründet Jörn Kreke mit komplizierten Aktionärsstrukturen und Zeiten, die flexibelere Rahmenbedingungen im Handel erforderten.

Auffallend: In der fast leeren Stadthalle waren keine weiteren Angehörigen der Kreke-Familie zu sichten. In den Vorjahren waren diese stets zahlreich vertreten, ebenso fehlte der Familie-Eklöh-Zweig. Und obwohl Vater und Sohn Kreke unisono versicherten, die Familie bleibe auch künftig stark in der Unternehmung beteiligt, sah man einigen anwesenden Mitarbeitern ihre Verunsicherung deutlich an. Kein Wunder bei Sätzen wie „Die nächsten Jahre werden nicht einfacher werden“ und neuen Gesichtern in Vorstand und Aufsichtsrat.

Aus Tradition dabei

Auch für ihn war die letzte Douglas-Hauptversammlung „eine merkwürdige Veranstaltung“: Hans-Joachim Junge, Stadthallen-Küchenchef. „Ich war bei jeder HV in der Stadthalle dabei. Was hier früher los war . . .“, so Junge mit Blick durch das Foyer, in dem es gestern ungewohnt stressfrei zuging.

Auch Bärbel und Karl Schönfelder waren überrascht: „Mit so wenigen Leuten hatten wir nicht gerechnet.“ Wie seit vielen Jahren vertrat das Ehepaar aus Lünen seine Tochter bei der HV. „Unsere Tochter hat im Rahmen des Börsenrückzugs ihr kleines Aktienpaket verkauft. Bis auf zwei Aktien“, schmunzelte Bärbel Schönfelder. Die Einladung zur HV hätten sie und ihr Mann natürlich angenommen, „aus Tradition. Schade, dass es die letzte ist.“ Außerdem würde ihn das Prozedere rund um die Zwangsabwicklung der Minderheitsaktionäre interessieren, so Karl Schönfelder.